Honor Harrington 17. Um jeden Preis
schickt, wenigstens, was ihm blüht. Und danach …«
Er wandte sich seinem Stabschef zu.
»Danach sind wir an der Reihe.«
21
»Guten Abend, Senator.«
Arnold Giancola drückte die Pausetaste an dem Dokumentensichtgerät auf seinem Schoß, als einer seiner Leibwächter die Tür der Limousine öffnete.
»Guten Abend, Giuseppe«, sagte Senator Jason Giancola und schenkte dem Sicherheitsbeamten ein höfliches Nicken, während er zu seinem älteren Bruder in die luxuriöse Passagierkabine stieg.
Giuseppe Lauder schloss hinter ihm die Tür, musterte rasch die unmittelbare Umgebung, dann winkte er dem Begleitwagen und stieg auf den Beifahrersitz.
»Central, AM-Eins bricht zum Oktagon auf«, sagte er in sein Mikrofon.
»Central hat verstanden, Giuseppe. AM-Eins verlässt mit Ziel Oktagon um … achtzehn Uhr einunddreißig das Wohnhaus.«
Die Antwort entsprach nicht ganz den Vorschriften, doch Camille Begin hatte Funkdienst, und Lauder und sie arbeiteten schon über drei Jahre zusammen.
»Bestätigt, Central«, sagte Lauder. Er nickte dem Fahrer zu, und die Limousine und ihr Begleitwagen stiegen lautlos in den Abend auf.
»Worum geht es denn nun bei dieser ›Krisensitzung‹, Arnold?«, fragte Jason Giancola.
»Das fragst du mich?«, erwiderte sein Bruder. »Du sitzt schließlich im Flottenausschuss, Jason, nicht ich! Und« – er lächelte kalt – »unser guter Freund Thomas Theisman muss in letzter Zeit meine persönliche Com-Nummer verlegt haben.«
»Weil er dich auf den Tod nicht ausstehen kann«, entgegnete der jüngere Giancola ernst. Arnold Giancola blickte ihn fragend an, und Jason runzelte die Stirn. »Ich weiß, dass du der Kopf bist, Arnold. Ich habe nie etwas anderes behauptet. Trotzdem sage ich dir, der Mann ist gefährlich.«
»Für harmlos habe ich ihn nie gehalten«, erwiderte Arnold milde. »Andererseits ist er ein leidenschaftlicher Anhänger des ordentlichen Verfahrens. Ehe ich etwas Illegales tue, wird er das Gesetz nicht in die eigenen Hände nehmen, ganz gleich, wie sehr wir … unterschiedlicher Meinung sind.«
»Vielleicht nicht«, räumte Jason ein. »Aber um auf meine ursprüngliche Frage zurückzukommen, ich weiß genauso wenig wie du über diese Besprechung. Bis auf die Tatsache, dass ich meine Einladung als leitendes Mitglied der Minderheitspartei im Flottenausschuss bekommen habe. Worum es also auch geht, es scheint eine militärische Dimension zu besitzen.«
»Was hätte heutzutage keine militärische Dimension?«, entgegnete Arnold philosophisch.
»Nicht vieles.«
Jason vergewisserte sich mit einem Blick, dass die Trennwand zwischen Passagier- und Fahrerkabine geschlossen war und am Intercom das Licht leuchtete, das ungestörte Privatsphäre signalisierte. Dann sah er seinen älteren Bruder sehr aufmerksam an.
»Ich weiß nicht alles, was du getan hast, Arnold. Aber ich habe meine eigenen Quellen, und nach einer davon zeigt jemand von der FIA ein beängstigend starkes Interesse an Yves Grosclaude. Ich werde dich nicht bitten, mir etwas anzuvertrauen, das ich nicht wissen soll, aber meine Quelle scheint der Ansicht zu sein, dass dieses Interesse etwas mit dir zu tun hat. Und um ehrlich zu sein, habe ich auch aus diesem Grund erwähnt, dass Theisman dich nicht besonders gut leiden kann.«
»Interesse an Yves?«
Arnold blinzelte seinen Bruder milde an, nur leicht neugierig. Schließlich war Jason nicht etwa der Erste, der ihn deswegen warnte. Jean-Claude Nesbitt hatte ihn bereits vor vier Tagen unterrichtet, dass jemand heimlich – und recht illegal – Grosclaudes Datei aufgerufen hatte. Die Information hatte bei ihm einen schwachen Adrenalinstoß bewirkt, aber hauptsächlich hatte er etwas empfunden, das der Erleichterung sehr nahekam.
»Ich habe nicht die leiseste Vorstellung, weshalb sich jemand offiziell für Yves interessieren sollte«, sagte er mit offenem Gesichtsausdruck. »Und wenn doch, dann wüsste ich nicht, was ich damit zu tun haben könnte.«
Er hieß Axel Lacroix und war sechsundzwanzig T-Jahre alt. Drei Generationen lang, bis zum Ersten Manticorekrieg, hatte es in seiner Familie nur Dolisten gegeben. Bei Ausbruch dieses Krieges war er noch ein Kind gewesen und vor diesem Hintergrund aufgewachsen. In dieser Zeit hatte er gesehen, wie seine Familie endlich vom Lebenshaltungszuschuss loskam, wie seine Eltern trotz der drückenden Herrschaft des Komitees für Öffentliche Sicherheit und der Systemsicherheit zu Selbstachtung
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