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Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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außerordentlich loyaler Mensch war. Diese Eigenschaft machte ihn zu einem herausragenden Ersten Offizier. Doch er wollte - brauchte - für diese Loyalität eine Bezugsperson, die ihrer würdig war. Die ihre Pflichten auszuführen vermochte, wenn FitzGerald seine Arbeit angemessen erledigte. Und die der Opfer würdig war, die jederzeit vom Schiff und seiner Besatzung verlangt werden konnten.
    Nun trug niemand die Uniform der Königin, der seinen Mut und seine Fähigkeiten weitreichender bewiesen hätte als Aivars Aleksowitsch Terekhov. Als ihm unter katastrophalen Bedingungen, die er nicht zu vertreten hatte, ein Gefecht aufgezwungen wurde, hatte er mit seinem Schiff gekämpft, bis es und seine gesamte Division buchstäblich zu Schrott geschossen worden waren. Bis drei Viertel seiner Crew tot oder verwundet war. Bis er selbst vom Beschuss, der die Brücke seines Schiffes in Trümmer legte, so zerfleischt war, dass die havenitischen Ärzte nach seiner Gefangennahme gezwungen gewesen waren, ihm den rechten Arm und das rechte Bein abzunehmen und von Grund auf zu regenerieren.
    Daraufhin hatte er bis zum allgemeinen Kriegsgefangenenaustausch der Regierung High Ridge fast ein ganzes T-Jahr lang in havenitischem Gewahrsam verbracht. In das Sternenkönigreich war er zurückgekehrt als der einzige Offizier, dessen Kommando überwältigt und trotz tapferen und entschlossenen Widerstands bis auf das letzte Schiff vernichtet worden war, während zugleich die Achte Flotte in der Flutzeit des Sieges eine havenitische Flotte nach der anderen zerschlug.
    FitzGerald hatte Terekhov nie kennengelernt, ehe er zum Kommandanten der Hexapuma ernannt wurde, aber einer seiner Klassenkameraden von der Akademie kannte ihn. Und dieser Klassenkamerad vertrat die Ansicht, dass Terekhov sich geändert habe. Nun, verwunderlich war das nicht. Jeder, der so viel durchgemacht hatte, musste sich verändern. Nur war der Terekhov, an den FitzGeralds Klassenkamerad sich erinnerte, ein warmherziger, oft impulsiver Mann mit einem ausgeprägten Sinn für Humor gewesen, der sich eingehend mit den Offizieren seines Schiffes befasste, sie regelmäßig zum Abendessen einlud und es liebte, anderen einen Streich zu spielen.
    Die Beschreibung unterschied sich sehr von dem kühlen, reservierten Mann, den Ansten FitzGerald kennengelernt hatte. Man merkte ihm noch Spuren von Humor an, und Terekhov war nie zu beschäftigt, um mit seinem Ersten Offizier irgendeine Frage zu besprechen, die mit dem Schiff oder den Menschen darin zu tun hatte. Trotz aller Reserve wusste der Kommandant auf unheimlich anmutende Weise genau Bescheid, was an Bord der Hexapuma vor sich ging. Ein Beispiel war, wie er d' Arezzo als möglichen Assistenten Bagwells herausgepickt hatte.
    Dennoch blieb die Frage, sie summte in FitzGeralds Hinterkopf wie ein störendes Insekt: Hatte der Captain es überstanden? War seine neu erworbene Reserve, diese kühle Wachsamkeit, nur eine unausweichliche Reaktion auf den Verlust von Schiff und Besatzung, die Wunden, die er erlitten hatte, die endlose Therapie und die Genesungszeit? Oder verbarg er dahinter eine Schwäche? Ein Sprung in Terekhovs Panzer? Wenn es wieder so weit käme, hätte der Captain noch den Mumm, ein anderes Schiff mit einer anderen Crew direkt in den Weg des Sturmes zu stellen wie bei Hyacinth?
    Ansten FitzGerald war ein Offizier der Königin. Er war aus dem Alter heraus, in dem Ruhm wichtiger erscheint als alles andere, aber er glaubte an die Pflicht. Er fragte nach keinen Garantien für sein Überleben, aber er verlangte zu wissen, ob sein Kommandant ohne mit der Wimper zu zucken tun würde, was die Pflicht von ihnen verlangte. Und dass er, wenn er starb - wenn sein Schiff starb -, mit dem Gesicht zum Feind starb und nicht auf der Flucht.
    Ich komme wohl immer noch nicht von der >Saganami-Tradition< los. Und insgesamt gesehen ist das gar keine so schlechte Sache.
    Doch natürlich konnte er genauso wenig, wie Kaplan jene Frage stellen durfte, auch nur ein Wort von seinen Gedanken aussprechen. Deshalb sagte er nur: »Gehen Sie und genießen Sie Ihr Essen mit Alf, Naomi. Aber ich hätte Sie gern morgen um acht Uhr dreißig wieder an Bord. Für elf Uhr setzte ich eine Ressortoffiziersbesprechung an.«
    »Jawohl, Sir.« Sie erhob sich. Ihr verschlossener Blick bewies, dass sie genauso gut wusste, was ihm durch den Kopf gegangen war, wie er begriffen hatte, was in ihr vorging. »Ich werde da sein«, sagte sie und verließ nach einem Nicken sein

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