Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
Römisch-Katholischen Kirche bekannten und monogam verheiratet waren, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod sie scheide. Beide nahmen sie die Ehe ernst. Und selbst wenn es anders gewesen wäre, hätte sogar Hamish Alexanders erbittertster Feind es nicht gewagt, Hamishs tiefe Liebe zu seiner Frau anzuzweifeln.
Bis jetzt. Bis Honor auf den Plan getreten war.
Sie hob ihr Gesicht aus Nimitz' Fell und starrte William an. Hamish anzusehen brachte sie nicht über sich, und ihr Schmerz vertiefte sich noch, als sie begriff, was William gedacht hatte: Er hatte sich gefragt, ob vielleicht doch etwas an der Geschichte stimmte, die Hayes veröffentlichen würde. Und Honor wusste auch, wieso.
Weil es so hätte kommen sollen. Wenn Honor den Mut besessen hätte, Hamish zu offenbaren, was sie für ihn empfand, dann wäre es zwischen ihnen mit Sicherheit zu einer Liebesbeziehung gekommen. Ob das in Lady Emilys Augen einen Treubruch bedeutet hätte, konnte Honor nicht sagen – und es hätte auch keine Rolle gespielt. Das aber, so begriff sie, war der eigentliche Grund, weshalb sie höflich jede Einladung ausgeschlagen hatte, den Familiensitz der Alexanders auf White Haven zu besuchen, obwohl sie politisch so eng mit dem Earl zusammenarbeitete. Denn das Haus gehörte Emily, es war ihr Heim, das sie niemals verließ. Der Ort, wohin sie zusammen mit Hamish gehörte; hätte Honor das Haus betreten, so hätte sie eine Grenze überschritten. Und solange Honor Emily nicht persönlich kennen lernte, konnte sie vorgeben, sich nie gegen Hamishs Frau vergangen zu haben, nicht einmal in der Tiefe ihres Herzens.
Das aber war die bittere Ironie an der Sache: Sie wusste nicht, ob derjenige, der Hayes die Geschichte für seine gnadenlose Klatschkolumne zugespielt hatte, diese Behauptungen selbst glaubte. Doch obwohl es keinerlei physische Verletzung von Hamishs Ehe gegeben hätte, wusste Honor, dass sie sich beide diese Verletzung gewünscht hatten. Keiner hätte das dem anderen gegenüber je zugegeben, doch nun standen sie da, ausgerechnet dessen bezichtigt, das nie geschehen zu lassen sie sich beide geschworen hatten. Und jeder Versuch, die Anschuldigungen zu widerlegen, hätte sie nur verschlimmert.
Absurd ist das Ganze , dachte sie in einem kleinen Winkel ihres Verstandes. Selbst wenn sie und Hamish ein Verhältnis miteinander gehabt hätten, hätte ihre Privatsphäre trotzdem geschützt sein müssen. Doch das spielte keine Rolle. Hier im Sternenkönigreich hätte kein noch schädlicherer Skandal fabriziert werden können, nicht angesichts des ikonenhaften Status, den Lady Emily und ihr Ehemann innehatten. William hatte Recht. Gerade die Menschen, die am ehesten Honors persönliche Werte teilen und ihre politischen Ansichten unterstützten, würden sich durch ihren ›Verrat‹ an einer solch beliebten Person des öffentlichen Lebens am meisten abgestoßen fühlen. Und was den Skandal auf Manticore schädlich machte, machte ihn auf Grayson vernichtend.
Dass Hamish und sie nicht zuließen, dass sich ihr Privatleben auf ihre Leistungen oder ihr Urteilsvermögen als Raumoffiziere auswirkte, würde nichts bedeuten. Irgendjemand würde andeuten, ihre Gefühle füreinander beeinflussten zumindest indirekt ihr Denkvermögen, das wusste Honor. Und so lächerlich die Beschuldigung auch war, sie würde haften bleiben. Dabei war das nicht einmal der eigentliche Zweck der Attacke. Die eigentliche Absicht nämlich bestand darin, die Debatte von den Gefahren, die Janaceks Pläne bedeuteten, auf den Charakter einer Frau und eines Mannes zu lenken, die zu seinen wichtigsten Kritikern geworden waren. Diesmal bräuchte die Regierung Honors und White Havens Argumente nicht zu widerlegen – nicht, wenn die beiden sich mit aller Energie und allem moralischen Kapital gegen solch sensationslüsterne Beschuldigungen verteidigen mussten.
Wenn High Ridge und seine Kumpane sie in dieser Frage diskreditierten, wären sie in jeder Hinsicht unglaubwürdig …
»Wer hat die Gerüchte an Hayes weitergegeben?«, fragte Honor und war erstaunt über die Ebenmäßigkeit ihrer eigenen Stimme.
»Ist das wichtig?«, entgegnete William.
»Ja«, sagte sie. Nun klang ihre Stimme nicht mehr tonlos, und Nimitz' leises, zischendes Wutfauchen untermalte sie. »Das ist es.«
William blickte sie beunruhigt an, und was er in ihren schokoladenbraunen Augen sah, ließ seine Beunruhigung in Furcht umschlagen.
»Ich weiß es nicht genau«, erklärte er ihr. »Und wenn ich
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