Honor Harrington 14. Honors Krieg
gestanden hatten. Der Hauptplanet lag zwar selbst für die modernsten Modelle jenseits der Sendereichweite, doch hatte man zur Überbrückung Relaissender in Position gebracht, und auch die große Entfernung zwischen Stokes und der Stadt Landing unterlag nicht mehr der Verzögerung, die lichtschnelle Signalübertragung verursachte. Im Augenblick jedoch war das Admiral Allen Stokes nur ein geringer Trost.
Ganz gleich, wie rasch seine Nachricht die Hauptstadt erreichte, am anderen Ende der Signalverbindung käme es unausweichlich zu einer zeitweiligen Verwirrung und Aufregung. Niemand wäre gewillt, seinen Hals zu riskieren, bevor nicht eine Abschrift des Vertrages eingesehen, die direkten Vorgesetzten informiert und wenigstens drei Juristen zu Rate gezogen wären, darunter vorzugsweise ein Lordrichter der Queen's Bench. Wie White Haven jedoch gerade festgestellt hatte, dauerte es keine zehn Minuten mehr, bis die ersten graysonitischen Kriegsschiffe die Transitschwelle erreichten. Folglich würde niemand auf Manticore die Verantwortung so rasch übernehmen, dass es Stokes irgendwie nützte.
Der Kommandeur von Manticore Control war sich sehr sicher, dass sowohl Stefan Young als auch Sir Edward Janacek fuchsteufelswild würden, sobald ihnen dieser Vorfall zu Ohren kam. Ebenso wenig zweifelte er daran, dass sie einen Teil ihrer Frustration an dem armen Teufel abbauen würden, der den Graysons die Erlaubnis zum Transit erteilt hatte. Falls jedoch besagter armer Teufel den Transit verweigerte und sich herausstellte, dass White Haven bezüglich des Protestes nicht übertrieb, den der Protector einreichen würde, so wären die Folgen für die Karriere eines gewissen Allen Stokes noch viel gravierender. Wie geringschätzig Janacek die Allianz mit Grayson auch immer betrachtete, weder er noch North Hollow würden die Verantwortung für deren Scheitern übernehmen, schon gar nicht zu einer Zeit, in der sich die diplomatischen Spannungen mit der Republik Haven auf dem höchsten Stand seit dem Waffenstillstandsabkommen befanden. Widersetzte sich Stokes also MacDonnell (und White Haven), und führte seine Weigerung, sich von den verdammten Graysons seine Verkehrsplanung ruinieren zu lassen, zu einem größeren diplomatischen Eklat, so wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit er der Sündenbock, der in den Nachwehen geopfert würde.
Er atmete tief durch und funkelte White Haven an, doch er wusste selbst, dass sein Gesichtsausdruck echte Herausforderung vermissen ließ.
»Ich bin mir sicher«, sagte er mit aller Würde, die er aufbringen konnte, »dass von höchster Regierungsstelle gegen diese arrogante Unterbrechung des normalen zivilen Transitverkehrs am Wurmlochknoten protestiert werden wird. Schließlich gibt es angemessene Verfahrensregeln – Verfahrensregeln, die Verbündete befolgen sollten, wenn sie sich auch nur eines Minimums an Höflichkeit befleißigen. Ich bin aber nicht bereit, die diplomatische Krise, die dieser Zwischenfall unweigerlich nach sich zieht, noch zu verschlimmern. Ich protestiere weiterhin auf das Schärfste, aber wir erteilen Ihren Schiffen unmittelbar bei ihrer Ankunft die Transitfreigabe. Stokes aus.«
Der Combildschirm wurde leer, und Hamish Alexander blickte Niall MacDonnell grinsend an.
»Ich glaube, er mag uns nicht sehr«, stellte der Earl von White Haven fest. »Was für ein Jammer.«
»So«, sagte Commander Lampert leise, den Blick auf die Zeit- und Datumsanzeige gerichtet, »das wär's.«
»Was?« Captain Reumann sah von dem elektronischen Klemmbrett auf seinem Schoß hoch. Er stellte die Rückenlehne gerade und drehte sich mit dem Kommandosessel zu seinem Ersten Offizier um. Lampert wies wortlos auf die Zeitanzeige. Reumann folgte der Geste und runzelte nachdenklich die Stirn. Dann lachte er freudlos auf.
»Wissen Sie, Doug, der Würfel war schon gefallen – wenn Sie mir diese etwas überfrachtete Redewendung gestatten –, als der Admiral die Starlight losgeschickt hat.
Schließlich konnten wir von dem Augenblick an, an dem sie in den Hyperraum gegangen ist, nichts mehr rückgängig machen, oder?«
»Oh, das ist mir klar, Sir.« Schief grinsend schüttelte Lampert den Kopf. »Ich schätze, ich bin ein notorischer Etappenbeobachter.«
»Ein ›Etappenbeobachter‹?« Reumann schüttelte den Kopf. »Habe ich noch nie gehört.«
»Wir sind die, die darauf bestehen, komplexe Operationen in einzelne Etappen zu zerlegen, um sie nacheinander abhaken zu
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