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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hervor. Der Verfall war einfach zu weit fortgeschritten.
    Im Namen der ›Gleichheit‹ hatten die Eltern und die Großeltern der von ihm ermordeten Legislaturisten zu viele Menschen aus den Reihen der verfügbaren Arbeitskräfte ›freigesetzt‹ und unter dem Banner der ›Demokratisierung‹ das Bildungssystem zu weit hinuntergewirtschaftet. Sie hatten die Dolisten gelehrt, daß ihre einzigen Pflichten darin beständen, geboren zu werden, zu atmen und ihren Lebenshaltungszuschuß zu kassieren. Die Funktion der Schulen belief sich nicht darauf, Schüler zu bilden, sondern zu ›bestätigen‹ – was immer das heißen sollte. Und als die Herrschenden endlich begriffen, daß sie die eigene Wirtschaft ausgeweidet hatten, daß der völlige Zusammenbruch bestenfalls noch einige Jahrzehnte in der Zukunft lag, es sei denn, sie könnten irgendwie einige ihrer ›Reformen‹ rückgängig machen, da hatten sie nicht den Mut besessen, den Folgen ihres Tuns gegenüberzutreten.
    Vielleicht hätte man damals den Schaden noch anders als Pierre reparieren können, aber die Legislaturisten hatten nicht einmal den Versuch unternommen. Statt sich den politischen Konsequenzen zu stellen, die ihr Stimmenkaufsystem von Brot und Spielen aufwarf, hielten sie nach anderen Möglichkeiten Ausschau, die Wohlfahrtskasse zu füllen, und so war die Volksrepublik zum Eroberer geworden. Die Legislaturisten hatten ihre unmittelbaren interstellaren Nachbarn geschluckt und andere Ökonomien ausgeblutet, um neues Leben in den Leichnam der alten Republik zu pumpen, und für eine Weile schien das Verfahren sogar zu funktionieren.
    Aber der Anschein hatte getrogen, denn die Legislaturisten exportierten ihr politisches System auf die eroberten Welten. Eine andere Wahl hatten sie nicht, denn sie kannten keine Alternative, aber in wirtschaftlicher Hinsicht vergifteten sie dadurch unerbittlich die eroberten Welten ebensosehr wie die eigne. Die Notwendigkeit, diese Planeten auszupressen, um die eigene zu versorgen, führte schon bald zum wirtschaftlichem Zusammenbruch der eroberten Planeten, und das hatte zur Folge, daß Haven weitere Welten erobern mußte, dann wieder, und immer wieder. Jedes Opfer erzeugte einen kurzen, illusorischen Aufschwung, der jedoch nur so lange währte, bis auch das Opfer zusammenbrach und von einer Errungenschaft zu einer weiteren Bürde verkam. Man konnte genausogut versuchen, vor der Entropie davonzulaufen, aber die Legislaturisten hatten sich keinen Ausweg gelassen. Als die Volksrepublik durch die Eroberungen anschwoll, waren auch die Kräfte angewachsen, die benötigt wurden, um die Eroberungen zu bewachen und neue hinzuzufügen.
    Die Galaxis sah immer nur die gewaltige Ausdehnung der Volksrepublik, die überwältigende Macht ihrer Kriegsmaschinerie, und Havens Nachbarn erschauerten, je dichter sich der Moloch heranschob. Aber wie viele dieser Nachbarn erkannten wohl die Herzschwäche des Ungetüms? Das wirtschaftliche Flickwerk, das immer kurz vor dem Zusammenbruch am Rande des Abgrunds taumelte und unter dem Gewicht der Dolisten und der erdrückenden Kosten der Kriegsmaschine schwankte? Die Volksrepublik war nichts weiter als ein Parasit, der immer mehr Wirte verschlingen mußte, um zu überleben. Dennoch gab es nur eine begrenzte Anzahl Wirte, und wenn sie alle ausgesogen waren, dann mußte auch der Parasit untergehen.
    Rob Pierre hatte hinter die Oberfläche geschaut. Er hatte das Unausweichliche erkannt und versucht, es aufzuhalten – und war gescheitert. Auch er war gefangen im System und kam sich vor wie ein blinder Seiltänzer, den man zwang, über das Hochseil zu rennen und gleichzeitig mit einem Dutzend Handgranaten zu jonglieren. Er kontrollierte die Maschine, aber die Maschine hatte ihn schon im Maul, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn verschlang. Er kehrte dem Fenster den Rücken zu und ging wieder an seinen Schreibtisch, während die furchtbar vertrauten Teufelskreise seiner beschränkten Möglichkeiten an seinem Verstand nagten.
    Wenigstens hatte er etwas geschafft, das bisher keinem Legislaturisten je gelungen war: Er hatte die Dolisten aus ihrer Apathie gerissen. Nur waren sie unwissend erwacht – schon zu lange waren sie nichts weiter als Drohnen gewesen. Man hatte sie gelehrt, wie die Dinge zu sein hatten, und ihre Wut wandte sich nicht etwa gegen das System, sie kanalisierten ihre Energie nicht etwa auf die Beseitigung des Alten und das Erschaffen von Neuem – nein, sie waren nur darauf

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