Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
den Kopf zur Seite, und er lächelte gepresst. »Wenn Sie ihn schon nicht feuern können, dann sorgen sie doch einfach dafür, dass Dennis den intriganten Hundesohn anklagt.«
»Den Außenminister anklagen?« Pritchart starrte ihn an.
»Verdammt richtig«, sagte Theisman. »Wir können ihm schließlich nachweisen, dass er Geheiminformationen ausgeplaudert hat, und das ist auf keinen Fall irrtümlich ›geschehen‹! Nicht angesichts des Sauhaufens, vor dem er Kevin zufolge darüber gesprochen hat.«
»Er ist aber auch Kabinettsminister«, entgegnete Pritchart. »Und auch wenn ich Ihnen persönlich hundertprozentig Recht gebe, verfügen die Leute, vor denen er ›geplaudert‹ hat, allesamt über die Unbedenklichkeitsbescheinigung für die höchste Geheimhaltungsstufe.«
»Aber außer seinem verlogenen Bruder hatte keiner die Freigabe für diese Informationen, und außerdem bestand kein Grund, warum auch nur einer von ihnen davon in irgendeiner Weise erfahren musste«, versetzte Theisman. »Sie wissen genau, dass es jetzt, nachdem er sie eingeweiht hat, nur eine Frage der Zeit ist, bis die Informationen an die Öffentlichkeit geraten. Damit stehen wir wieder vor den gleichen Bedenken für die nationale Sicherheit wie an dem Tag, an dem wir beschlossen haben, das Projekt Schlupfloch weiterzuführen.«
»Ich bin Ihrer Meinung.« Pritchart rutschte tiefer in ihren Sessel und kniff sich müde in den Nasenrücken. »Das Problem ist nur, Tom, dass er uns damit in der Zwickmühle hat. Der politische Preis, den wir zahlen müssten, wenn wir ihn entlassen, wäre zu hoch, und Sie wissen genau, dass das auch für Ihren Vorschlag gilt. Wenn wir ihn anklagen und verurteilen lassen, dann muss genau das, was wir geheim halten wollen, vor Gericht offen gelegt werden. Es sei denn, Sie sind bereit, einen Geheimprozess gegen einen Kabinettsminister der Regierung zu führen, von deren Legitimität wir die Wähler noch immer zu überzeugen versuchen?«
»Ich …« Theisman setzte zu einer ärgerlichen Antwort an, dann besann er sich eines anderen und atmete sehr tief durch. Mehrere Herzschläge lang blieb er völlig still sitzen, dann riss er sich zusammen.
»Sie haben Recht.« Er schüttelte den Kopf. »Und das Schlimmste daran ist, ich habe keinen Moment lang bezweifelt, dass er es von Anfang an so geplant hat, um sich zu schützen, falls wir seine Absichten herausfinden.«
»Das ist ja eben das Problem, Tom. Wir wissen noch gar nicht, was er vorhat. Die Informationen, die er seinen Verbündeten mitgeteilt hat, sind für ihn Mittel zum Zweck, aber nicht der Zweck an sich. Natürlich, ich habe einige starke Vermutungen, was er letztendlich im Schilde führt, aber momentan wissen wir nicht genau, auf welches konkrete Ziel er hinarbeitet.«
»Kevin hat keinerlei Idee?« Theisman klang beinahe ungläubig, und Pritchart verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln.
»Kevin Usher hat die Instinkte einer paranoiden Katze und das Herz eines Löwen. Im Kern ist er ganz weich, aber er betreibt großen Aufwand, um das zu verbergen. Allerdings beherrscht er weder die Telepathie, noch besitzt er seherische Gaben. Wir können von Glück reden, dass er so viel herausgefunden hat. Und wir haben Glück«, gab sie zu, »dass er beschlossen hat, es mir persönlich zu melden.«
»Und wem hätte er es sonst melden sollen?«
»Wir haben Kevin aus gutem Grund für die FIA ausgesucht«, erklärte Pritchart geduldig, »denn er kennt einfach zu genau die Schattenseiten, die es hat, wenn man Informationen der inneren Sicherheit dazu benutzt, sich politische Vorteile zu verschaffen. Mit Recht könnte man alles, was Giancola bisher getan hat, auf ein schlechtes Urteilsvermögen und ein loses Mundwerk schieben. Auch wenn er einen Rechtsbruch begangen hat, könnte es einfach daran liegen, dass er zur Geschwätzigkeit neigt, und Kevin ist sich wahrscheinlich besser als jeder andere in dieser Stadt bewusst, wie groß die Spannung zwischen Giancola und mir ist. Deshalb garantiere ich Ihnen, dass er es sich zweimal überlegt hat, und vielleicht auch dreimal, bevor er mir Informationen übergeben hat, mit denen ich Giancola fertig machen könnte. Wahrscheinlich hätte er mir seine Erkenntnisse nicht mitgeteilt, wenn er mich nicht so gut kennen würde.«
»Wollen Sie damit sagen, er hätte seine Informationen unter einem anderen Präsidenten für sich behalten?« Theisman runzelte die Stirn. »Irgendwie passt das nicht zu dem Eindruck, den ich von ihm habe.
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