Honor Harrington 14. Honors Krieg
McKeons Flaggschiff weiter und setzte noch immer Gondeln aus. Doch was Honors Schiffen auch widerfahren war: Die Haveniten waren weitaus schlimmer dran.
»Prozentual gesehen sind die älteren Superdreadnoughts in besserem Zustand«, fuhr er fort. »Aber sie können nicht solche Breitseiten schießen wie die Lenkwaffen-Superdreadnoughts. Wir haben vielleicht noch fünfzehn Minuten. Danach können wir nur noch Salven schießen, die zu leicht sind, um auf diese Entfernung ihre verdammte Abwehr zu durchbrechen.«
»Alistair hat Recht, Honor«, sagte Alice Truman, die auf dem anderen Gombildschirm zu sehen war. »Und meine LACs können sie von hier aus nicht einholen. Alfredos LACs könnten sie zwar noch vor der Grenze abfangen, aber wir könnten sie von hier aus nicht unterstützen.«
Honor nickte – nicht, weil sie Truman zustimmte, sondern weil sie die unerfreuliche Tatsache anerkannte. Sie hatte eine perfekte Falle gestellt und den Haveniten furchtbare Verluste zugefügt. Ihre eigenen Verluste waren entsetzlich, aber nur ein Bruchteil dessen, was sie auf der Gegenseite verursacht hatte, das wusste sie gut. Dennoch würde ihr fast die halbe feindliche Flotte entkommen. Die havenitischen Schiffe bewahrten mit großer Disziplin den Zusammenhalt, und ihre Raketenabwehrdoktrin hatte sich als eine harte Nuss erwiesen, die sich ohne zusätzliche Mehrstufenraketen nicht knacken ließ. Selbst wenn die LACs die Fliehenden noch hätten abfangen können, wäre es ein törichtes Unterfangen gewesen; Honor wusste sehr gut, was mit den LACs geschähe, wenn sie die Boote in ein Abwehrfeuer schickte, das schon ihren Raketenangriffen so effizient getrotzt hatte.
Daher durfte sie Alfredos LACs auf keinen Fall einen Angriff befehlen, den sie nicht mit Großkampfschiffen unterstützen konnte.
»Sie haben Recht – beide«, sagte sie schließlich. Sie blickte wieder auf das Display, wo die havenitische Flotte nur noch eine Hand voll Raketen pro Salve feuerte. Der Feind war vernichtend geschlagen, und obwohl Honor mit jeder Faser ihres Seins wünschte, sämtliche überlebenden Schiffe einzuholen und ihr Vernichtungswerk zu vollenden, wusste sie doch, dass es nicht möglich war.
»Wir setzen die Verfolgung fort.« Ihre Sopranstimme klang gelassen und verriet ihre intensive Enttäuschung genauso wenig wie ihren Gram über die eigenen Verluste. »Alistair, unser Raketenfeuer erhält neue Prioritäten. Wir werden diese Abwehr nicht mit Gewalt durchdringen können, indem wir sie übersättigen. Verringern Sie die Feuerrate und suchen Sie sich die Ziele genau aus. Schießen Sie Raketen mit verzögerter Antriebsaktivierung ab, um schwere Breitseiten aufzubauen, solange Sie noch Gondeln haben. Konzentrieren Sie sich auf Superdreadnoughts mit unbeschädigten Impellerringen. Wenn wir einige von ihnen verlangsamen, dann schalten unsere älteren Wallschiffe sie aus, während wir sie überholen, oder wir hetzen ihnen unsere LACs auf den Hals.«
»Jawohl, Ma'am«, bestätigte McKeon.
»Alice, ich weiß, wie enttäuscht Sie sind, dass wir Ihre LACs noch nicht in den Kampf werfen konnten«, fuhr Honor fort, »aber wenigstens ein halbes Dutzend dieser havenitischen Schiffe sind schon jetzt zu langsam und zu angeschlagen, um Ihnen zu entkommen. Sie erhalten zwar die Erlaubnis, diese Nachzügler anzugreifen, sobald es möglich ist, aber bieten Sie ihnen bitte zuvor die Möglichkeit an, sich zu ergeben. Die Havies sind weit weg von zu Hause und schwer angeschlagen, und ich möchte niemanden auf dem Gewissen haben, der aufgeben wollte.«
»Wird gemacht«, stimmte Truman ihr zu.
»Also gut.« Honor lehnte sich in ihren Kommandosessel zurück und nickte ihren beiden dienstältesten Untergebenen zu. »Harper gibt ähnlich lautende Anweisung an Alfredo. Wir hingegen haben eine Schlacht zu beenden. Also, Leute, dann wollen wir mal.«
30
Der Planet Manticore breitete sich als blaue Schönheit mit weißen Wirbeln aus, als die Pinasse von GNS Seneca Gilmore in die äußere Atmosphäre eintrat. Admiral Lady Dame Honor Harrington, Herzogin und Gutsherrin von Harrington saß allein mit ihrer dreiköpfigen Leibwache in der großen Passagierkabine und sah zu, wie die Meere aus gestaltlosem Weiß sich in flauschige, vom Wind gemusterte Wolken verwandelten, während die Pinasse sich immer tiefer auf die Stadt Landing herabsenkte.
Es war ein kurzer Flug, die letzte Etappe einer Heimreise von Marsh, die zwei Wochen zuvor begonnen hatte, nachdem das
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