Honor Harrington 14. Honors Krieg
kann überhaupt nicht stark genug betonen, wie sehr ich gegen die Wiederaufnahme der Kampfhandlungen bin, solange es noch irgendeine mögliche Alternative gibt.«
»Ich weiß das zu würdigen, Tom«, sagte sie leise zu ihm, beeindruckt von seiner offensichtlichen Aufrichtigkeit. »Und dass Sie so empfinden, ist exakt ein Grund von vielen, weshalb ich nicht im Traum daran dächte, Sie durch jemand anderen zu ersetzen.«
»Es ist meine Aufgabe, Ihnen die Gründe zur Vermeidung des Kriegs aufzuzeigen – genauso, wie es meine Aufgabe ist, diesen Krieg notfalls zu führen«, entgegnete er. »Und wenn ich schon über Gründe rede, die Finger davon zu lassen, dann sollte man auch nicht die möglichen Folgen für unsere Beziehungen zu anderen Sternnationen außer Acht lassen.«
»Das habe ich auch nicht«, versicherte sie ihm. »Wir haben lange daran gearbeitet, den Schaden wieder gutzumachen, die die Parnell-Anhörungen unserem öffentlichen Image in der Solaren Liga zugefügt haben. Ihre Presse hat in aller Ausführlichkeit über unsere innenpolitischen Reformen berichtet. Und ich habe einige sehr freundliche Noten mit dem Präsidenten der Liga ausgetauscht. Und auch bei unseren Nachbarn haben wir große Fortschritte gemacht. Sie sehen genauso wie wir, welche Seite die Friedensgespräche mit dem Sternenkönigreich verzögert. Dass wir weiterhin zu Gesprächen bereit sind, obwohl wir, wie nun allgemein bekannt ist, die militärischen Mittel haben, um uns auf anderem Wege durchzusetzen, wirkt sich sehr stark zu unseren Gunsten aus. Ich habe kein Verlangen, das alles zunichte zu machen. Trotzdem muss Bewegung in die Gespräche kommen, und nicht nur, weil Giancola dabei solchen Ärger macht. Wir sind den Menschen gegenüber, die unsere Staatsbürgerschaft zurückhaben wollen, moralisch verpflichtet – und auch gegenüber denen, die sie ablehnen: Sie haben ein Recht, dass ihre unsichere Lage endlich ein für alle Mal zu Ende geht.«
»Das sehe ich auch so«, sagte Theisman. »Aber der Plan, der uns unter den Bedingungen von Fall Rot die besten Erfolgschancen verspricht, verlangt nach einer Großoffensive, Eloise. Nach einem Schlag mit allen Mitteln. Wir müssten Trevors Stern mit hinreichend starken Kräften angreifen, um Kuzaks gesamte Flotte aufzureiben. Damit wäre etwa die Hälfte der manticoranischen Lenkwaffen-Superdreadnoughts und mehr als ein Drittel ihrer LAC-Träger vernichtet. Gleichzeitig müssten wir nacheinander die besetzten Systeme mit ausreichender Stärke angreifen, um den dort stationierten Verbänden überlegen zu sein und sie aufzurollen. Zeitgleich müssten wir an den wichtigeren manticoranischen Vorposten zuschlagen. Besonders in Grendelsbane ist man mit den Sicherheitsarrangements sehr unvorsichtig gewesen. Wir könnten sie dort mit einem erheblich schwächeren Verband schlagen, als ich bei Beginn der Planung für Fall Rot angenommen habe. Wir haben uns auch mit der entfernten Möglichkeit befasst, den manticoranischen Kampfverband auf Sidemore Station zu überraschen. Wenn unsere Operationen erfolgreich verliefen, wäre die manticoranische Navy auf die Homefleet reduziert, und die Homefleet kann Manticore nicht in den Kampf schicken, ohne das Hauptsystem zu exponieren. Damit bliebe dem Sternenkönigreich zumindest theoretisch keine andere Wahl, als einen Frieden zu schließen, dessen Bedingungen von uns bestimmt werden.
Wir haben die nötigen Schiffe und Waffensysteme … aber unser Sicherheitsspielraum wäre erheblich schmaler, als mir recht ist. Und damit der Plan funktioniert, müssten wir sie schlagen, bevor sie begreifen, dass wir kommen, und sich umgruppieren.«
»Sich umgruppieren? Inwiefern?«, fragte Pritchart.
»Für die Manticoraner wäre die offensichtlichste Reaktion, die besetzten Systeme zu räumen und sich auf Trevors Stern zu konzentrieren, denn diesseits des Manticore-Systems ist Trevors Stern für sie am wichtigsten. Das nächst wichtige wäre Jelzins Stern. Wenn ich ehrlich bin, fürchte ich mich mittlerweile vor der graysonitischen Navy fast genauso sehr wie vor der RMN. Die nachrichtendienstlichen Erkenntnisse weisen darauf hin, dass High Ridge sich ziemlich gründlich mit den Graysons entzweit hat, aber es wird meiner Ansicht nach nicht so schlimm sein, dass Grayson Manticore die Hilfe verweigert. Einige meiner Planer glauben das, aber sie irren sich. Leider ist das nur ein weiteres Argument, die Mantys schwer, schnell und mit so viel Überraschungsvorteil zu treffen, wie
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