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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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verächtlich anblickte, fühlte er sich alles andere als übergeordnet.
    »Da mußt du dich irren«, sagte er so gelassen wie möglich. »Das ist meine Koje.«
    »O nein, das ist sie nicht, Rotznase«, widersprach der Ältere unfreundlich.
    »Guck mal auf die Tafel«, forderte Aubrey ihn knapp auf.
    »Ich gebe ‘n Scheiß auf deine Tafel . Jetzt sieh zu, daß du mit deinem Arsch von meiner Bank verschwindest, solange du noch laufen kannst, Rotznase .«
    Aubrey blinzelte. Der andere grinste häßlich, ballte eine große, gefährlich aussehende Faust und polierte sich die Knöchel an der Manschette. Erbleichend blickte sich Aubrey im Raum um, aber abgesehen von den sechs oder sieben anderen, die mit seinem Gegner hereingekommen waren, war niemand da – und von denen schien sich keiner auf seine Seite schlagen zu wollen. Alle waren sie älter als er und besaßen nicht den Rang, den Männer ihres Dienstalters hätten innehaben sollen. Wenigstens die Hälfte von ihnen grinste genauso unangenehm wie der Energietechniker vor ihm, aber dem Rest schien der Vorfall völlig gleichgültig zu sein, abgesehen von einem stämmigen, nervösen Sanitäter, der seinen unsteten Blick von dem Streit abwandte.
    Während seiner Zeit in der Navy hatte Aubrey Situationen wie diese vermeiden können, und er war nicht dumm. Er wußte, daß er in der Tinte steckte, doch ein Instinkt raunte ihm zu, daß ihn die Konsequenzen dieser Episode noch lange verfolgen würden, wenn er jetzt nachgab. Aber genauso stark wie der Instinkt war die Furcht, denn er hatte sich noch nie in eine tätliche Auseinandersetzung und schon gar nicht in einen Kampf verwickeln lassen. Der grinsende Energietechniker war deutlich kräftiger gebaut als er.
    »Hör zu«, sagte er und bemühte sich um einen gelassenen Ton, »es tut mir leid, aber ich war zuerst da.«
    »Ganz genau – es tut dir leid«, feixte der Energietechniker. »Und wenn ich mit dir fertig bin, dann tut es dir noch viel mehr leid. Dabei bist du schon das bemitleidenswerteste Stück Scheiße, das ich seit Monaten gesehen habe, Rotznase. Und wenn ich dir noch einmal sagen muß, daß du deinen rosigen kleinen Arsch bewegen sollst, dann siehst du gleich noch viel trauriger aus.«
    »Ich bewege mich kein Stück«, erwiderte Aubrey. »Such dir eine andere Koje.«
    Die braunen Augen des Energietechnikers flackerten vor niederträchtiger Amüsiertheit auf, und der Kerl leckte sich die Lippen wie in Vorfreude auf etwas Besonderes.
    »Das war ein ganz großer Fehler, Rotznase«, flüsterte er und ließ die linke Hand vorschnellen. Damit packte er Aubrey am Kragen seines Overalls, und der junge Mann spürte, wie ihn die Panik durchfuhr, als der andere ihn von der Koje hob. Er umklammerte das Handgelenk mit beiden Händen und versuchte, die Finger des anderen von seinem Kragen zu lösen, aber genausogut hätte er mit einem Baum ringen können. »Sag gute Nacht, Rotznase«, höhnte der Energietechniker und holte mit der Rechten aus.
    » Keine Bewegung! « Der Befehl knallte wie ein Pistolenschuß, und der Energietechniker riß den Kopf herum. Er fletschte die Zähne, aber seine Augen änderten den Ausdruck, und Aubrey drehte ebenfalls den Kopf, während er gleichzeitig um Atem rang, weil die Hand an seinem Overallkragen ihm die Luft abdrehte. In der Luke des Schlafsaals stand eine Frau, die Hände in die Hüften gestemmt. Ihr Blick war mindestens ebenso kalt wie der des Energietechnikers. Aber das war auch schon die einzige Gemeinsamkeit zwischen beiden, denn diese Frau sah aus, als wäre sie geradewegs aus einem Werbeplakat für die Navy herabgestiegen. An ihrer Manschette prangten sieben goldene Dienstzeitstreifen, an den Oberarmen trug sie drei Winkel mit drei Bögen darüber und den klassischen goldenen Anker der Bootsmannslaufbahn anstelle des goldenen Sterns, den die anderen Verwendungen als Rangabzeichen eines Senior Master Chief Petty Officer benutzten, und ihr Blick durchdrang den erstarrten Schlafsaal wie ein eisiger Wind.
    »Lassen Sie ihn los, Steilman«, sagte sie knapp mit ausgeprägtem gryphonischem Akzent. Der Energietechniker erwiderte kurz ihren Blick, dann öffnete er mit einer verächtlichen Bewegung die Hand. Aubrey fiel auf die Koje zurück und rappelte sich mühsam auf. Seine bleichen Wangen waren rot angelaufen. Er war froh, daß der Senior Master Chief eingegriffen hatte und wußte, daß sie ihn gerade vor einer furchtbaren Tracht Prügel bewahrt hatte; aber er war auch jung genug, um sich

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