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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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noch größer als selbst der Palast des Protectors und weitaus älter. Das war nicht mehr als angemessen für das Regierungszentrum eines von Graysons Gründergütern. Burdette House war noch ein massiver Steinbau aus der Zeit, als eine Festung nicht nur gegen die ungastliche Umwelt, sondern auch gegen feindliche Adlige Schutz bieten mußte. Durch einen der ersten Befehle, die Fitzclarance als Gutsherr erteilte, ließ er die Wandbehänge und Gemälde entfernen, denen seine beiden Vorgänger gestattet hatten, die spartanische Schlichtheit des Büros zu erweichen. Er hatte seinen Vater und auch seinen Großvater geliebt, aber beide hatten sie sich verführen lassen und von der eisernen Einfachheit abgewendet, die Gott von Seinem auserwählten Volk erwartete. William Fitzclarance beabsichtigte nicht, diesen Fehler zu wiederholen.
    Die Schritte von Diakon Allman klickten auf dem nackten Steinfußboden. Er trat vor Burdettes Schreibtisch. Als der Gutsherr sitzen blieb, blitzten die normalerweise milden Augen Allmans auf. Das offizielle Protokoll verlangte nicht, daß ein Gutsherr sich selbst vor einem Diakon der Kirche erhob, aber Höflichkeit ging über die Anforderungen des Protokolls hinaus. Lord Burdettes Weigerung aufzustehen stellte eine wohlbedachte Beleidigung dar. Allman machte eine kleine, überaus korrekte Verbeugung und zahlte Burdette dadurch, daß er kein Jota tiefer ging als das Protokoll verlangte, die Kränkung mit Zins und Zinseszins zurück.
    »Mylord«, murmelte er, und Burdettes Nasenflügel blähten sich. Der Tonfall des Sakristeiboten gab ihm keinen offensichtlichen Grund zur Beschwerde, aber trotzdem konnte man blankgezogenen Stahl darin spüren.
    »Diakon«, erwiderte er knapp, und Allman richtete sich auf. Der Gutsherr bot ihm keinen Stuhl an, und so legte der Kirchenmann die Hände auf den Rücken und musterte den Mann, den zu sprechen er gekommen war.
    Burdette sah aus wie ein typischer Fitzclarance – hochgewachsen für einen Grayson, breitschultrig und eckig. Schon früh hatte er seine Würden erlangt. Das Gesicht mit dem starken Kinn und den harten, eisblauen Augen zeigten überdeutlich, daß ihr Besitzer daran gewöhnt war, Befehle zu erteilen – und überhaupt nicht, daß man seine Absichten vereitelte.
    Zwischen den beiden Männern breitete sich Schweigen aus, und trotz der Anspannung des Moments hätte Allman am liebsten gelächelt. Sein hohes Kirchenamt brachte ihn mit zu vielen Gutsherren in Kontakt, als daß Burdettes Abstammung ihm noch Ehrfurcht abverlangt hätte. Der so leicht durchschaubare Versuch des Mannes, ihn mit diesem stahlharten Blick einzuschüchtern, belustigte den Diakon geradezu. Es hätte ihn belustigt, verbesserte er sich nüchtern, wäre die Situation nicht so ernst gewesen.
    »Nun?« knurrte Burdette schließlich.
    »Ich muß Ihnen mit Bedauern mitteilen, Mylord, daß die Sakristei Ihre Bitte abschlägig beschieden hat. Die Entscheidung, Bruder Marchant von seinen Ämtern zu entheben, wird nicht für ungültig erklärt werden, bevor er seine Irrtümer öffentlich zugegeben hat.«
    »Seine Irrtümer !« Burdette ballte über der Tischplatte die Fäuste und ließ die Kiefer zuschnappen wie die Backen einer Trittfalle. »Wann wäre es je eine Sünde gewesen, wenn ein Kirchenmann den Willen Gottes ausspricht?«
    »Mylord, weder steht es mir zu, noch ist es mein Wunsch, dies mit Ihnen zu erörtern«, entgegnete Allman gelassen. »Ich bin nur ein Bote.«
    »Ein Bote?« Burdette stieß ein rauhes Lachen hervor. »Ein Schoßhund, meinen Sie wohl, und Sie kläffen die ›Botschaft‹, die man Ihnen zu übermitteln befahl!«
    »Ein Bote«, wiederholte Allman in schärferem Ton, »beauftragt, die Entscheidung der Kirche Gottes zu überbringen, Mylord.«
    »Die Sakristei «, entgegnete Burdette kalt, »ist nicht die ganze Vaterkirche. Die besteht nämlich aus Männern, Diakon – Männer, die sich ebenso leicht irren können wie jeder andere auch.«
    »Niemand nimmt etwas anderes für sich in Anspruch, Mylord. Aber der Prüfer verlangt von den Menschen, ihr Bestes zu geben, um Seinen Willen zu begreifen – und nach diesem Verständnis zu handeln.«
    »Ja, das verlangt Er allerdings.« Burdette setzte ein dünnes, kaltes und häßliches Lächeln auf. »Zu schade, daß die Sakristei in Bruder Marchants Fall vergißt, sich an diese Leitlinie zu halten!«
    »Die Sakristei«, entgegnete Allman streng, »hat überhaupt nichts vergessen, Mylord. Niemand hat versucht, Bruder

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