Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
mögliche Gefahren nachzudenken und sich Reaktionen zu überlegen. Und natürlich sollen Alice und Alistair ebenfalls instruiert werden und sich ihre Gedanken machen. Mit etwas Glück kommen wir so auf ein oder zwo nützliche Ideen. Außerdem weite ich die Einladungsliste für das heutige Abendessen aus. Ich möchte, dass wenigstens Sie, George, Alistair, Alice, Roslee, Wraith und vielleicht auch Rafe sich zum Abendessen zu mir und Captain Bachfisch gesellen.«
»Wird ihm das recht sein, Hoheit?«, fragte Brigham. Als Honor sie fragend anblickte, zuckte sie mit den Achseln. »Ganz offensichtlich hat er lange gebraucht, um sich hier zu etablieren. Wenn durchsickert, dass er dem manticoranischen Geheimdienst berichtet, könnte ihm das sehr schaden. Man könnte ihn deswegen sogar ermorden. Ich habe mich nur gefragt, ob es wirklich gut wäre, wenn so viele Leute erfahren, wer Ihre Informationsquelle ist. Ich befürchte zwar nicht, dass sich einer von ihnen verplappert, wenn die falschen Ohren zuhören, aber Captain Bachfisch kennt unsere Leute nicht so gut wie wir.«
»Ich habe ihn danach gefragt, mehr oder minder«, antwortete Honor nach kurzem Überlegen. »Er hatte schon darüber nachgedacht, bevor er darum ersuchte, an Bord der Werewolf kommen zu dürfen. Ich glaube nicht, dass er hier wäre, wenn er nicht auf die Fragen vorbereitet wäre, die wir ihm höchstwahrscheinlich stellen werden. Und auch wenn er meine Offiziere nicht kennt, er kennt mich, und ich glaube, er vertraut auf mein Urteil, wer ein Risiko für seine Sicherheit bedeuten könnte und wer nicht.«
»Wenn das so ist, Hoheit«, sagte die Stabschefin, als die Liftkabine ihr Ziel erreichte und die Türen sich zischend öffneten, »dann müssen wir eben dafür sorgen, dass keiner von uns zum Risiko wird, oder?«
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»… also habe ich mich genau an die Anweisungen des Herrn Piraten gehalten«, sagte Thomas Bachfisch boshaft grinsend. »Wir drehen bei, öffnen die Personenschleusen und warten darauf, geentert zu werden. Und dann, als ihre Entershuttles ungefähr fünfhundert Kilometer zurückgelegt hatten, öffneten wir die Geschützpforten und durchbohrten ihr Schiff mit einem Achtzig-Zentimeter-Graser.«
Mehr als einer seiner Zuschauer biss die Zähne zusammen bei dem Gedanken, was an Bord des Piratenkreuzers in jenem flüchtigen Augenblick vorgegangen sein musste. Ganz gewiss hatte die Besatzung nicht mehr begriffen, was geschehen war. Dennoch hatte niemand Mitleid für die fragliche Crew. Nur erfahrene Raumoffiziere saßen am Tisch; sie alle hatten schon zu viel von dem Elend gesehen, das Piraten hinter sich zurückließen.
»Ihre Schiffe müssen für die Piratengemeinschaft hier draußen eine hässliche Überraschung gewesen sein, Sir«, stellte Roslee Orndorff fest, während sie Banshee einen weiteren Selleriestängel reichte.
»Für die Gemeinschaft an sich nicht so sehr, aber ganz bestimmt für die Schiffe, die uns in die Quere gekommen sind«, erwiderte Bachfisch. »Wir haben nie versucht, aus unserer Gegenwart ein Geheimnis zu machen – schließlich besteht die Wirkung eines Q-Schiffs zur Hälfte daraus, dass die potenziellen Räuber von seiner Existenz wissen. Solange sie ahnungslos sind, zerbrechen sie sich nicht den Kopf, ob es sich bei dem Frachter, den sie gerade beobachten, vielleicht doch um das Q-Schiff handelt. Gleichzeitig haben wir natürlich niemals eine Beschreibung unserer Schiffe verbreitet, und von Zeit zu Zeit ändern wir den Anstrich. Die smarte Farbe kostet ein hübsches Sümmchen, aber sie ist es wert.«
»Ich denke oft, dass sie für Q-Schiffe viel nützlicher ist als für gewöhnliche Kriegsschiffe«, meinte Alistair McKeon und rief damit allgemeines Kopfschütteln hervor. Die ›Farbe‹, die von der RMN und den meisten anderen Raumstreitkräften benutzt wurde, bestand aus Nanotechnik und reaktiven Pigmenten, die sich willkürlich fast einschränkungslos programmieren und verändern ließen. Wie McKeon gerade andeutete, war die resultierende Veränderbarkeit des Anstrichs für ein Kriegsschiff nur von sehr begrenztem Nutzen: Die für Kampfschiffe typischen, auffälligen Hammerköpfe an beiden Rumpfenden verrieten sofort, dass es sich um keinen Frachter handeln konnte, egal, welche Farbe das Schiff hatte. Außerdem identifizierte niemand ein Kampfschiff visuell, und deshalb war bei den meisten Raumstreitkräften die Neigung sehr ausgeprägt, es bei einem charakteristischen Anstrich zu belassen – wie
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