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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Mal eine Übungsklinge in die Hand genommen; Burdette hingegen hatte es nicht weniger als dreimal ins planetenweite Viertelfinale geschafft, und der abtrünnige Gutsherr würde sich nicht mit der ersten Verwundung begnügen. Er wollte Honor töten, und die Chancen für ihn waren schier überwältigend hoch.
    Ich könnte meinen Beschluß zurückziehen , erwog Benjamin, und mit diesem Verzicht die Niederlage meines Champions eingestehen, ohne Honor Burdettes Klinge auszusetzen. Aber die gesamte Bevölkerung des Jelzin-Systems sah zu. Der Schlag gegen die Macht und das Prestige des Protectorenamtes wäre überaus schwer, und wenn die Menschen von Grayson glaubten, er würde nachgeben, weil Honor sich fürchtete, Burdette im Gottesurteil gegenüberzutreten …
    Dann blickte Benjamin auf Honor nieder und sah ihr in die Augen – gelassene, unbewegte, von Burdettes Herausforderung und dem eigenen Schmerz völlig unbeeindruckte Augen –, und er wußte: Ihm blieb keine Wahl. Vor dem Gesetz machte es keinen Unterschied, ob der Protector eine Niederlage eingestand oder der Champion in der Tat besiegt wurde. In jedem Fall wäre sein Urteil außer Kraft gesetzt, aber er hatte kein Recht, diese Frau zu bitten, ihr Leben fortzuwerfen für die hauchdünne Chance, daß sie vielleicht, irgendwie, einen Gegner besiegte, der dreißigmal mehr Erfahrung besaß als sie.
    »Mylady, ich weiß, daß Sie verletzt sind«, sagte er mit so deutlich vernehmbarer Stimme, daß sie in jedes Ohr und jedes Mikrofon im Saale trug. Er wollte, daß jeder sah und wußte, daß er einzig und allein ihrer Wunden wegen kapituliert hatte, und nicht etwa, weil er Zweifel an ihrem Mut hätte. »Ich glaube nicht, daß Sie körperlich fähig sind, zu meiner Verteidigung die Herausforderung dieses Mannes anzunehmen, und daher …«
    Honor hob eine Hand, und überrascht verstummte Benjamin mitten im Satz. Niemand unterbrach den Protector von Grayson, wenn er auf dem Thron saß und das Wort ergriff! So etwas war ohne Beispiel, aber dessen schien sich Honor nicht bewußt zu sein. Sie schaute nur zu ihm hoch und sprach mit einem Sopran, der ebenso klar und deutlich zu verstehen war wie seine Stimme zuvor, ohne Burdette auch nur eines Blickes zu würdigen:
    »Euer Gnaden«, sagte sie, »ich habe nur eine Frage: Möchten Sie den Mann verkrüppelt oder tot?«
    Zu überrascht, um es zu verbergen, zuckte Benjamin zusammen. Von den Gutsherren war ein Laut der Fassungslosigkeit zu vernehmen, aber Honors Frage hatte dem Protector jede Möglichkeit genommen, den Zweikampf zu verhindern. Nun hatte nicht er, sondern sie die Entscheidung getroffen, und als er ihr in die dunklen, mandelförmigen Augen blickte, sah er die Frau wieder, die ihn und seine Familie einst ungeachtet der anscheinenden Aussichtslosigkeit vor dem makkabäischen Mordanschlag gerettete hatte. Er sandte ein Stoßgebet zum Himmel, daß sie in der Lage sein möge, ein gleiches Wunder für sich zu wirken, und auch für ihn und seine Welt, dann atmete er tief durch.
    »Mylady«, sagte der Protector von Grayson seinem Champion, »ich wünsche nicht, daß er die Kammer lebend verläßt.«
    »Wie Sie verlangen, Euer Gnaden.« Honor verbeugte sich zur förmlichen Ehrenbezeugung vor ihm und trat an ihren eigenen Tisch zurück. Sie hob Nimitz von ihrer Schulter, und während sie das Staatsschwert von Grayson aus der gepolsterten Halterung nahm, saß der Kater hochaufgerichtet, aber reglos auf dem Tisch, hatte die Ohren zurückgelegt und beobachtete sie schweigend. Die juwelenbesetzte, aber gefährliche Waffe war vor sechshundert Jahren für Benjamin den Großen geschmiedet worden, aber sie war noch immer so tödlich wie am ersten Tag. Die polierte Klinge des Schwertes wies das mosaikartige Muster dessen auf, was man auf Alterde Damaszenerstahl genannt hätte, und sie blitzte in Honors Hand. Honor drehte sich um und ging wieder hinab, um sich ihrem Feind zu stellen.
    »Mylord«, sprach Honor Harrington Burdette kühl an, »schicken Sie nach Ihrem Schwert – und möge Gott den Gerechten schützen und ihm zum Sieg verhelfen.«
    William Fitzclarance nahm nicht den Blick von seiner Feindin und verspottete im stillen ihre Dummheit. Glaubte sie denn wirklich, ihr dämonischer Herr könnte sie jetzt noch schützen? War sie denn wirklich so hirnlos?
    Er blickte wieder auf das Chrono und gab sich große Mühe, fast gelangweilt zu wirken. Nach dem Gesetz konnte er die Kammer nicht verlassen, ohne den Schutz durch die

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