Honor Harrington 14. Honors Krieg
Protector's Own schließlich über Manticore nach Grayson zurückbeordert worden war. Honor saß sehr ruhig da, konzentrierte sich auf die Leere und die Anspannung in ihr, während die Pinasse sich graziös in die Kurve legte und auf das private Landefeld hinter dem Mount Royal Palace hinabsenkte.
Königin Elisabeth hatte eigentlich darauf bestanden, Honor auf eine ›angemessene‹ Art willkommen zu heißen, doch Honor war es immerhin gelungen, sich dieser Folter zu entziehen. Ganz offensichtlich würden sie andere Prüfungen ebenso öffentlicher und ebenso erschöpfender Natur erwarten, denen sie nicht ausweichen könnte. Sie hatte die HD-Aufnahmen von den jubelnden Menschenmengen gesehen, die auf den offenen Straßen der Hauptstadt feierten, nachdem die Meldung über die Zweite Schlacht von Marsh bekannt gegeben worden war. Ihr graute vor dem Gedanken, was diese Menschen veranstalten würden, wenn sich herumsprach, dass ›der Salamander‹ wieder zu Hause war. In diesem Fall jedoch hatte ihre Monarchin – eine ihrer beiden Monarchen – nachgegeben, und deshalb begrüßte sie weder eine große Ehrenwache noch eine Reportermeute, als sie endlich wieder den Fuß auf den Boden des Hauptplaneten in ihrem Geburtskönigsreich setzte.
Ein Begrüßungskomitee gab es trotzdem, ein Komitee aus vier Menschen und drei Baumkatzen. Queen Elizabeth III. und ihr Prinzgemahl, Prince Justin, führten die kleine Gruppe zweibeiniger Personen an, die auf Honor warteten. Ariel saß auf Elizabeth' linker Schulter, Monroe auf Justins rechter. Hinter ihnen stand Lord William Alexander und sein Bruder, der Earl von White Haven, mit Samantha, die sich auf seiner Schulter stolz aufgerichtet hatte. Samanthas Augen funkelten, als sie nach so furchtbar langer Zeit zum ersten Mal wieder das Geistesleuchten ihres Gatten schmeckte. Auf der Seite stand einsatzbereit Colonel Ellen Shemais und beaufsichtigte den kleinen Trupp aus Palastschutz und Leibgardisten des Queen's Own Regiment, die den Rand des Landefelds bewachten, doch das war schon ihre einzige Funktion. Es gab keine Kapelle, keinen Tusch und keine Ehrenbezeugungen. Es waren nur sieben Personen, allesamt Freunde, die auf Honor Harrington warteten, als sie heimkehrte.
»Honor.« Elizabeth streckte ihr die Hand entgegen, und Honor ergriff sie, nur um sich in einer wilden Umarmung wiederzufinden. Vor fünf oder sechs T-Jahren noch hätte sie nicht im Mindesten gewusst, wie sie auf eine Umarmung ihrer Königin reagieren sollte, doch nun erwiderte Honor sie einfach, während sie die ebenso wilde Freude spürte, die damit einherging.
Andere Gefühle durchfluteten sie, als die Geistesleuchten ringsum auf sie einstürmten. Samanthas spiralig aufleuchtendes Entzücken, mit dem sie sich auf White Havens Schulter noch höher reckte und Nimitz jubilierend begrüßte. Prince Justin, der auf seine Weise genauso froh war wie Elizabeth, Honor wiederzusehen, und William Alexander, ihr Freund, politischer Mentor und Verbündeter.
Und dann war da noch Hamish. Hamish, der vor ihr stand und sie, die Seele in den eisblauen Augen, wie aus einem Feuersturm des Willkommens und der Verzückung anblickte, neben der selbst Elizabeth' Freude zu einem schwachen Kerzenlicht verblasste. Honor spürte, wie sie nach ihm griff – nicht körperlich; nicht einen Zentimeter bewegte sie sich zu ihm, und doch mit einer unwiderstehlichen Gewalt, vergleichbar nur mit der Gravitationskraft einer Sonne. Und als sie ihm über die Schulter der Königin von Manticore hinweg in die Augen sah, entdeckte sie dort den Widerhall ihres emotionalen Brückenschlags. Ohne die Schärfe ihrer eigenen Empathie, ohne selbst die bewusste Erkenntnis dessen, was er fühlte. Er war … blinder … und plötzlich begriff sie, dass sie sah, was auch die Baumkatzen bei den geistesblinden Menschen sehen mussten. Das Gefühl einer Präsenz, die im Schlaf lag. Unbewusst und doch außerordentlich kraftvoll und auf irgendeine Weise mit ihnen verbunden. Aber nicht völlig ahnungslos. Hamish wusste nicht, was er empfand, aber er empfand es dennoch, und irgendwo war ihm das auch klar: Honor schmeckte ein verwirrtes, tastendes Erfassen, als Hamishs Geistesleuchten aufflackerte. Sie bemerkte, dass Samantha aufhörte, mit Gebärdensprache auf Nimitz einzureden und stattdessen verwundert ihren Partner anstarrte.
Honor hatte noch nie etwas Ähnliches empfunden. In gewisser Weise entsprach es ihrem telempathischen Link mit Nimitz, nur war es schwächer, ohne
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