Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen
schossen heran zum Angriff, doch manticoranische LACs waren außerordentlich schwierige Ziele. ›Nur‹ zweihundertelf von ihnen wurden vernichtet – mit zweitausendeinhundert von Honors Männern und Frauen an Bord.
Dann griffen die letzten sechzehnhundert Raketen die Sternenschiffe von Kampfverband 82 an, wobei die meisten von ihnen einen der beiden Superdreadnoughts erfasst hatten.
Nur eines rettete HMS Imperator , und das war der Schaden, den die Intolerant bereits erlitten hatte. Die Abwehrwaffen und die elektronische Kampfführung des Schwesterschiffs der Imperator waren dem Gefecht schlichtweg nicht mehr gewachsen, und so war sie sowohl leichter zu entdecken als auch leichter zu treffen. Die unter autonomer Steuerung kurzsichtigen Mehrstufenraketen stürzten sich in großen Zahlen auf sie, ohne auf die Imperator zu achten, und ihre Nahbereichsabwehr war der Aufgabe, sie zu schützen, nicht mehr gewachsen.
Gefechtskopf für Gefechtskopf, Hunderte von ihnen, detonierten als höllisches Muster aus stroboskopischen Impulsen: Atomexplosionswolken, die tödliche Harpunen aus kohärenter Röntgenstrahlung spuckten, welche sich durch die schwankenden Seitenschilde der Intolerant hackten und tief, sehr tief in den massiv gepanzerten Rumpf schlugen. Mike Henkes Schlachtkreuzer gaben ihr Bestes, um die Flutwelle der Vernichtung beiseitezuwischen, doch ihnen mangelte es einfach an der nötigen Feuerkraft, und außerdem waren auch sie nicht gegen Angriffe gefeit.
Honor umklammerte die Armlehnen ihres Kommandosessels, während sie spürte, wie die Imperator unter ihren Treffern bebte. Sie schmeckte Nimitz im Hinterkopf, der sich mit grimmiger Liebe und Ergebung an sie schmiegte, während der Tod durch das Schiff dröhnte. Selbst dabei nahm sie die Augen nie vom Plot und beobachtete, wie die tödliche Feuerwalze über die Intolerant hinwegfuhr.
Niemand sollte je wissen, wie viele Treffer der Superdreadnought einsteckte, doch wie viele es auch sein mochten, es waren zu viele. Immer wieder durchbohrten die Röntgenlaser sie, und wieder, und noch einmal, bis sie plötzlich in dem strahlendsten, grellsten Blitz von allen verschwand.
Sie starb nicht allein. Die Leichten Kreuzer Fury , Buckler und Atum verschwanden genauso von Honors Plot wie die Schlachtkreuzer Priamos und Patrocles . Die Schweren Kreuzer Star Ranger und Blackstone waren plötzlich nur noch Wracks, die aus einer ballistischen Bahn weitertrieben, ohne Energie oder Antrieb. Und HMS Ajax verlangsamte unversehens, als ihr gesamter Heckimpellerring ausfiel.
Die Imperator musste mehr als ein Dutzend Volltreffer einstecken, und dennoch war der tatsächliche Schaden am Flaggschiff unglaublich gering. Die dicke Panzerung wies die meisten Treffer ab, zurück blieben nur oberflächliche Krater, und trotz des Verlusts von wenigstens einem halben Dutzend Energielafetten blieb sie vollkommen gefechtstüchtig.
Honor blickte auf die bittere Asche in ihrem Display und musste die grausame Ironie erdulden, dass ausgerechnet ihr Flaggschiff anscheinend unverwundbar war, während sie die verwüsteten Wracks der Schiffe unter ihrem Kommando betrachtete. Von den zwanzig Sternenschiffen und fünfhundertsechzig LACs, die sie über die Hypergrenze geführt hatte, hatten nur zwölf Sternenschiffe, bis auf zwei alle beschädigt, und dreihundertneunundvierzig LACs überlebt. Und während sie noch zusah, fielen die Ajax und der Schwere Kreuzer Necromancer durch Impellerschaden zurück.
»Hoheit«, sprach Andrea Jaruwalski sie leise an. Honor sah zu ihr hoch. »Die Fernsonden bestätigen die Vernichtung von zwo Minenlegern und schweren Schaden an einem der Superdreadnoughts.«
»Danke, Andrea.« Honor war erstaunt, wie gelassen, wie normal sie klang. In Anbetracht dessen, was die Haveniten ihr zugefügt hatten, war es ein erbärmlicher Erfolg, aber wohl besser als nichts.
»Harper«, sagte sie, »verbinden Sie mich mit Admiral Henke.«
»Jawohl, Hoheit.«
Mehrere Sekunden verstrichen, ehe Michelle Henkes angespanntes Gesicht auf Honors Combildschirm erschien.
»Wie schlimm steht es, Mike?«, fragte Honor, kaum dass sie ihre Freundin sah.
»Das ist eine interessante Frage.« Henke gelang es, wenigstens das Zerrbild eines Lächelns aufzusetzen. »Captain Mikhailov ist tot, und die Lage ist … vorerst ein wenig verworren. Unsere Schienen und Gondeln sind noch intakt, auch unsere Feuerleitung sieht ziemlich gut aus, aber unsere Nahbereichsabwehr und die Energiearmierung hat
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