Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
der kurze, fedrige Schopf aus dunkelrotem Haar wie ein seidiger Kuss.
    »Es ist vorbei«, sagte sie leise. Ihre grünen Augen funkelten im Licht auf dem Nachttisch wie Smaragde. Sie muss es eingeschaltet haben, als sie hörte, dass ich den Albtraum habe, dachte er.
    »Ich weiß«, sagte er ebenso leise, und sie verzog den Mund zu einem traurigen, liebevollen Lächeln.
    »Lügner!«, wisperte sie, hob die schlanke Hand und strich ihm sanft über den säuberlich getrimmten Bart.
    »Nein«, widersprach er. Er spürte, wie auf seiner Stirn der Schweiß abkühlte, der ihm bei der Erinnerung an den Schrecken, die Trauer und die Schuldgefühle ausgebrochen war. »Es ist vielleicht nicht so sehr vorüber, wie es dir recht wäre, Liebes. Nur so sehr vorüber, wie es sein kann.«
    »Ach, Aivars!« Sie legte die Arme um ihn, drückte den Kopf an seine Brust, spürte an der Wange den harten Schlag seines Herzens und versuchte, nicht zu weinen. Sie wollte ihm ihre heftige, bittere Wut über die Befehle, die ihn ihr wieder entrissen, nicht zeigen. Sie versuchte, keinen Zorn auf die Admiralität zu empfinden, die sie erteilt, oder ihn, der sie angenommen hatte.
    »Ich liebe dich sehr, weißt du«, sagte sie leise, und ihrer Stimme war nicht die Spur von Zorn, Groll oder Angst anzumerken.
    »Das weiß ich«, wisperte er und hielt sie fest. »Glaub mir, das weiß ich.«
    »Und ich möchte nicht, dass du gehst«, fuhr sie fort und schloss die Augen. »Du hast genug getan mehr als genug. Und ich hätte dich schon einmal fast verloren. Ich dachte, ich hätte dich verloren, und der Gedanke, dich wieder zu verlieren, diesmal für immer, macht mir Angst.«
    »Ich weiß«, wisperte er wieder und nahm sie so fest in die Arme, dass sie einen Schmerz spürte, den sie willkommen hieß. Aber er sagte nicht: >Ich gehe nicht< und sie kämpfte ein weiteres Aufwallen ihrer Wut nieder. Denn er konnte es nicht sagen. Er könnte es nie sagen und noch der Mann sein, den sie liebte. Hyacinth hatte ihn in so vielerlei Hinsicht verändert, und dennoch steckte der Mann, den sie immer gekannt hatte, nach wie vor in ihm. Sie wusste es und klammerte sich an dieses Wissen, denn es war ihr Fels in der Brandung.
    »Ich möchte nicht, dass du gehst«, wiederholte sie und drückte ihr Gesicht an seine Brust. »Auch wenn ich weiß, dass du gehen musst. Aber du kommst zu mir zurück, Aivars Terekhov. Du kommst zu mir zurück!«
    »Ich komme zurück«, versprach er und spürte, wie ihm etwas in der Brust zerriss. Er drückte sie noch fester an sich, und beide sprachen sie für lange, lange Zeit kein Wort. Dazu bestand keine Notwendigkeit, denn in den ganzen dreiundvierzig T-Jahren ihrer Ehe hatte er noch nie ein Versprechen gebrochen, das er ihr gemacht hatte. Und auch dieses würde er halten - wenn er die Wahl hatte.
     
     
     

1
    Admiral der Roten Flagge Lady Dame Honor Harrington, Gutsherrin und Herzogin von Harrington, saß neben Vizeadmiral der Roten Flagge Beatrice McDermott, Baronin von Alb, und sah schweigend zu, wie sich die bequemen, wie in einem Amphitheater angeordneten Sitzreihen des großen holografischen Simulators füllten. Die Zuhörerschaft war diszipliniert und etwas kleiner als noch vor einigen Jahren. Man sah auch weniger nichtmanticoranische Uniformen, und den Großteil der fremden Farben stellten die beiden Blautöne der Grayson Space Navy. Etliche der kleineren Verbündeten des Sternenkönigreichs hatte die Anzahl der Raumkadetten, die sie nach Saganami Island schickten, stark reduziert, und erewhonische Uniformen waren völlig verschwunden. Dame Honor bewahrte - irgendwie - eine gelassene Miene, während sie sich an die starren Gesichter der Kadetten erinnerte, die wie ein Mann ihre Kurse verließen, nachdem ihre Regierung das lange bestehende Bündnis mit dem Sternenkönigreich von Manticore aufgekündigt hatte.
    Sie gab den jungen Männern und Frauen, von denen sie viele persönlich unterrichtet hatte, als sie noch auf der Insel waren, keine Schuld, auch wenn sie sich persönlich verraten fühlte. Nicht einmal der erewhonischen Regierung machte sie Vorwürfe. Dame Honor wünschte, sie hätte es gekonnt, doch sie legte großen Wert darauf, immer ehrlich mit sich selbst zu sein, und das Sternenkönigreich war nicht von Erewhon verraten worden, sondern von der manticoranischen Regierung.
    Sie sah zu, wie der letzte Kadett mit einer militärischen Präzision Platz nahm, die sogar einen Saganami-Marine zufriedengestellt hätte. Dann erhob sich

Weitere Kostenlose Bücher