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Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hinausging. Und dass auch ihnen eines Tages etwas Ähnliches bevorstehen konnte, wie es Edward Saganami und der Besatzung der Nike vor so vielen Jahren zugestoßen war.
    Der brutal verwundete Schlachtkreuzer rollte auf Kernschussweite herum, kaum achttausend Kilometer von seinem Ziel entfernt, und feuerte jede noch gefechtstüchtige Waffe seiner Backbordseite in einen der feindlichen Schlachtkreuzer. Der Pirat machte einen Satz zur Seite, als die transferierte Energie Panzerung zerschmetterte und immer tiefer in den Rumpf vordrang. Er trieb einige Augenblicke weiter und verging in einer gewaltigen Explosion.
    Doch die Nike hatte für diesen Sieg einen Preis zu zahlen. Als sie zum Feuer herumrollte, fand sich der zweite, unbeschädigte Piratenschlachtkreuzer endlich in einer Position, aus der er sie beschießen konnte. Eine Position, in der die Nike ihm nicht mehr den kraftvollen Impellerkeil zuwandte. Seine Energiewaffen feuerten, und sie besaßen die gleiche Durchschlagkraft wie die Strahler der Nike. Saganamis Schiff war schwerer gepanzert als ein Kreuzer oder gar ein Zerstörer, aber sie war kein Schlachtschiff oder Dreadnought. Sie war nur ein Schlachtkreuzer. Ihre Panzerung zerbarst, Atemluft fauchte aus der aufgerissenen Außenhaut, und der Bugimpellerring blitzte auf und erstarb.
    Die Nike schüttelte sich und versuchte, von ihrem Gegner abzudrehen. Der Schwere Kreuzer, den sie bereits gelähmt hatte, feuerte eine volle Raketensalve auf sie. Die Nahbereichsabwehr hielt einige Lenkwaffen auf, doch vier explodierten an ihrem wankenden Seitenschild, und noch mehr Schadenskennungen blitzten auf, als ihre Glut die auf Volllast arbeitenden Generatoren überwand und sich in ihre Flanke fraß. Dann feuerte der feindliche Schlachtkreuzer erneut. Das grüne Icon machte einen Satz und umgab sich mit dem blitzenden roten Ring, der kritischen Schaden anzeigte. Im taktischen Display öffnete sich ein Fenster.
    Es war ein Combildschirm. Im Datums-Zeit-Feld an der rechten unteren Ecke blitzte der Name der Prince Harold auf und identifizierte den Frachter als Empfänger des voraufgezeichneten Signals. Mehr als ein Raumkadett zuckte zusammen, als er unversehens in den Vorhof der Hölle blickte.
    Die Brücke der Nike war von einem dünnen Rauch angefüllt, der zu den leckgeschlagenen Schotten abzog und ins bodenlos hungrige Vakuum dahinter strömte. Elektrisches Feuer zuckte unkontrolliert über die Konsolen. Die Astrogation war nur noch ein Trümmerhaufen, und überall an Deck lagen Leichen. Mit blutüberströmtem Gesicht blickte Edward Saganami ins Display; noch mehr Blut bedeckte die rechte Seite seines Vakuumanzuges, wo es aus einer tiefen Wunde in seiner Schulter quoll. Das taktische Display hinter ihm war noch funktionstüchtig. Die Icons und Seitenleisten und die grellen Schadenskennungen auf der Reparaturliste flackerten und setzten aus, wenn die Stromversorgung überlastet wurde. Dennoch waren sie noch aktiv und zeigten den anderen Schlachtkreuzer, der sich in Position zum letzten, tödlichen Schuss brachte, dem die Nike nicht mehr ausweichen konnte.
    »Wir sind erledigt, James«, sagte Saganami. Seine Stimme war rau, heiser vor Schmerzen und der Erschöpfung durch den Blutverlust, und dennoch war sein Gesicht fast ruhig. »Melde es der Königin. Melde ihr, was meine Leute geleistet haben. Und sag ihr, es täte mir lei...«
    Der Simulator wurde schwarz. Im lichtlosen Zuschauerraum herrschte völliges Schweigen. Und dann erschien langsam ein letztes Bild. Es war das goldene Kreuz mit dem Sonnenaufgang, die Parliamentary Medal of Valour an ihrem blauweißroten Band. Die gleichen Farben befanden sich zwar unter den Ordensbändern an Honors Brust, aber diese Medal of Valour war etwas Besonderes: Sie war das erste PMV, das jemals verliehen worden war, und hing vielleicht zwanzig Sekunden vor ihnen allen in der Luft.
    Dann gingen die Lichter wieder an, und Lady Dame Honor Harrington, Kommandeurin der jüngst reaktivierten Achten Flotte der Manticoranischen Allianz, blickte auf die vierhundertelfte Abschlussklasse der Flottenakademie. Die Klasse erwiderte den Blick, und sie holte tief Luft.
    »Ladys und Gentlemen«, sagte sie mit klarem, kräftigem Sopran, »die Tradition lebt!«
    Sechzig weitere Sekunden vergingen in hallendem Schweigen.
    »Weggetreten, Ladys und Gentlemen«, sagte sie sehr leise.
     
     

2
    Sie ließ ein letztes Mal den Blick durch ihre Stube im Wohnheim wandern.
    Wenn eines feststand, dann das, dass sie

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