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Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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würde ich sagen«, sie zuckte mit den Schultern, »dass sie den Posten bewältigen könnte, wenn sie müsste.«
    Eine eindeutigere Erklärung, überlegte FitzGerald, konnte er von ihr zu diesem Zeitpunkt wohl kaum verlangen. Nicht dass Kaplan zwanghaft dazu geneigt hätte, sich bei allem abzusichern. Sie stand durchweg hinter ihren Entscheidungen oder Empfehlungen und war bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Während sie aber Folgen für sich nicht fürchtete, war ihr der Gedanke unerträglich, unangenehme Konsequenzen für andere zu verursachen. Durch Hast die falsche Entscheidung zu treffen und Menschen im Stich zu lassen, deren Recht es war, sich auf ihr Urteil zu verlassen. FitzGerald hätte gern gewusst, welche traumatische Episode in ihrer Vergangenheit zu dieser Neigung geführt hatte, aber er bezweifelte, ob er es je erfuhr.
    »Und wie ist sie als Ausbildungsoffizier?«, fragte er.
    »Bislang ausgezeichnet«, antwortete Kaplan so prompt, dass es den Ersten Offizier überraschte. »In Bezug auf diesen Aspekt Ihrer Pflichten hatte ich mehr Bedenken als wegen ihrer Leistungen auf der Brücke«, sagte der Taktische Offizier. »In erster Linie hat mir das Gleiche Sorgen gemacht, worauf Sie den Captain hingewiesen haben: wie jung sie ist. Ich dachte, es könnte ihr vielleicht schwerfallen, den nötigen Abstand zu wahren, weil sie und die Middys fast im gleichen Alter sind. Aber so kam es nicht. Ich habe zum Beispiel die Simulationen überwacht, die Lieutenant Hearns mit ihnen durchgeführt hat, und auch die Kritik nach dem Gefecht. Es gelingt ihr nicht nur, ihre Autorität aufrechtzuerhalten, ohne je zum Hammer greifen zu müssen, sie fühlt sich für jemanden in ihrem Alter auch erstaunlich gut in ihre Sozialdynamik ein.«
    »Wirklich?« FitzGerald hoffte, dass er nicht so erstaunt klang, wie er war. Kaplans Kommentare liefen auf eine Empfehlung hinaus, die er so deutlich nie von ihr zu hören erwartet hätte.
    »Wirklich«, bestätigte der Taktische Offizier. »Tatsächlich ist sie dabei sogar noch besser als ich. Ich erkenne, wenn jemand mit der Sozialdynamik gut zurechtkommt, aber es ist nie eine meiner Stärken gewesen. Ich schaffe es; aber es fliegt mir nicht zu, aber bei Abigail ist es meines Erachtens der Fall. Zum Beispiel weiß ich, dass zwischen Zilwicki und d'Arezzo irgendetwas ist. Ich weiß nicht, was, und ich glaube, Abigail weiß es auch nicht, aber es gibt Reibung, und sie scheint von Zilwicki auszugehen.«
    »Etwas, worum ich mich als Eins-O kümmern sollte?«, fragte FitzGerald, und Kaplan schüttelte rasch den Kopf.
    »Nein, nicht so etwas. Aus irgendeinem Grund mag sie ihn nicht besonders. Wahrscheinlich wird es dadurch verstärkt, dass er im Kakerlakennest fast so etwas wie ein Außenseiter ist. Die anderen haben auf der Insel gemeinsam Kurse besucht, doch er scheint stets Stundenpläne ohne Überschneidung mit ihren gehabt zu haben. Außerdem neigt er von Natur aus sehr zur Zurückhaltung. Er ist einem Einzelgänger ähnlicher als jeder, den ich seit langem in einem Kakerlakennest gesehen habe. Und wenn ich ehrlich bin, trägt es nicht zur Entschärfung bei, dass wir ihn zur Arbeit mit Guthrie eingeteilt haben. Damit ziehen wir ihn aus dem normalen Kadettenstatus heraus und unterstreichen sein >Außenseitertum< noch.«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Es ist ja nicht so, dass Zilwicki oder irgendein anderer ihn schikanieren würde oder auf dem Kieker hätte. Ich muss wirklich sagen, unsere Middys sind alle sehr nette junge Leute. Und Ihre Verantwortung, als Subalternoffiziere zu fungieren, nehmen sie ernst. Die pissen sich wegen irgendeiner Kleinigkeit nicht gegenseitig ins Bier. Nur ist Zilwicki so sehr geborene Anführerin, wie d'Arezzo der geborene Einzelgänger ist, und ihre Haltung beeinflusst das Verhalten der anderen Middys. Sie grenzt ihn nicht vorsätzlich aus, aber dass sie ihn nicht leiden kann, trägt dazu bei, dass er ein Außenseiter bleibt. Deshalb teilt Abigail die beiden absichtlich gemeinsam zu Aufgaben ein, bei denen sie zusammenarbeiten müssen. Früher oder später bringt sie das über das hinweg, was immer Zilwicki in ihrer halsstarrigen Highlander-Nase stecken hat. Entweder das, oder es tritt so offen hervor, dass Abigail es ein für allemal bereinigen kann.«
    FitzGerald starrte sie einen Moment lang an, lächelte spöttisch und schüttelte den Kopf.
    »Halsstarrige Highlander-Nase.« Er schüttelte den Kopf noch einmal. »Machen Sie sich überhaupt eine

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