Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen
…«
»Wenn wir ihn nicht in Gang bekommen, können wir auch nicht in den Hyperraum«, unterbrach Henke sie. »Ich glaube, das ist das Beste, was wir tun können, Honor. Danke.«
Honor hätte die Freundin am liebsten dafür angeschrien, dass sie ihr dankte, doch sie nickte nur.
»Richte Beth meine besten Wünsche aus, für alle Fälle«, fügte Henke hinzu.
»Das kannst du selber machen«, versetzte Honor.
»Mach ich auch«, entgegnete Henke. Sanfter sagte sie: »Pass auf dich auf, Honor.«
»Gott segne dich, Mike«, antwortete Honor leise. »Ende.«
6
Das Com auf ihrem Schreibtisch summte, und sie blickte von dem Bericht auf und drückte die Annahmetaste.
»Ja?«
»Honor«, hörte sie Harper Brantleys Stimme, »Sie haben eine Nachricht.«
»Der Inhalt?«
»Wir wurden soeben informiert, dass der Erste Lord und der Erste Raumlord an Bord des Mittagsshuttles sind, Hoheit. Ihre Pinasse dockt in siebenunddreißig Minuten an der Imperator an.«
»Danke, Harper.«
Honors höfliche Antwort war gelassen genug, um jeden zu täuschen, der sie nicht wirklich sehr gut kannte. Harper Brantley gehörte zu den Menschen, die sie durchschauen konnten.
»Gern geschehen, Hoheit«, sagte er ruhig und trennte die Verbindung.
Honor lehnte sich in ihren Schwebesessel zurück, und Nimitz summte beruhigend auf seiner Sitzstange. Honor sah auf und lächelte; sie wusste seine Liebe und seinen Versuch, sie aufzuheitern, zu schätzen, aber beide wussten sie, dass es ihm nicht gelungen war.
Sie sah wieder auf ihr Terminal, und der jüngste in der gnadenlosen Abfolge von Berichten schwebte ins Display. Für einen Offizier der Königin nahm die Schreibarbeit nie ein Ende, und sie hatte festgestellt, dass dies nach einer glatten Niederlage noch mehr galt als nach einem Sieg. In gewisser Hinsicht war sie dafür dankbar. Sie bekam dadurch etwas anderes zu tun, als in der Stille ihrer Kajüte dazusitzen und den Gespenstern zuzuhören.
Nimitz sprang auf den Schreibtisch hinunter und erhob sich auf die Hinterbeine, beugte sich vor und stützte sich mit den Echthänden auf ihre Schultern, während er mit der Nasenspitze ihre Nasenspitze berührte. Er starrte ihr in die Augen, und seine grasgrünen Pupillen wirkten so tief wie das Meer auf Sphinx, auf dem sie in ihrer Kindheit zusammen gesegelt waren. Sie spürte ihn tief in ihr. Spürte seine Anteilnahme und sein liebevolles Schelten, während sie beide mit ihrem Gefühl der Schuld und des Verlustes rangen.
Sie hob die Arme und legte sie um ihn, drückte ihn an ihre Brust, während sie ihr Gesicht in seinem weichen Fell vergrub, und sein Summen durchdrang sie sanft, ganz sanft.
Honor stand im Beiboothangar der Imperator , Andrew LaFollet links neben sich, als die Pinasse sich auf das Andockgerüst senkte. Das grüne Licht leuchtete auf, das innere Ende der Zugangsröhre öffnete sich, und die Bootsmannspfeifen schrillten, als Major Lorenzettis Seite aus Marineinfanteristen Haltung annahm.
»Erster Lord kommt an Bord!«, verkündete das Intercom, und Hamish Alexander, Samantha auf der Schulter, schwang sich als Erster durch die Röhre, wie es ihm durch seine höhere Seniorität als Sir Thomas Caparellis ziviler Vorgesetzter zukam.
»Bitte um Erlaubnis, an Bord zu kommen, Captain«, sagte er, als Rafe Cardones vor ihm salutierte.
»Erlaubnis erteilt, Mylord.«
»Danke.« Hamish nickte, ergriff die Hand, die Cardones ihm reichte, und schüttelte sie. Er trat an dem Kommandanten vorbei und sah Honor ganz kurz in die Augen, dann gab er ihr die Hand. Sie schüttelte sie wortlos. Ihr empathischer Sinn klammerte sich, deutlich der neugierigen Augen ringsum gewahr, an die Sorge und Liebe in seinem Geistesleuchten, dann ertönten wieder die Hangarlautsprecher.
»Erster Raumlord kommt an Bord!«
»Bitte um Erlaubnis, an Bord zu kommen, Captain«, sagte Sir Thomas Caparelli im uralten Ritual.
»Erlaubnis erteilt, Sir«, gab Cardones ihm die genauso rituelle Antwort, und Caparelli überschritt die Linie, die auf das Deck gemalt war.
»Mylord, Sir Thomas«, begrüßte Honor sie förmlich, während sie Hamishs Hand losließ und Caparellis Hand ergriff.
»Hoheit«, antwortete Caparelli für beide, und Honor schmeckte auch seine Empfindungen. Der halb von ihr befürchtete und zugleich auch ersehnte Zorn fehlte. An seiner Stelle schmeckte sie Mitgefühl, Anteilnahme und etwas, das dem Beileid sehr ähnlich war. Einerseits war sie froh darüber, doch andererseits
Weitere Kostenlose Bücher