Honor Harrington 14. Honors Krieg
die Pferde zu wechseln‹. Egal wen wir auf die Position des Zwoten Raumlords setzen, er müsste bei null anfangen und sich erst einarbeiten, und diese Zeit wäre unvermeidlich eine Periode der Zerrüttung und Verwirrung. Admiral Jurgensen hingegen hat schon deutliche Hinweise darauf, was nun eigentlich falsch gelaufen ist. Mit diesem Wissen und dank seiner Vertrautheit mit den Mechanismen seines Bureaus, die er innerhalb der letzten T-Jahre gewonnen hat, ist er meiner Ansicht nach dazu imstande, Kontinuität und Effizienz zu bieten. Und das könnte ein Anfänger nur sehr schwer bieten.«
»Hm«, machte High Ridge stirnrunzelnd. Janacek wartete mit gelassener Miene ab, während er nachdachte. Dann nickte der Premierminister langsam.
»Ich bin mir nicht völlig sicher, ob ich Ihnen zustimme, Edward«, sagte er feierlich, »aber die Admiralität ist Ihr Ressort. Ihre Loyalität zu Ihren Untergebenen ist gewiss lobenswert. Ich rate Ihnen jedoch, aufgrund dieser Loyalität nicht die Augen vor den Tatsachen zu verschließen. Oder eine Situation zu erschaffen, in der die Unfähigkeit eines anderen Sie die Karriere kostet. Diesmal allerdings will ich noch einmal davon absehen, Ihre Entscheidung hinsichtlich Jurgensen zu überstimmen.«
»Danke, Michael. Das weiß ich zu schätzen«, sagte Janacek ernst, und das war die Wahrheit. Besonders wusste er nämlich zu schätzen, dass er dadurch, dass Jurgensen auf seinem Posten blieb, einen gebrauchsfertigen Sündenbock besaß, dem er die Schuld aufladen und den er – zu seinem höchsten Bedauern natürlich – feuern konnte, wenn noch weitere Katastrophen ans Tageslicht kämen.
»Nachdem ich also zugegeben habe«, fuhr der Erste Lord fort, »dass wir ein Geheimdienstversagen der obersten Kategorie erlitten haben, würde ich gern zwo Dinge klarstellen. Erstens, die einzige Quelle über Anzahl und Eigenschaften der neuen Schiffe der Volksflotte – der Republican Navy, meine ich – ist Theismans Presseverlautbarung. Von unabhängiger Seite ist noch nicht bestätigt worden, dass seine Behauptungen der Wahrheit entsprechen. Zwotens bedeutet allein der Umstand, dass die Havies jetzt Lenkwaffen-Superdreadnoughts haben, noch lange nicht, dass sie unseren Typen im Gefecht auch nur annähernd gleichwertig sind.«
»Wollen Sie wirklich behaupten, die Republik hätte gar nicht die Schiffe, die sie zu haben behauptet?« New Kiev gelang es, nicht allzu ungläubig zu klingen, dennoch schwang ihr automatischer Abscheu und ihr ebenso automatisches Misstrauen gegenüber allem Militärischen in ihrem Tonfall mit.
»Was die Anzahl der Schiffe betrifft, behaupte ich überhaupt nichts«, entgegnete er mit harten Augen. »Ich weise nur darauf hin, dass alle Zahlen, die wir haben, von Theisman stammen. Natürlich ist es möglich, dass er dabei übertrieben hat. Gleichzeitig wäre es selbstverständlich auch möglich, dass er sie herunterspielt.«
»Welchen Zweck verfolgt er damit – mit dem einen oder dem anderen?«, fragte Descroix.
»Ich habe nicht gesagt, dass er es getan hat.« Janacek bemerkte, wie sich ein gereizter Unterton in seine Stimme schlich, und er hielt inne und atmete tief durch. Dann fuhr er fort: »Ich habe nur gesagt, dass er es getan haben könnte . Warum er falsche Zahlen genannt haben sollte, nun, da fallen mir für beide Möglichkeiten mehrere Gründe ein. Wenn die Presseverlautbarung der erste Schritt zu einer aggressiveren und anmaßenderen Außenpolitik ist, dann wäre es sicherlich günstig für die Republik, wenn der Gegner ihr militärisches Potenzial überschätzt. In diesem Fall wäre es eine vernünftige Desinformationspolitik, uns weiszumachen, ihre Navy hätte mehr Schiffe, als es tatsächlich der Fall ist. Das würde auch gelten, wenn man von uns einen Präventivschlag befürchtet. Falls ihr Ziel andererseits darin besteht, uns mit einem falschen Sicherheitsgefühl einzulullen, wäre es sinnvoller, die eigentliche Stärke zu verschweigen, um uns nicht zu alarmieren. Haven könnte auch glauben, dass wir weniger besorgt sind und nicht so sehr zu einem Präventivschlag neigen, wenn sie ihre Stärke untertreiben. Das Problem besteht natürlich darin, dass wir überhaupt keine Mittel haben, um herauszufinden, welche dieser Möglichkeiten zutrifft – oder ob Havens Angaben eben doch zutreffen. Deshalb habe ich die Sache angesprochen. Wir müssen uns im Klaren sein – wir alle –, wie beschränkt unser Wissen im Moment tatsächlich ist. Nicht nur, was die neuen
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