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Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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so arm war wie Spindle, einen solch luxuriösen Saal zu sehen.
    Doch andererseits sind alle Systeme im Talbott-Sternhaufen bedrückend arm, dachte sie. Verwahrloste Ökonomien mitten in allem, was nötig ist, was man zum Wohlstand braucht ... bis auf die erste Starthilfe. Außer vielleicht Rembrandt und seine Handelspartner. Doch selbst die Mitglieder des Handelsbundes sind arm wie Kirchenmäuse, vergleicht man sie mit Manticore, Sphinx oder Gryphon.
    Sie hatte davon natürlich gewusst, ehe sie hierherkam. Wissen und Verstehen sind jedoch zwei sehr unterschiedliche Dinge. Und wenn sie eines wirklich störte, so war es der tiefe Graben zwischen Besitzenden und Habenichtsen in Talbott. Selbst der reichste Talbotter war im Vergleich zu jemandem wie Klaus Hauptmann oder der Herzogin von Harrington kaum auch nur wohlhabend zu nennen, aber auf vielen dieser Welten gab es keinen Mittelstand. Oder genauer gesagt bildete das, was der Mittelstand hätte sein sollen, nur eine dünne Schicht ohne die Angehörigen oder die Kraft, um das Wachstum einer sich selbst aufrechterhaltenden Wirtschaft zu befeuern. Es lag weniger an der gewaltigen Größe der Unterschicht als an der bedenklichen Überkonzentration von Geld und Besitz in den Händen einer winzigen, abgeschlossenen reichen Klasse. In Begriffen realer Kaufkraft und der Fähigkeit, für das Lebensnotwendige zu sorgen, war die Kluft zwischen jemanden wie Samiha Lababibi und jemandem aus den Elendsvierteln von Thimble astronomisch groß. Und obgleich der Familienbesitz der Lababibis für jemanden vom Kaliber Klaus Hauptmanns nur ein Taschengeld dargestellt hätte, stellte es zusammen mit dem Vermögen einer Hand voll anderer Familien einen gewaltigen Teil des insgesamt im Spindle-System vorhandenen Reichtums dar - der die Wirtschaft als Ganzes ihres dringend benötigten Investitionskapitals beraubte.
    Und was für die Wirtschaftsmacht zutraf, galt auch für die Politik. Samiha Lababibi wirkte in ihrem aufwändigen Ballsaal so sehr zu Hause, weil sie in dieser Umgebung zu Hause war. Die Lababibis gehörten zu den drei oder vier Familien, die nach den Wahlen den Präsidentensitz wie ein Stück Privatbesitz zwischen sich hin und her reichten. Medusa kam aus einem Sonnensystem mit einer offenkundigen, offiziellen Aristokratie; Lababibi stammte aus einer >Demokratie<, in der die Reihen der regierenden Klasse weitaus geschlossener und unzugänglicher waren, als es im Sternenkönigreich von Manticore je denkbar gewesen wäre.
    Trotzdem waren die Lababibis keine reinen Parasiten. Samiha war vielmehr - nach den Standards des Spindle-Systems - eine glühende Freiheitlerin. Sie war aufrichtig um das Wohl aller Bewohner ihres Sonnensystems besorgt, wie sie es verstand, doch Medusa vermutete, dass sie mehr Zeit damit verbrachte, über die Lage der Armen zu weinen als tatsächlich etwas dagegen zu unternehmen.
    Wie sollte es auch anders sein? Talbott kennt die Armen überhaupt nicht. Sie könnten genauso gut auf einem anderen Planeten leben, so gering ist die Chance, dass ihre Wege sich je kreuzen. Und wie sehr unterscheidet sich das von einem Freiheitler bei uns? Oder -Medusa grinste - von einem Freiheitler >alter Schule<. Montaigne verbringt sicherlich viel Zeit mit den Habenichtsen; unter ihrer Führung hat sich die Partei völlig gewandelt.
    »Ich habe gesehen, dass Mr Van Dort und Mr Alquezar hier sind«, sagte Medusa. »Ms Tonkovic oder Mr Krietzmann konnte ich allerdings noch nicht entdecken.«
    »Henri ist hier irgendwo«, erwiderte Lababibi. »Aleksandra hat mich angerufen, um sich zu entschuldigen. Sie plant zwar noch zu erscheinen, aber ihr ist in letzter Sekunde etwas dazwischengekommen, und sie wird sich etwas verspäten.«
    »Ich verstehe«, murmelte Medusa. Übersetzt: Sie wird kommen, wenn sie es will, und macht damit klar, dass sie auf keinen Fall beabsichtigt, zu einer weiteren Anhängerin der Provisorischen Gouverneurin unter vielen zu werden.
    Sie wollte noch etwas sagen, als sie einen Blick auf eine Traube aus schwarzgoldenen Uniformen erhaschte.
    »Verzeihen Sie, Madam President«, sagte sie und lächelte Lababibi freundlich an, »aber ich habe gerade die Ankunft Admiral Khumalos und seiner Offiziere bemerkt. Als höchste zivile Vertreterin Ihrer Majestät im Talbott-Sternhaufen muss ich ihn begrüßen und ihm meine Reverenz erweisen. Wenn Sie mich entschuldigen würden?«
    »Aber gewiss, Madam Governor«, erwiderte Lababibi, und Medusa schwebte über den Tanzboden

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