Honor Harrington 14. Honors Krieg
darin –, muss ich gleichzeitig zugeben, dass ich es gar nicht so schlecht finde.«
»Was?« Janacek starrte ihn ungläubig an. »Benjamin IX. und seine liebe Navy bieten uns in unserem eigenen Weltraum die Stirn, und Sie halten es für gar nicht so schlecht? Um Gottes willen, Michael! Diese Neobarbaren haben uns gerade vor der galaktischen Öffentlichkeit den Daumen aufs Auge gedrückt!«
»Ja, das haben sie«, stimmte High Ridge ihm mit gefährlicher Gelassenheit zu. »Andererseits, Edward, hat man mich gestern bei meinem Besuch im Mount Royal Palace darauf aufmerksam gemacht, dass Sie sich geweigert hätten, Grayson um genau das zu ersuchen , was es nun von selbst getan hat.« Er lächelte dünnlippig. »Ihre Majestät fanden das gar nicht lustig.«
»Nun mal einen Augenblick, Michael!«, entgegnete Janacek scharf. »Diese Entscheidung wurde von Ihnen und einer Kabinettsmehrheit gebilligt!«
»Aber erst nachdem Sie White Havens Argumente, weshalb wir Graysons Unterstützung brauchen könnten, zurückgewiesen hatten«, erwiderte High Ridge eisig. »Und – so hört man wenigstens – nachdem Admiral Chakrabarti Ihnen im Grunde die gleichen Argumente vorgelegt hatte. Natürlich vor seinem Rücktritt.«
»Wer sagt denn so was?«, verlangte Janacek zu erfahren, während er gleichzeitig das Gefühl hatte, sein Magen sacke ab.
»Chakrabarti nicht, falls Sie sich das fragen«, erwiderte High Ridge. »Nicht dass die Quelle etwas an der Bedeutung ändert.«
»Wollen Sie mir jetzt etwa sagen, dass Sie die Entscheidung, Grayson nicht um Hilfe zu bitten, missbilligt haben?«, versetzte Janacek. »Damals klangen Sie mir aber gar nicht danach. Und ich glaube auch nicht, dass die Protokolle oder die Memos sich so anhören.«
Die beiden funkelten sich an, dann holte High Ridge hörbar Luft.
»Sie haben Recht«, gab er zu, obwohl er es eindeutig nicht genoss. »Ich habe gedacht, dass es nicht die denkbar beste Entscheidung sei, und ich räume ein, dass ich damals nicht protestiert habe. Zum Teil deswegen, weil Sie uns schon festgelegt hatten, aber auch, weil ich die Graysons – oder den Gedanken, ihnen Dank zu schulden – nicht mag.
Trotzdem«, fuhr er nachdrücklich fort, »ist es vielleicht keine schlechte Sache, dass die Graysons es jetzt für angebracht hielten, auf eigene Initiative eine wesentliche Verstärkung nach Trevors Stern zu entsenden. Allerwenigstens sollte der Umstand, dass sie es so offen getan haben, Pritchart und ihrer Kriegstreiberei vorübergehend Einhalt gebieten. Und weiß Gott kann nichts, was das bewirkt, wirklich schlecht sein!«
Janacek gab einen gereizten Laut von sich, der zornige Zustimmung bedeutete. Sosehr er sich auch an Benjamin Mayhews Vorgehen und Hamish Alexanders Beteiligung stieß, die nur frisches Öl auf den schwelenden Hass des Ersten Lords goss, ging die diplomatische Lage im Augenblick doch so rasch zum Teufel, dass alles, was Pritchart und Theisman vielleicht ein wenig Realität ins Gesicht klatschte, nur gut sein konnte. Selbstverständlich würde einige Zeit vergehen, bis die Nachricht von der … Schiffsverlegung Nouveau Paris erreichte. Sobald das geschah, musste jedoch auch eine Irre wie Pritchart erkennen, dass die Manticoranische Allianz nach wie vor zu gefährlich war, um ihr einfach beiläufig ans Bein zu pinkeln. Das wäre ein Denkzettel, den sie, wie der jüngste Austausch diplomatischer Noten zeigte, dringend nötig hatte.
»Was immer uns das bei den Havies auch nützt«, sagte er nach einem Augenblick, »innenpolitisch hat es für uns unerwünschte Folgen.« High Ridge blickte ihn stumm an, und Janacek zuckte die Achseln. »Zuallermindest gibt es Alexander und seiner Meute Oberwasser. Sie werden argumentieren, dass wir entweder zu dumm oder zu dickköpfig waren, um ›vernünftige Vorsichtsmaßnahmen‹ zu treffen, und deshalb seien unsere Alliierten gezwungen, sie für uns zu ergreifen.«
»Wenn das so ist, wem werden sie dann …« High Ridge unterbrach sich selbst, bevor er wieder in das Spiel der gegenseitigen Schuldzuweisung verfiel, doch das Aufblitzen frischer Wut in den Augen des Ersten Lords war Beweis genug, dass dieser genau wusste, was er hatte sagen wollen.
»Wem auch immer sie die Schuld zuweisen«, sagte er. »Im Augenblick können wir daran sowieso nicht viel ändern, Edward. Und wenn wir schonungslos ehrlich sind, ist die innenpolitische Lage momentan so … verwirrt, dass ich nicht einmal sagen kann, ob es wirklich so viel
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