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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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also haben sie das Schiff dermaßen zerschossen?
    Nein, er wußte nicht, weshalb; er wußte nur, daß jemand die Tat begangen hatte. Allen Anzeichen zufolge war sie aus einer Laune heraus verübt worden; weil es den Piraten gefallen hatte, einem unbewaffneten Schiff Gewalt anzutun. Diese Formulierung ließ ihn unwillkürlich zusammenzucken. Branscombe führte gerade seine Marines zurück in die ehemalige Turnhalle der Erewhon , und das Scheinwerferlicht fiel gnadenlos auf die verrenkten Leichen. Wer auch immer für den Angriff auf die Erewhon verantwortlich war, hatte eine unglückliche Zielauswahl getroffen. Laut den Frachtdateien war das Schiff systemeinwärts unterwegs gewesen, um auf Central, der einzigen bewohnten Welt im Arendscheldt-System, eine Ladung aufzunehmen. In den fast leeren Frachträumen hatten sich nur schwere Maschinen für die Minen auf Central befunden. Solche Beute besaß nur geringen Wert, und der Beschuß der Piraten hatte den Hypergenerator der Erewhon zerstört. Mitnehmen konnten die Piraten das Schiff also nicht, und offenbar hatten sie außerdem zuwenig Frachtkapazität, um die massive Ladung zu stehlen. Aber offenbar haben sie eine Möglichkeit gefunden, sich für ihre Mühen zu entschädigen , dachte Caslet mit kalter Wut und zwang sich, die Leichen noch einmal anzuschauen.
    Jeder männliche Besatzungsangehörige war in die Turnhalle gebracht und erschossen worden. Anscheinend hatten die Piraten etliche vorher noch gefoltert, aber das war nicht leicht festzustellen, denn die Leichen lagen in unordentlichen Reihen dort auf dem Boden, wo sie von Pulserbolzen niedergemäht und ihre Leiber zerfetzt und verstümmelt worden waren. Trotzdem hatten die Männer mehr Glück gehabt als ihre weiblichen Crewkameraden. Die kriminaltechnische Untersuchung hatte Mißhandlung und Massenvergewaltigung festgestellt, und als die Mörder fertig waren, hatten sie jeder Frau in den Kopf geschossen, bevor sie sich davonmachten.
    Jeder Frau bis auf einer. Eine Frau war unberührt und trug noch immer die Uniform des Kapitäns der Erewhon . Man hatte sie an ein Trainingsgerät gefesselt, wo sie allem Unaussprechlichem zusehen mußte, was ihrer Crew angetan wurde, und als die Piraten fertig waren, hatten sie das Schiff geräumt und die einzige Überlebende zurückgelassen – und dann den Strom abgestellt und die Atemluft abgeblasen. Warner Caslet war ein erfahrener Offizier. Er war im Gefecht gewesen und hatte die blutigen Schrecknisse durchlebt, die zu jedem Krieg gehören. Mit Kriegführung hatte diese Greueltat jedoch nichts zu tun, und Caslet empfand kalten, beißenden Haß auf die Täter.
    »Wir können bestätigen, daß es keine Überlebenden gibt, Bürger Commander«, meldete Branscombe, und Caslet bemerkte in der Stimme des Marines einen Haß, der dem seinem glich. »Wir haben die Besatzungsliste aus dem Computer gezogen und konnten bis auf drei alle Crewmitglieder identifizieren. Es fehlt keiner; die drei sind einfach zu entstellt von der Behandlung durch diese Schweine, als daß wir sie eindeutig identifizieren könnten.«
    »Verstanden, Ray«, seufzte Caslet und riß sich zusammen. »Haben Sie die Ortungsaufzeichnungen?«
    »Aye, Bürger Commander. Die haben wir.«
    »Dann können Sie nichts weiter tun«, stellte Caslet fest. »Kommen Sie zurück an Bord.«
    »Aye, Bürger Commander.« Branscombe schaltete auf seine Kommandofrequenz um und beorderte seine Leute zurück in die Vaubon . Caslet wandte sich Bürger Kommissar Jourdain zu. »Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, würde ich gern die Position des Wracks an die Behörden von Central übermitteln.«
    »Geht das, ohne daß wir unsere Präsenz offenlegen?«
    »Nein.« Caslet beherrschte sich und unterließ es, ein »selbstverständlich nicht« anzufügen; allerdings nicht allein aus Besonnenheit. Trotz seiner Rolle als offizieller Spitzel des Komitees für Öffentliche Sicherheit an Bord der Vaubon war Jourdain ein der Vernunft zugänglicher Mann. Der besserwisserische, revolutionäre Eifer an ihm war unübersehbar, aber die zweieinhalb Jahre, die er an Bord der Vaubon verbracht hatte, schienen seine Allüren ein wenig gedämpft zu haben. Für Caslet trat die grundsätzliche Anständigkeit des Kommissars immer mehr in den Vordergrund. Die Vaubon war von den schlimmsten Exzessen der Säuberungen durch das Komitee für Öffentliche Sicherheit und das Amt für Systemsicherheit verschont geblieben, und ihre Besatzung war im Grunde noch die gleiche wie vor dem

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