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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Sagen-Künderinnen. Es war also nicht so, als ob sie dringend noch eine weitere gebraucht hätten, und mich hatte das Verlangen nach dem menschlichen Geistesleuchten gepackt. « Erneut zuckte sie mit dem Ohr und begegnete dabei unverwandt Sagen-Winds Blick. » Wenn wir das Bedürfnis nach menschlichem Geistesleuchten verspüren, leugnen wir das weder vor unseren Jägern noch vor unseren Kundschaftern oder einem anderen Männchen. Schon andere Weibchen haben sich an Menschen gebunden, wenn auch nicht sehr viele. Es wäre falsch und unrecht von meinen Ältesten gewesen, mir das Recht auf eine solche Bindung zu verwehren, nur weil ich das Potenzial zu einer Sagen-Künderin habe. «
    » Du hast nicht ›das Potenzial‹, Wahlschwester «, sagte Sangeslust, die erstmals das Wort ergriff. » Du bist eine Künderin, ob du nun ihre Pflichten übernimmst oder nicht, das weißt du so gut wie ich. Wenn es von den Ältesten und Sagen-Künderinnen des Sonnenblatt-Clans tatsächlich falsch oder unrecht gewesen wäre, dir das Recht auf eine Bindung zu einem Menschen zu verwehren, war es dann nicht auch falsch von dir, die Verantwortung für deinen Clan von dir zu weisen – die Verantwortung, die mit einer Geistesstimme und -kraft einhergeht, wie du sie besitzt? «
    Dem offenen Vorwurf der Sagen-Künderin folgte mentales Schweigen. Unter Menschen, so hatte Asthüpfer gehört, hätte eine derart direkte Frage als Beleidigung gegolten – zumindest jedoch als ausgesprochen unhöflich, aber das war ein Punkt, den er ohnehin nie so recht begriffen hatte. Schließlich gab es keinen Grund, die Frage zurückzuhalten oder die damit verbundenen Gefühle zu verbergen. Schließlich konnte es einem der Leute unmöglich entgehen, wenn ein anderer sich mit dieser Frage beschäftigte oder diesbezüglich Vorbehalte hegte. Einige wenige Fragen stellten die Leute einander schlicht niemals; sie drehten sich um Themen, die selbst in den ältesten Sagenliedern als höchst privat erachtet wurden. Asthüpfer meinte, das sei so, weil die Vorfahren aus schmerzlicher Erfahrung gelernt hätten, dass solche Themen (wie etwa der Grund für den Vermählungswunsch eines Paars) mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Konflikten führten. Eine Gesellschaft, in der jeder Einzelne die Gedanken des anderen hören und dessen Geistesleuchten schmecken konnte, war natürlich kaum imstande, sämtliche Themen zu meiden, über denen es vielleicht zu Streitigkeiten kam. Abgesehen von Bereichen, die eiserner Brauch heiligte, begegneten die Leute einander mit einer Offenheit, die sich in einer geistesblinden Gesellschaft verheerend ausgewirkt hätte.
    Doch trotz alledem schwebten die Missbilligung und die offenen Worte der zweithöchsten Sagen-Künderin vom Hellen Wasser wie gebleckte Reißzähne über Goldene-Stimme. Einige tiefe Atemzüge lang blickte das jüngere Weibchen Sangeslust an, dann zuckte sie bekennend mit der Schwanzspitze.
    » Ich bin, was – und wer – ich bin, Sagen-Künderin «, sagte sie schließlich. » Weder habe ich um die Stärke meiner Stimme gebeten noch um mein Geistesleuchten oder meine Geisteskraft – genauso wenig, wie ich mir das Bedürfnis ausgesucht habe, das menschliche Geistesleuchten zu schmecken. Und meine Entscheidung hat mir gleichermaßen Trauer wie Freude eingebracht. «
    Ein gramvoller Stich durchzuckte ihr Geistesleuchten, als die subtile Trauer, die Asthüpfer gleich zu Anfang bei ihr geschmeckt hatte, an die Oberfläche brach. Nur einen Augenblick lang war das Gefühl zu spüren, doch alle, die es schmeckten, schraken zurück. Der Gram einer Sagen-Künderin war es, und er traf die Umstehenden mit der schallenden Macht, die der Stimme einer Sagen-Künderin zu Eigen war; in jenem sengenden Moment waren alle, die sich in Reichweite ihrer Geistesstimme befanden, bei ihr und erfuhren den schmerzlichen Verlust und die quälende Trauer, weil ihr adoptierter Mensch starb und die unerbittliche Klinge des Todes das zarte Geflecht durchtrennte, das Goldene-Stimme und ihren Menschen zu einem Wesen gemacht hatte, ohne ihnen die Einzigartigkeit zu rauben. Es war, als explodiere die Sonne über ihnen und zerstöre die ganze Welt – nicht durch Feuer, sondern durch bittere Kälte und völlige Einsamkeit. Asthüpfer kauerte sich auf allen sechs Gliedmaßen zusammen und presste den Bauch gegen den Ast unter sich, während die ungemilderte Nachbildung jenes qualvollen Momentes ihm die Kehle zuschnürte. Er schmeckte Goldene-Stimmes Bedürfnis, ihrem

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