Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
Regierung kann uns die Möglichkeit nehmen, euch beide effizient gegen sie einzusetzen. Es ist dumm und hinterhältig und kleingeistig, aber trotzdem funktioniert es. Zumindest seid ihr beide kaltgestellt, während der Flottenabbau und der Etat diskutiert werden. Aber ich bin mir sicher, man hofft auf eine länger anhaltende Wirkung. Aus ihrer Perspektive ist natürlich am schönsten, dass ein bestimmter Teil der Bevölkerung die Anschuldigungen umso eher glaubt, je vehementer ihr oder einer eurer Freunde und Verbündeten es abstreitet.«
Honor starrte ihn an, dann suchte sie Hamishs Blick und entdeckte in seinen Augen die gleiche Qual. Seine Gefühle waren zu schmerzhaft, als dass Honor sie hätte ertragen können, und so fuhr sie ihren empathischen Sinn herunter, bis sie nur noch Nimitz spürte, nichts als Nimitz' Liebe und Besorgnis … und seine hilflose Unfähigkeit, diesen Feind für sie zu bekämpfen. Sie richtete ihren Blick wieder auf William und konzentrierte sich darauf, dass ihre Schultern nicht noch mehr absackten.
»Was also unternehmen wir?«, fragte sie leise.
»Ich weiß es nicht, Honor«, antwortete er. »Ich weiß es einfach nicht.«
7
»Was meinen Sie, Waffen, was haben die wirklich vor?«
»Sir?« Lieutenant-Commander Anna Zahn, Sidemore Navy, Taktischer Offizier von HMS LaFroye , blickte recht überrascht von ihrem Display auf. Captain Ackenheil war alles andere als süchtig nach den militärischen Formalitäten des Bordlebens und ließ es nicht jedes Mal peinlich korrekt bekannt geben, wenn er die Brücke betrat; Zahn hatte sein Eintreffen nicht bemerkt.
»Ich habe Sie gefragt, was sie Ihrer Meinung nach vorhaben«, sagte der Manticoraner und wies auf das Taktische Display, das sich im interstellaren Astrografiemodus befand. Mehr als ein Dutzend Sterne war darin mit roten, blinkenden Icons markiert.
»Ich kann es nicht genau sagen, Sir«, antwortete Zahn. Sie gehörte zu den verhältnismäßig wenigen sidemorischen Offizieren, die an Bord von Kriegsschiffen der Königin von Manticore in einer leitenden Position diente. Das ging nicht etwa auf Vorurteile gegen Sidemorer zurück, sondern vielmehr auf den Umstand, dass nirgendwo besonders viele ranghohe sidemorische Offiziere dienten. Die Sidemore Navy war noch keine acht T-Jahre alt, und daher war Zahn für ihren Rang nach manticoranischen Maßstäben sehr jung. Gleichzeitig verstand sie ihr Geschäft jedoch außergewöhnlich gut, und nur deshalb war sie als Taktischer Offizier des Führungsschiffs von CruRon 237 eingeteilt worden. Intellektuell war ihr vollkommen klar, dass sie nicht an Bord des Schweren Kreuzers wäre, wenn die Manticoraner nicht überzeugt gewesen wären, sie könnte ihren Teil leisten. Seit des Bündnisses zwischen Sidemore und dem Sternenkönigreich hatten die Manticoraner darauf gedrungen, so viele Offiziere auszutauschen wie möglich, damit die Sidemore Navy mit Doktrin und Vorgehensweise der RMN vertraut wurde und der Erfahrungsschatz der SN so rasch als möglich verbreitert wurde. Dennoch hätten die Manticoraner niemals jemanden, über dessen Fähigkeiten sie sich nicht hundertprozentig sicher waren, auf eine so heikle Position wie die des Taktischen Offiziers eines Schweren Kreuzers gesetzt. Doch Zahn mochte wissen, was sie wollte, ihre Gefühle weigerten sich beharrlich, sich überzeugen zu lassen.
Vielleicht lag es nicht nur an ihr. Vielleicht konnte die gesamte Sidemore Navy nicht ganz glauben, dass jemand sie trotz ihres zarten Alters für voll nahm. Zahn konnte zwar nicht für den Rest des Offizierskorps ihrer Heimatwelt sprechen, doch wenn sie ihre mageren sieben T-Jahre Raumerfahrung an dem beruflichen Lebenslauf eines Captain Ackenheil maß, der fast dreimal so alt war wie sie und zudem ein hoch dekorierter Kriegsteilnehmer, dann fühlte sie sich oft genug wie eine Schülerin, die in eine neue Klasse kam. Deshalb zögerte sie selbst dann, eine Meinung zu äußern, wenn man sie darum bat. Zumal sie im Augenblick eigentlich als Wachoffizier fungierte und das gesamte Kommandodeck hätte im Auge behalten sollen, anstatt sich den Kopf über Berichte zu zerbrechen, über die nachzudenken sie offiziell überhaupt nicht gehalten war. Die LaFroye befand sich mit abgeschaltetem Impellerkeil und kaum mehr als einer Notwache auf einer routinemäßigen Park-Umlaufbahn, und sie hatte das Ruder formell an den Astrogator Lieutenant Turner übergeben (der elf T-Jahre älter war als sie und neun T-Jahre
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