Honor Harrington 14. Honors Krieg
ich gerade erdulden durfte, sind ein paar Minuten Wartezeit ein geringer Preis für das Vergnügen, mit jemandem zu reden, mit dem ich gerne spreche.«
»So schlimm war es also?«, fragte Theisman mitfühlend.
»Sogar noch schlimmer«, versicherte sie ihm. »Viel schlimmer.« Sie seufzte. »Aber ich muss wohl zugeben Tom, dass es auch deshalb so schlimm war, weil ich es unglaublich hasse, wenn Giancola irgendetwas sagt, dem ich vielleicht zustimmen muss.«
»Ich verstehe nicht, wieso Sie sich deswegen Gedanken machen«, entgegnete Theisman schnaubend. »Ich habe dem Hundesohn schon seit zwo T-Jahren nicht mehr Recht geben müssen!«
»Das ist mir wohl bewusst. Aber Sie sind der Kriegsminister; ich bin die Präsidentin. Ich kann es mir nicht leisten, die Meinung irgendeines Kabinettministers kurzerhand zurückzuweisen, nur weil ich die fragliche Person nicht mag – oder ihr misstraue.«
»Nein, das geht wahrscheinlich wirklich nicht«, räumte er ein wenig zerknirscht ein und nahm damit gleichzeitig den versteckten Tadel auf sich.
»Tut mir Leid.« Sie verzog das Gesicht. »Ich wollte es nicht an Ihnen auslassen. Aber nun sagt mir Giancola, dass er es für … unklug hält, in unseren Verhandlungen mit Manticore weniger ›feindselig‹ zu sein als bisher.«
Theisman stutzte. »Das hat Giancola gesagt?«
»Mehr oder weniger, ja. Ich weiß nicht, ob es ihm ernst war oder ob er es mir ausreden will, weil ich dadurch in den Meinungsumfragen zugelegt habe. Das Problem ist nun, dass ich seine offizielle Ansicht nicht einfach so verwerfen kann.«
»Weil Sie glauben, dass er sie aktenkundig macht für den Fall, dass Sie sie ablehnen und es schief geht?«
»Der Gedanke spielt dabei sicher eine Rolle. Seien wir ehrlich, Tom. Wir mögen ihn beide nicht besonders, aber deshalb ist er noch lange kein Idiot. Im Grunde führt er an, dass wir, wenn wir den Mantys weiter Druck machen wollen, die eiserne Faust in unserem Seidenhandschuh ein bisschen deutlicher spürbar machen sollten.«
»Wenn Sie jetzt sagen, dass er noch immer die Existenz der LAC-Träger bekannt geben will«, warf Theisman ein, »so bin ich nach wie vor dagegen. Shannons Leute haben neun weitere davon mit vollen LAC-Geschwadern in Dienst gestellt. Je mehr Zeit sie hat, um noch mehr fertig zu stellen, desto besser – und es wäre auch nicht schlecht, wenn sie die fertigen Geschwader richtig schulen kann, bevor die Mantys von ihnen erfahren.«
»Ich kenne Ihre Position dazu, Tom«, sagte sie geduldig. »Und ich habe Giancola gesagt, dass ich mich nicht über Sie hinwegsetze. Trotzdem kann ich nicht einfach vergessen, was er gesagt hat. Ich habe so gut wie alles getan – außer Descroix eins über den Schädel zu ziehen. Trotzdem scheint sie uns nicht zu glauben, dass wir es ernst meinen. Es braucht wohl irgendetwas Drastisches, um wirklich zu ihr durchzudringen. Die Art von Sprache, die Diplomaten untereinander für gewöhnlich nicht benutzen.«
»Wäre das wirklich klug?«, fragte er.
»Ich kann es nicht sagen«, entgegnete sie bissig. »Ich weiß nur: Wenn ich weiter versuche, eine diplomatische Lösung mit Leuten zu finden, die so verdammt dämlich sind, dass sie nicht einmal begreifen, in welche Gefahr sie offenen Auges hineinmarschieren, dann brauche ich eben auch einen wirklich großen Hammer, um ihre verfluchte Aufmerksamkeit zu bekommen! Erst recht, wenn sie uns mit in die Gefahr hineinziehen, ob wir wollen oder nicht.«
Theisman gelang es, nicht sichtbar zusammenzuzucken, und das fiel ihm nicht leicht. Seit Monaten bereitete ihm Pritcharts wachsender Zorn auf sowohl Giancola als auch das Sternenkönigreich Kopfzerbrechen. Er gab zu, dass das ein wenig selbstgerecht war, weil er auf beide eigentlich noch zorniger war als Pritchart. Aber das war es eben: Sie war die Präsidentin, er nicht. Im Endeffekt war ihr Zorn weit gefährlicher als seiner.
»Wenn wir die LAC-Träger nicht bekannt geben«, fragte er behutsam, »an was für einen Hammer denken Sie dann?«
»Ich werde den Mantys sagen, dass es Zeit ist, entweder den Fisch einzuholen oder den Köder abzuschneiden«, sagte sie tonlos. »Ich möchte zumindest eine Konzession, einen Schritt nach vorn, von ihnen sehen. Wenn ich das nicht bekomme, werde ich unsere Unterhändler von diesen so genannten ›Friedensgesprächen‹ zur Beratung nach Nouveau Paris zurückbeordern. Und wenn es sein muss, werde ich sie monatelang hier behalten.«
»Das klingt ein wenig drastisch«, stellte Theisman
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