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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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lange genug dabei waren, um zu wissen, wie man sich verstohlen das System zunutze machte, um seinen Willen zu bekommen, aber dafür war er einfach noch zu feucht hinter den Ohren. Chief Garner hatte sich zwar mitfühlend geäußert, aber nicht im geringsten auf Aubreys halbherzige Vorstöße reagiert, es müsse doch irgendeinen Weg geben, die Befehle zu ändern, und da hatte er gewußt, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als mit seiner Enttäuschung zu leben.
    In einem Zustand resignierter Niedergeschlagenheit hatte er zwei Tage lang bürokratische Maßnahmen über sich ergehen lassen, und mit jeder Stunde war in ihm das Gefühl stärker geworden, man habe ihn irgendwie betrogen. Er hatte Schwielen am Hintern vom vielen Lernen und als Klassenzweiter abgeschlossen – das mußte doch etwas bedeuten! Aber nein, nichts. Verdrießlich und rein mechanisch hatte er seinen Spind ausgeräumt, gepackt und sich dem Rest der Schule angeschlossen, der genau der gleichen Verwendung zugewiesen worden war.
    Und dann war er aufgetaucht, der Hoffnungsschimmer, daß alles nicht ganz so trostlos kommen könnte. Während er auf seine Fähre wartete, hatte Aubrey in der Schulhalle gesessen und über seine unerfreuliche Versetzung nachgedacht, als Ginger Lewis sich neben ihm auf die Bank fallen ließ.
    Wie Aubrey war auch Ginger Gravitationsspezialist. Die gepflegte Rothaarige hatte als neunzehnte in der gleichen hundertköpfigen Klasse abgeschlossen, war aber zwölf Jahre älter als er. Im Stillen hatte Aubrey sie immer ein wenig verehrt. Zwar war sie längst nicht so versiert in der Theorie wie er, aber sie verfügte über ein unfaßbares Talent, wenn es um die Beseitigung irgendwelcher Schwierigkeiten ging, geradezu, als könnte sie spüren , wo die Schwierigkeit lag. Zudem besaß sie die Ausstrahlung ihres reifen Alters, und daß sie außerordentlich attraktiv war, trug nicht gerade dazu bei, daß Aubrey sich in ihrer Gesellschaft gelassen fühlen konnte. Der Spitzname, den sie ihm angehängt hatte – »Wonder Boy, Wunderknabe« – übrigens auch nicht. Er glaubte, daß es sich nur um eine freundliche Verballhornung seines Nachnamens wegen seiner Noten handelte, dennoch fühlte er sich seitdem in ihrer Gegenwart nur um so unreifer.
    »Hallo, Wonder Boy!« rief sie fröhlich. »Gehörst du auch zu Gruppe Sechzig?«
    »Klar«, antwortete er mürrisch, und Ginger blickte ihn mit hochgezogenen fuchsroten Augenbrauen an.
    »Na, laß dich durch mich bloß nicht von deiner Beerdigung abhalten!« Bei ihrem Ton mußte er grinsen, aber ihr Spott hatte ins Schwarze getroffen.
    »Tut mir leid«, brummte er und senkte den Blick. »Ich war der Bellerophon zugeteilt«, seufzte er. »Chief Garner hat mir die Liste gezeigt. Und jetzt schicken sie mich plötzlich auf einen Handelskreuzer .«
    Beim letzten Wort kräuselte er verächtlich die Lippen, und Gingers Reaktion überraschte ihn völlig. Sie bekundete nicht etwa ihr Verständnis. Sie sprach ihm nicht ihr Beileid aus, wie man es von einem halbwegs einfühlsamen Leidensgefährten wohl hätte erwarten dürfen. Vielmehr lachte sie.
    Aubrey blickte sie an, und als Ginger sein Gesicht sah, lachte sie noch lauter. Sie schüttelte den Kopf und klopfte ihm genauso auf die Schulter wie seine Mutter damals, als der zehnjährige Aubrey seinen Gravscooter zu Schrott gefahren hatte.
    »Wonder Boy, ich seh’ schon, du kennst einfach nicht die neusten Latrinenparolen. Klar, man schickt dich auf einen Handelskreuzer, aber bist du denn überhaupt nicht neugierig, wem dieser Handelskreuzer eigentlich gehört?«
    »Warum sollte ich?« schnaubte er. »Entweder ist es ein seniler alter Reservist oder ein totaler Idiot, dem man kein echtes Kriegsschiff anvertraut!«
    »Himmel, du bist überhaupt nicht auf dem laufenden, was? Hör zu, Wonder Boy, dein ›seniler alter Reservist‹ ist niemand anderes als Honor Harrington.«
    » Harrington? « Als Ginger nickte, starrte Aubrey sie mit offenem Mund an. Es vergingen fast fünfzehn Sekunden, bis er wieder ein Wort hervorbrachte. »Du meinst die Harrington? Lady Harrington?«
    »Die und keine andere.«
    »Aber … aber die ist doch noch im Jelzin-System!«
    »Du solltest ab und zu mal Zeitung lesen«, schlug Ginger in aller Unschuld vor. »Lady Harrington ist schon über eine Woche wieder da. Und ein gewisser wohlplazierter Informant von mir, der immer verläßlich ist …« – sie ließ aufreizend die Wimpern klimpern –, »sagt, daß sie Chefin unseres neuen

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