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Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Titel: Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wunderte sich insgeheim, dass sie darüber nicht stärker entsetzt war. Andererseits war das Ausbleiben einer heftigen Reaktion nach den letzten vier oder fünf Stunden vielleicht doch keine so große Überraschung. Und überhaupt konnte sie sich darüber auch später noch Gedanken machen.
    »Sie schwenken jetzt nach Westen«, sagte sie vielmehr, und nun war Gutierrez mit Nicken an der Reihe. Aus Gründen, gegen die Abigail keine Einwände hatte erheben wollen, hatte er sie zu seiner Sensortechnikerin ernannt. Sie verfügten über weniger als ein Dutzend Spähsonden, aber die hatten sie strategisch längs ihres Weges verteilt, während sie sich unter dem Schutz ihrer Thermodecken hangabwärts zurückgezogen hatten. Abigail war erstaunt über die Dichte des Beobachtungsnetzes, das solch eine kleine Anzahl von Sensoren ihnen verschaffte, doch nur sehr wenige der Informationen, die sie daraus erhielten, konnte man als ›gut‹ einstufen.
    Mehr als zweihundert Bodenkämpfer der Piraten rückten beständig näher an die Position der Schar Manticoraner heran. Für Abigail war es offensichtlich, dass sie nicht einmal entfernt die gleiche Klasse hatten wie Gutierrez und seine Leute. Sie waren langsam, unbeholfen und stachen auffällig aus dem Terrain hervor. Was dem Pärchen, das sich in Sergeant Harris' Schussfeld begeben hatte, soeben zugestoßen war, zeigte sehr deutlich den Unterschied ihrer relativen Tödlichkeit auf. Nur waren die Piraten eben über zweihundert Männer und Frauen, und sie schlossen zu ihrer Beute auf.
    Sie lehnte sich mit der Stirn an den Felsblock, hinter dem Gutierrez und sie in Deckung lagen, und sie spürte, wie ihre ganze Kraft sie verließ. Der Sergeant hatte ihre mangelhafte Ausbildung für einen Einsatz wie diesen sehr richtig eingeschätzt. Trotz des Vorteils, den sie durch ihr Nachtsehgerät erhielt, war sie mehr als einmal gestürzt, während sie versuchte, mit den Marines Schritt zu halten, und ihr zerrissenes Hosenbein klebte an dem blutigen rechten Knie. Trotzdem ging es ihr besser als Tillotson oder Private Chantal, dachte sie grimmig. Oder Corporal Seago.
    Sie lebte wenigstens noch. Vorerst.
    Sie hätte nie geglaubt, dass sie sich einmal so müde fühlen könnte, so ausgelaugt. Ein wenig war sie beinahe froh, dass es nun bald vorüber sein würde.
    Mateo Gutierrez unterbrach seine konzentrierte, intensive Beobachtung des Weges, den sie zurückgelegt hatten, gerade lange genug, um einen Blick auf die erschöpfte Midshipwoman zu werfen, und sein hart zusammengepresster Mund entspannte sich für einen kurzen Augenblick ganz leicht. In seinen dunklen Augen mischten sich Anerkennung und bitteres Bedauern, dann wandte er sich wieder dem nachtbedeckten Tal vor ihrer Stellung zu.
    Er musste einräumen, nie gedacht zu haben, dass dieses Mädchen das Tempo mithalten könnte, das er vorgegeben hatte. Doch sie hatte es geschafft. Und trotz ihrer Jugend besaß sie Nerven wie Drahtseile. Nachdem der Pulserbolzen aus der Dunkelheit herangekreischt war und Tillotson getötet hatte, war sie als Erste bei ihm gewesen. Sie zog den Gefallenen in Deckung und fühlte nach seinem Puls; dann ergriff sie – mit einer kühlen Gelassenheit, die Gutierrez nie von ihr erwartet hätte – das Pulsergewehr des toten Gefreiten und nahm ihm seine Munitionstaschen ab. Als die drei Piraten, die Tillotson erschossen hatten, ins Freie kamen, um sich ihres Erfolges zu vergewissern, eröffnete sie aus weniger als zwanzig Metern Entfernung das Feuer. Einen sauberen, ökonomischen Feuerstoß gab sie ab, der alle drei sofort tötete, dann war sie unter schwerem Beschuss zwischen den Felsen zu Gutierrez zurückgekrochen, während Sergeant Harris' erster Trupp ihr Feuerschutz gab.
    Gutierrez hatte sie zwar angeraunzt, weil sie sich derart exponiert hatte, doch er war nicht mit dem Herzen bei der Sache gewesen, und sie hatte es gewusst. Sie hörte seiner kurzen, grimmigen Beschreibung des Intelligenzquotienten zu, den man haben musste, um solch eine dumme, hirnrissige, einem HoloDrama-Helden angemessene Anfängeraktion zu unternehmen, und lächelte ihn zu seinem Unglauben an.
    Das Lächeln war nicht fröhlich gewesen, sondern hätte ihm beinahe das Herz gebrochen. Es war das Lächeln eines Menschen, der genau wusste, weshalb Gutierrez ihr die Leviten las. Warum er sie zusammenstauchen musste: um den fadenscheinigen Anschein aufrechtzuerhalten, sie würden irgendwie so lange überleben, dass sie von der Lektion profitieren

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