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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Nachlaßverwalter, war nur ein Produkt des alten Regimes. Zweiundneunzig T-Jahre hatte er auf dem Buckel und sehnte sich zu den Tagen seiner Jugend zurück, als ihm noch alles gewiß erschienen war und das System wenigstens dem Anschein nach funktioniert hatte. Und selbst damals gab er sich keinen Illusionen hin – das System war schon vor seiner Geburt dem Untergang geweiht gewesen. Jener jüngere Pierre aber hatte sich in die Lüge eingekauft, diese närrische Idee, der Staat könne jedem Bürger einen garantierten und stetig anwachsenden Lebensstandard bieten, der völlig unabhängig von der Produktivität des einzelnen Haveniten sei. Tatsächlich müsse niemand produktiv sein, jeder könne in den Tag leben, für sein Auskommen sei in jedem Fall gesorgt – als Pierre die fundamentale hohle Verlogenheit des Gedankengebäudes begriff, hatte er geschäumt vor Wut. Und Zorn hatte seinen Ehrgeiz angestachelt, ihn angetrieben, sich von der Versorgung durch die Wohlfahrt zu lösen und zum mächtigsten aller havenitischen Dolisten-Manager zu werden. Das war ihm ebenso bewußt wie die Tatsache, daß eben diese Wut – dieses Bedürfnis, das System für seine Lügen zu strafen – sich mit dem Tod seines einzigen Sohnes verschmolzen und aus Pierre den Hammer geformt hatte, der das System in Trümmer schlug.
    Er lachte verbittert und ohne die geringste Heiterkeit auf. Das System in Trümmer schlagen! Na, toll! Das hatte er getan – mit einem Donnerschlag aus ferngelenkten Raketen und Bomben und blutigen Pogromen hatte er die Legislaturisten eiskalt hinweggefegt. Die alten Offizierskader der Volksflotte und des Marinecorps hatte er vernichtet wie alle anderen Quellen organisierten Widerstands. Die Sicherheitsorgane der Legislaturisten, die an eine vielköpfige Hydra erinnerten, waren überwältigt, aufgelöst und in ein einziges, allmächtiges Amt für Systemsicherheit zusammengefaßt worden, das nur gegenüber Pierre persönlich verantwortlich war. All das hatte er in weniger als einem T-Jahr erreicht, und mit einem bitteren Preis von vielen tausend Leben bezahlen müssen – und ›das System‹ rümpfte über seine Bemühung nur verächtlich die Nase.
    Früher, da hatte die Republik Haven – nicht die ›Volksrepublik‹, sondern nur ›die Republik‹ – den ganzen Quadranten inspiriert, war ein hell brennendes Leuchtfeuer gewesen, eine reiche, hochproduktive Renaissancewelt, die mit Alterde um den ersten Rang als kultureller und intellektueller Prüfstein der Menschheit konkurriert hatte. Trotzdem war dieser vielversprechende Anfang einen frühen Tod gestorben. Nicht von den Händen fremder Eroberer oder Barbaren aus den Sümpfen, sondern im Schlaf als Opfer seiner herzensguten Motive. Die alte Republik hatte sich auf dem Altar der Gleichheit geopfert, sich aber nicht der Chancengleichheit, sondern der Gleichheit der Resultate hingegeben. Die Republik hatte auf ihren Reichtum geschaut und war sich der Ungerechtigkeiten innerhalb aller Gesellschaftsformen gewahr geworden – und dann hatten irgendwie die Verrückten die Anstaltsleitung übernommen. Sie hatten aus der Republik die Volksrepublik gemacht – eine gewaltige, manische Maschine, die jedem mehr und besseres von allem versprach, ganz ungeachtet der jeweiligen Beiträge zum System. Und indem sie das taten, errichteten sie eine titanenhafte Bürokratie, die sich unabänderlich auf einer überstürzten Reise in die Selbstzerstörung befand und alle Reformversuche zerschmetterte wie Mücken.
    Diesen Titanen hatte Rob Pierre herausgefordert. Als sei es Wasser, hatte er das Blut der Männer und Frauen vergossen, die diese Maschine in Betrieb halten sollten, und am Ende besaß er mehr Macht als irgendein Legislaturist sich in seinen kühnsten Träumen ersehnt hätte. Und was kam dabei heraus? Daß es nichts bedeutete! In Wahrheit hatte die Maschine die Legislaturisten in Gang gehalten, nicht umgekehrt, und die Maschine verschwand nicht einfach. Sie war noch immer da. Pierre fühlte sich wie eine Fliege, die summend den madenzerfressenen Leichnam einer ehemals großen Sternennation umschwirrte. Nun, er hatte einen Stachel, aber er konnte immer nur eine Made auf einmal stechen, und für jede, die er tötete, schlüpfte ein Dutzend neue aus.
    Er fluchte leise und schüttelte die Fäuste über dem Kopf, dann stützte er sie an das Fenster und preßte auch das Gesicht gegen die harte Kunststoffscheibe, kniff die Augen zu und stieß einen weiteren, gehässigeren Fluch

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