Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
war, dem andermanischen Kreuzerkommandanten seine Unhöflichkeit mit Zinsen heimzuzahlen (und sie war sich selbst gegenüber so ehrlich zuzugeben, dass es sehr befriedigend sein würde), es änderte doch nichts daran, dass es der Hellebarde gelungen war, ihr unbemerkt diese Läuse in den Pelz zu setzen.
Warum Gortz beschlossen hatte, ihr solche Fähigkeiten zu offenbaren, blieb nach wie vor rätselhaft, doch ließ sich in den Taten des anderen Kommandanten eindeutig ein Muster erkennen. Er (oder sie) eskalierte langsam aber gleichmäßig, enthüllte dabei immer mehr raffiniertere Technik und nutzte zugleich die Gelegenheit, die Möglichkeiten der Jessica Epps auszuloten. Das war ein Grund, weshalb Ferrero sich solche Mühe machte zu verbergen, dass sie Geisterreiter einsetzte. Die nachgeschleppten Eloka-Plattformen, die sie Llewellyn als Teil seiner ›Übungsmanöver‹ hatte aussetzen lassen, waren kaum etwas Neues; man benutzte so etwas schon seit Generationen und würde es noch Generationen lang benutzen. Denn im Gegensatz zu den leistungsstärksten Drohnen wurden sie durch das Schiff, das sie ausgesetzt hatte, mit Energie versorgt, und das verlieh ihnen praktisch eine unbegrenzte Betriebsdauer. Dadurch konnten sie ferner außerordentlich starke Täuschsender, Störsender und Sensoren tragen, denn sie bezogen die zum Betrieb notwendige Energie ja vom Mutterschiff. Wenn Ferrero also mit ihnen die Plattformen der Hellebarde ausschaltete, benutzte sie dazu ›altbekannte‹ Technik.
Doch gleichzeitig würde sie Gortz zeigen, dass die Jessica Epps die Spione der Hellebarde bemerkt hatte, und zwar hoffentlich, ohne zu enthüllen, wann und wie es ihr gelungen war. Gortz sollte sich unbedingt erinnern, dass die beste Technik aller Sternnationen noch immer die RMN besaß, auch wenn die Andermaner große Fortschritte gemacht hatten. Ferrero hoffte inständig, dass diese Voraussetzung weiterhin zutraf.
Doch was Ferrero die eigentliche Vorfreude bereitete, war die andere Botschaft, die übermittelt werden würde. Denn wenn Lieutenant-Commander Harris die außerordentlich empfindlichen Spürsysteme an Bord der Drohnen in nutzlosen Schrott verwandelte, würde die persönliche Botschaft von Captain Erica Ferrero an Kapitän Gortz überdeutlich sein:
Leg dich bloß nicht mit mir an, du Klugscheißer!
24
»Mir gefällt es nicht.« Thomas Theisman klang milde, und er lehnte sich in seinem bequemen Sessel in Präsidentin Pritcharts Büro zurück. Sein Gesichtsausdruck indes wirkte alles andere als entspannt. Grimmig runzelte Theisman die Stirn, während er überdachte, was er gesagt hatte. »Es gefällt mir kein bisschen«, fügte er hinzu.
»Glauben Sie etwa, es gefällt mir?«, entgegnete Eloise Pritchart schroff. Theisman wusste, dass ihre Wut nicht ihm galt. »Andererseits lässt Kevins Bericht uns nicht besonders viele Möglichkeiten, oder?«
»Sie können den Mistkerl jederzeit feuern«, meinte Theisman.
»Das habe ich mir auch schon überlegt. Gründlich sogar«, gab Pritchart zu. »Leider hat er gewissen anderen Quellen zufolge die Absicht, eine Rücktrittsforderung meinerseits als verfassungswidrig anzufechten.«
»Verfassungswidrig?« Theisman starrte sie ungläubig an, und sie lächelte bitter.
»Nun, zumindest als rechtswidrig. Einer immerhin nicht ganz unbegründeten juristischen Lesart zufolge hat die Resolution, die alte Verfassung wieder in Kraft zu setzen, dem Kongress das Recht verliehen, meinen Kabinettsentscheidungen zuzustimmen oder sie abzulehnen.«
»Das ist doch lächerlich!«
»Ganz meine Meinung. Dadurch lässt sich Giancola aber nicht abhalten, mit der Sache vor Gericht zu ziehen, wenn ich versuche, ihn zu feuern.«
»Haben Sie mit Dennis darüber gesprochen?«
»Habe ich«, bestätigte ihm die Präsidentin. »Er ist der gleichen Meinung wie Sie. Leider hat die Quelle, die mir angedeutet hat, dass Arnold so etwas versuchen könnte, auch auf seine lange Freundschaft zu Oberrichter Tullingham hingewiesen.«
»Ach du Scheiße«, murmelte Theisman mit tiefem Abscheu.
»Ganz genau«, stimmte Pritchart ihm zu. »Ich bezweifle sehr, ob er auf lange Sicht gewinnen könnte, aber er könnte uns mit gerichtlichen Erörterungen wochenlang die Hände binden – wenn nicht sogar für Monate. Auf lange Sicht wäre das genauso schlimm. Folglich kann ich nichts unternehmen, um ihn zu bestrafen.«
»Uns bleibt zumindest noch eine andere Möglichkeit«, knurrte Theisman. Pritchart neigte
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