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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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dass es nach wie vor Verfechter der alten Schule gibt, die sagen: ›Tritt den Kakerlak so fest du kannst, das härtet ihn ab.‹«
    »Ja, aber die sterben aus«, setzte Nassios entgegen. »Die meisten Leute, die heute noch so denken, sind alte Säcke. Du weißt schon, solche Typen, die meinen, Sternenschiffe sollten mit Dampfmaschinen oder dem Rückstoßprinzip angetrieben werden … oder sogar mit Rudern. Santino ist für so einen Mist zu jung. Davon abgesehen, erklärt sich daraus noch immer nicht, warum er Nimitz so sehr auf dem Kicker hat.«
    »Vielleicht, vielleicht aber auch nicht«, erwiderte Basanta nachdenklich. »Du könntest Recht haben, Honor – mit dem, warum er sich so raubeinig gibt. Er ist nicht viel älter als wir, aber wenn sein Ausbildungsoffizier ihn genauso behandelt hat, dann führt Santino jetzt vielleicht einfach die alte Tradition fort.«
    »Und warum hackt er dann auf Nimitz herum?«, fragte Nassios herausfordernd.
    »Vielleicht gehört er zu den Menschen, die sich nicht von dem alten Vorurteil lösen können, Baumkatzen seien dumme Tiere«, schlug Bradlaugh vor. »Weiß Gott, mich hat’s auch ganz schön überrascht, wie schlau der kleine Teufel ist. Und ich hätte es Honor auch nicht geglaubt, wenn sie’s mir einfach nur erzählt hätte.«
    »Das könnte natürlich auch der Grund sein«, pflichtete Honor ihr bei. »Die meisten Leute begreifen den Unterschied zwischen einer Baumkatze und einem Haustier, sobald sie mal eine Katz in natura gesehen haben, aber das trifft längst nicht auf alle zu. Ich glaube, es hängt davon ab, wie viel Fantasie sie haben.«
    »Und Santino sprudelt nicht gerade über vor Fantasie«, warf Basanta ein. »Was uns wieder zu dem führt, was Honor zuerst meinte. Wenn er keine große Fantasie hat …«, sein Tonfall ließ darauf schließen, dass ihm ein weit bissigeres Wort auf der Zunge gelegen hatte, »dann behandelt er uns vielleicht wirklich genau so, wie sein Ausbildungsoffizier mit ihm umgesprungen ist. Nachdem er eine Ausbildungsmethode kennen gelernt hatte, kann er sich keine andere mehr vorstellen.«
    »Ich glaube nicht, dass ihm das einer beibringen musste«, murmelte Nassios, und obwohl Honor einen anderen Gedanken geäußert hatte, stimmte sie ihm innerlich zu. Sie war sich beinahe sicher, dass Santino kein Vorbild gebraucht hatte, sondern dass sein Verhalten auf seine Wesensart zurückzuführen war. Aber sie zweifelte keinen Augenblick, was er zu seiner Entschuldigung vorbrächte, spräche ihn einer seiner Vorgesetzten darauf an: Was er tue, sei »nur zum Besten« der Middys.
    »Falls er je jemanden gebraucht hat, der ihm einen Anstoß gibt, heute ist er jedenfalls Meister«, stimmte Basanta zu und gab sich einen Ruck. »Sagt mal, hat einer von euch eine der Simulationen gesehen, die Commander Hirake für uns vorbereitet?«
    »Nein, aber P.O. Wallace hat mich schon vorgewarnt, die würden ziemlich knifflig«, mischte sich Audrey ein, der offenbar ebenso an einem Themenwechsel gelegen war, und Honor lehnte sich zurück und nahm Nimitz in die Arme, während die anderen gemütlich fachsimpelten.
    Eigentlich hätte sie glücklicher sein müssen als jemals zuvor in ihrem Leben, sann sie, und in vielerlei Hinsicht war sie das auch. Aber Elvis Santino gab sich die größte Mühe, ihr Glücksgefühl zu trüben, und er war damit erfolgreich. Ungeachtet dessen, was sie den anderen sagen mochte, in einem Punkt war sie sich recht sicher: Das beleidigende, sarkastische und erniedrigende Verhalten, mit dem er jedem von ihnen begegnete – ganz besonders ihr und Nimitz –, entsprang einer tyrannischen Ader. Schlimmer noch, sie hegte den Verdacht, dass angeborene Dummheit diese Neigung noch verstärkte.
    Und dumm war Santino. Das bewies er allein schon durch seine Leistungen als Zwoter Taktischer Offizier der War Maiden .
    Sie seufzte stumm, presste die Lippen zusammen und machte sich noch einmal bewusst, welches Risiko sie einging, wenn sie sich gestattete, für einen Vorgesetzten Verachtung zu empfinden. Selbst wenn sie die Verachtung niemals nach außen zeigte, musste sie doch die Art beeinflussen, wie sie auf Santinos Befehle und auf seine endlosen Vorträge über die Pflichterfüllung eines Offiziers reagierte – und damit machte sie womöglich alles nur noch schlimmer. Aber sie konnte nicht anders. Auf der Akademie waren Taktik und Schiffsführung ihre Lieblingsfächer gewesen, und sie wusste, dass sie auf beiden Gebieten begabt war. Santino nicht. Er war

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