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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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innerhalb der Konföderation haben, wenn wir sie ausschalten. Und abgesehen davon – denken Sie an unsere Befehle bezüglich des andermanischen Schiffsverkehrs.«
    »Was soll damit sein?« fragte Jourdain, aber an seinem Ton erkannte Caslet, daß der Volkskommissar die Antwort bereits ahnte. Wenn alles gut ging, sollte Bürger Admiral Giscards Kampfverband 29 vollkommen verdeckt operieren, aber in einer leider seltenen Anwandlung von Realitätssinn hatte jemand in der Heimat bemerkt, daß dies um so unwahrscheinlicher wurde, je länger das Unternehmen andauerte. Zwar hatte Giscard ungeachtet dieser Bedenken den Geheimhaltungsbefehl erhalten, aber immerhin war darüber nachgedacht worden, wie das Anderman-Reich auf havenitische Operationen innerhalb der Konföderation reagieren würde. Über den Gegenzug der Andermaner waren sich Diplomaten und Militärs uneinig. Die Diplomaten glaubten, die lange zurückreichenden Spannungen zwischen Potsdam und Manticore wegen Silesia würden das Reich davon abhalten, sich allzu lauthals zu beschweren, denn alles, was das Sternenkönigreich schwächte, verlieh dem Reich eine größere Chance, die gesamte Konföderation an sich zu reißen. Die Militärs hielten diesen Gedankengang für Unsinn: Dem Reich mußte deutlich sein, daß es als nächstes auf der Liste stand, und daher war es sehr unwahrscheinlich, daß die Andermaner passiv zusehen würden, wie sich der Krieg an ihrer Grenze ausbreitete.
    Caslet teilte die Ansicht der Militärs, auch wenn die Diplomaten am Ende triumphiert hatten – was in nicht geringem Maße, das wußte der Bürger Commander, auf das anhaltende Mißtrauen des Komitees für Öffentliche Sicherheit gegenüber der eigenen Flotte zurückzuführen war. Immerhin hatte man den Admiralen einen kleinen Knochen hingeworfen (allerdings glaubte Caslet, daß die Admirale darauf gern verzichtet hätten): Die Befehle des Kampfverbands sahen ausdrücklich vor, andermanischen Handelsschiffen gegen Piraten beizustehen. Wenn es soweit kam, wäre jede Tarnung selbstverständlich dahin, aber offensichtlich wollte man dadurch die Andermaner überzeugen, die Motive der Republik seien im Hinblick auf das Kaiserreich so weiß wie Schnee. Persönlich war Caslet der Ansicht, daß nur ein geistig ziemlich weit zurückgebliebener Andermaner etwas dergleichen glauben könnte, aber die Klausel bezüglich des kaiserlichen Handelsverkehrs bot ihm nun einen Angelpunkt.
    »Diese Piraten haben zwar ein silesianisches Schiff zerstört, Sir«, sagte er ruhig, »aber es steht doch wohl fest, daß sie auch einen Andermaner nicht verschmähen würden. Nach allem, was wir wissen, könnten sie durchaus schon ein Dutzend kaiserliche Frachter geknackt haben. Und falls nicht, wird es doch irgendwann soweit kommen. Wenn wir sie unschädlich machen und das auch beweisen können, dann haben wir ein zusätzliches Argument in der Hand, um die Andermaner gegebenenfalls davon zu überzeugen, daß nicht wir ihre Feinde sind.«
    »Das stimmt wohl, nehme ich an«, gab Jourdain zögernd zu, aber seine Augen funkelten scharfsinnig, als er Caslet anblickte. »Gleichzeitig kann ich mich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, daß das Kaiserreich in Ihren Überlegungen keine übergeordnete Rolle spielt.«
    »Das stimmt.« Gegenüber einem anderen Volkskommissar hätte Caslet dieses Eingeständnis niemals gemacht. »Was in meinen Überlegungen eine ›übergeordnete Rolle‹ spielt, Sir, ist vielmehr die Tatsache, daß wir es mit sadistischen Hundesöhnen zu tun haben, die weitermachen werden wie bisher, wenn niemand etwas gegen sie unternimmt.«
    Der Bürger Commander wies auf die Turnhallenszene, deren Standbild auf seinem kleinen Display noch immer zu sehen war, und sein Gesicht war steinhart.
    »Ich weiß, daß wir im Krieg sind, und im Krieg hat man einiges zu tun, was man nicht tun will. Aber solch ein Gemetzel hat nichts mit Kriegführung zu tun. Ich bin Raumoffizier, Sir. Meine Pflicht besteht darin, derartige Vorfälle zu verhindern, ganz gleich, um wessen Schiff es dabei geht. Mit Ihrer gütigen Erlaubnis bitte ich um die Chance, etwas Anständiges zu tun. Etwas, worauf wir stolz sein können.«
    Er hielt den Atem an, als Jourdain bei den letzten sechs Worten die Schullern straffte. Dieser Satz konnte sehr leicht als indirekte Kritik an dem Krieg gegen Manticore aufgefaßt werden, und das wäre gefährlich gewesen. Aber Warner Caslet würde Unmenschen, die zu solchen Greueltaten fähig waren, nicht

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