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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sondern um endlich seine Verwirrung abzuschütteln. »Ich begreife es nicht. Klar, ich verstehe, warum er Parnell umbringen lassen will, sobald der einen Fuß auf Terra setzt. Aber wir haben schon darüber diskutiert – der ganze Offiziersstab! Wir haben nicht mehr als zwanzig Minuten gebraucht, um einhellig zu der Meinung zu gelangen – inklusive Durkheim! –, dass man uns automatisch die Schuld zuschieben wird, wenn Parnell etwas zustößt. Selbst wenn er nur auf dem Bürgersteig stolpert oder sich ein Virus einfängt.« Victor verzog das Gesicht. »Was den Propagandaschaden nur noch verschlimmern würde.« Sein verzerrtes Gesicht erstarrte zu einer Grimasse. »Ist das wirklich wahr, Kevin?«, fragte er leise. »Ich meine das, was Parnell deiner Meinung nach aussagen wird?« Unbewusst hielt er den Atem an.
    »Victor«, erwiderte Kevin mit gleichsam leiser Stimme, »an dem Tag, als ich erfuhr, dass Saint-Just diesen Tresca zum neuen Kommandanten des Gefängnisplaneten ernannt hat, habe ich beschlossen, ein Offizierspatent bei den Marines anzunehmen. Das war kein Menetekel an der Wand, sondern ein glühender Komet am Himmel! Jeder alte Hase im Untergrund kannte Tresca und wusste, was diese Ernennung bedeutete. Das war Saint-Justs Art, uns zu sagen, dass die guten alten Tage der Kameradschaft vorbei sind.« Er seufzte und griff blind nach der Colaflasche auf dem Beistelltisch neben der Couch. »Ja«, sagte er, »es ist wahr. Ich zweifle keine Sekunde daran.«
    Victor stieß heftig den Atem aus. Die Trauer, die ihm in jenem Moment ins Cesicht geschrieben stand, ließ ihn viel älter erscheinen.
    Zitternd rang Victor um seine Fassung. »In Ordnung. Aber ich verstehe noch immer nicht, wieso jetzt alles anders sein soll. Wir wussten – Durkheim hat es uns gesagt –, dass jeder in der Solaren Liga die Vorwürfe glauben würde, ganz gleich ob sie auf Tatsachen beruhen oder nicht. Und Durkheim hat uns geschworen, es handele sich nur um die Lügen eines alten legislaturistischen, elitaristischen Militärs. Man würde Parnells Aussage nur deswegen Glauben schenken, weil Harrington und er noch immer leben. In dieser Hinsicht hat man uns tatsächlich auf dem falschen Fuß erwischt. Wir haben gelogen, sie wären tot, und wer glaubt uns jetzt, wenn wir behaupten, die Geschichten, die sie aus dem Grab mitbringen, seien nun aber trotzdem allesamt erfunden?«
    Zum ersten Mal nippte der junge Offizier an seiner Flasche. »Ich verstehe immer noch nicht.« Er runzelte die Stirn. »Und du sagst, Bergren steht ebenfalls auf der Abschussliste. Wieso er?«
    Usher schnaubte. »Tatsächlich ist Bergren das Hauptziel , Victor. Ich glaube, nicht mal Durkheim schätzt die Chancen besser ein als fünfzig zu fünfzig, dass man uns wegen Parnell beschuldigen wird – auch wenn Parnell von Schwätzern umgebracht wird und noch ein Manty – Offizier in die Sache verstrickt ist. Aber er ist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Saint-Just. Durkheim ist weit mehr an echter Macht gelegen, als man ihm anmerkt. Bergren ist das letzte Überbleibsel aus dem legislaturistischen Regime. Er ist nach der Revolution nur deswegen als unser Botschafter hier geblieben, weil er das Glück hatte – oder das feine Gespür –, seine gesamte Familie mitgebracht zu haben. Deshalb konnte Saint-Just ihn nicht zur Rückkehr nach Haven erpressen, wo man ihn einfach eines beliebigen Vergehens für schuldig befunden und an die Wand gestellt hätte. Oder er wäre einfach ›verschwunden‹. Stattdessen hat man beschlossen, ihn hier an Ort und Stelle zu belassen. So konnte Bergren als lebendes Beispiel dafür dienen, dass das neue Regime die Legislaturisten nur wegen ihrer Verbrechen hinrichtete, und nicht etwa wegen ihrer Position. Nach dem Motto: ›Seht ihr? Wir haben doch einen von ihnen im Amt gelassen – den einzigen ehrlichen Mann in der Lasterhöhle aus Dieben –, als Leiter unserer Botschaft auf Terra.‹«
    Usher leerte die Flasche zur Hälfte, ehe er fortfuhr. »Aber jetzt …« In einem langen Zug trank er aus. Victor sah ihm dabei zu, und trotz der Qual, die ihn erfüllte, weil alles, woran er geglaubt hatte, vor ihm zu Staub zerfallen war, unterdrückte er ein Lachen. Usher behauptete vielleicht, dass er nicht so viel trank, wie es hieß – was Victor gern glauben wollte –; doch dieser mühelose, geübte Zug bewies, dass »nicht so viel« noch weit von »enthaltsam« entfernt war.
    »Aber jetzt ist alles anders.« Usher stand auf. Wieder lief er in dem

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