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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ihr aufgefallen, dass sich die vier recht ähnlich sahen – als wären sie miteinander verwandt. Je mehr sie aber in Ruhe darüber nachdachte, desto mehr gelangte sie zu einer anderen Ansicht. Ihre Entführer waren in Helens Gegenwart nie darauf bedacht gewesen zu schweigen – schlicht und ergreifend deshalb, weil sie eine andere Sprache sprachen. Helen kannte die Sprache nicht, glaubte sie aber einer Sprachgruppe zuordnen zu können. Viele der Worte erinnerten sie an das Alt-Byelorussisch, das in den abgelegeneren Teilen der Highlands von Gryphon noch immer gesprochen wurde. Helen war sich fast sicher, dass ihre Entführer sich eines Idioms bedienten, die der slawischen Sprachfamilie entstammte.
    Sollte dem tatsächlich so ein, drängte sich ihr eine hässliche Erklärung dafür auf. Ihr Vater hatte einmal erwähnt, dass die genmanipulierten »Supersoldaten«, die im schrecklichen Letzten Krieg Alterdes gekämpft hatten, ursprünglich in ukrainischen Laboratorien gezüchtet worden waren. Angeblich waren alle »Supersoldaten« während dieses Krieges vernichtet worden. Ihr Vater hatte jedoch die Ansicht vertreten, einige von ihnen hätten überlebt und lauerten noch immer inmitten der gewaltigen Menschenmassen irgendwo auf der Mutterwelt der Menschheit.
    Für diese genmanipulierten »Supersoldaten«, so hieß es, besaßen andere Menschen keinen höheren Stellenwert als Vieh. Oder als Spielzeuge zu ihrer Belustigung.
    Oder als Insekten …
    Dieses letzte Bild spendete ihr auf eigentümliche Weise Trost. Helen erkannte, dass sie die uralte Strategie einer der erfolgreichsten Spezies von Terra verfolgte: Wie eine Kakerlake würde sie Sicherheit in den Wänden finden.
    Helens Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und sie grub weiter.
     
    Victor
     
    Durkheim besuchte Victor im Krankenhaus. Wie immer war der Leiter der SyS-Abteilung der havenitischen Botschaft Terras kurz angebunden und kam gleich zur Sache.
    »Nichts Ernstes«, murrte er. »Ein paar spektakuläre Schnitte und Prellungen, aber nichts Schlimmes. Sie hatten Glück.«
    Durkheim war so dünn, dass er regelrecht ausgemergelt wirkte. Sein knochiges Gesicht mit den eingefallenen Wangen saß auf einem langen, dürren Hals. So wie der SyS-General am Fuß der Schnellheilwanne stand und auf Victor herabstarrte, erinnerte er Victor sehr an die Holobilder, die er von auf Ästen hockenden terranischen Geiern gesehen hatte.
    »Was ist denn geschehen?«, erkundigte Durkheim sich.
    Victor antwortete ohne zu zögern. »Ich wollte nur, dass Usher seine Trinkerei ein wenig einschränkt. Ist nicht gut für unser Image hier. Ich hätte nie gedacht …«
    Durkheim schnaubte. »Auf eine blödere Idee konnten Sie wohl nicht kommen!« In seiner Stimme schwang keinerlei Zorn mit. »Lassen Sie Usher in Ruhe, Junge. Offen gesagt, wäre es für alle das Beste, wenn er sich einfach zu Tode saufen würde.« Er legte die klauenförmige Hand auf den Rand des Tanks und beugte sich vor. Jetzt sah er wirklich aus wie ein Aasfresser.
    »Usher ist nur noch aus einem einzigen Grund am Leben: Er ist ein Held der Revolution – die Details sind unwichtig –, und Rob Pierre neigt manchmal zu Sentimentalität. Das ist alles. « Fauchend: »Haben Sie das verstanden?«
    Victor schluckte. »Jawohl, Sir.«
    »Gut«. Durkheim richtete sich auf. »Glücklicherweise hält Usher den Mund, deshalb brauchen wir nichts weiter zu unternehmen. Ich glaube nicht, dass er noch länger lebt als etwa ein Jahr – nicht bei der Menge an Whiskey, die er schluckt. Also halten Sie sich ab jetzt von ihm fern. Das ist ein Befehl.«
    »Jawohl, Sir.« Doch Durkheim war schon durch die Tür. Victor sah ihm hinterher und war wie immer verblüfft: Trotz seiner leichenhaften Erscheinung und des eckigen, unbeholfenen Gangs bewegte sich der SyS-Offizier recht schnell.
    Victor musste fast lachen. Die Art, in der Durkheim beim Gehen die Ellenbogen abspreizte, erinnerte an einen mit den Flügeln schlagenden Geier. Victor gelang es, seine Belustigung zu bändigen. So naiv war er nun auch nicht.
    Wie jedes Raubtier fraß auch Durkheim Aas. Trotzdem war er immer noch ein Raubtier, und ein sehr gefährliches dazu. Da hatte Victor nicht den leisesten Zweifel.
     
    Drei Stunden später entließ man ihn. Es war zu spät, um noch zur Botschaft zu gehen, deshalb beschloss Victor, in sein Apartment zurückzukehren. Er wohnte in einem riesigen aufragenden Komplex, in dem die Volksrepublik Haven eine Reihe von Apartments für ihr

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