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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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weil sein Stipendium vom Militär stammte und ihn zu mindestens fünfzehn Jahren Dienst in der Navy verpflichtete. Um diese Verpflichtung zu erfüllen, blieb Alfred keine andere Wahl, als ins Sternenkönigreich zurückzukehren, und wenn Allison seinen Heiratsantrag annahm, dann mußte sie sich der Gesellschaft stellen, die ihn hervorgebracht hatte.
    Wäre er damals nur ein bißchen weniger ernst gewesen, hätte sie gelächelt, ihm den Kopf getätschelt und versichert, sie sei alt genug, um auf sich selbst achtzugeben. Doch so groß war sein Ernst, daß sie es nicht übers Herz brachte, sich ihre Belustigung anmerken zu lassen. Deshalb antwortete sie ihm mit bewundernswerter Würde, sie wisse seine Warnung zu schätzen und glaube, notfalls auch in der Provinz überleben zu können, wenn es denn unbedingt sein müsse.
    Wie nicht anders zu erwarten, war Sphinx nicht annähernd so bedrückend, wie man nach Alfreds Beschreibungen hätte fürchten können. Tatsächlich verhielt es sich nämlich so, daß Beowulfianer auch nicht ›libertinistischer‹ waren als andere Menschen; sie lehnten es lediglich ab, ein Urteil über fremde Lebensgewohnheiten zu fällen oder zu erklären, daß eine bestimmte Lebensweise die einzig Wahre sei – ganz gleich, wer sie begünstigte. Allison hätte Alfreds Heiratsantrag niemals angenommen, wenn sie Angst davor gehabt hätte, mit ihm ein neues Leben anzufangen, oder Angst davor, eventuell ihre alte Lebensweise aufgeben zu müssen. Hätte sie geglaubt, Alfred erwarte von ihr, daß sie sich in einen Lebensstil fügte, den sie als bedrückend empfand, so hätte sie den Antrag ebenfalls abgewiesen. Trotz alledem wurde sie das Gefühl nicht los, Sphinxianer seien sexuell unterdrückt. Was auch immer der Rest der Galaxis von den Bewohnern Beowulfs denken mochte. Allison hatte in ihrem Leben nie den Drang empfunden, anders als monogam zu sein.
    Demgegenüber sah sie es überhaupt nicht ein, ihre Lebenseinstellung in irgendeiner Weise publik zu machen. Allein die Tatsache, daß sie von – mein Gott! – Beowulf kam, handelte ihr die schiefen Blicke der prüderen Sphinxianer ein, und dank ihres Hangs zum Unfug konnte sie einfach nicht der Versuchung widerstehen, alle sich bietenden Gelegenheiten zu nutzen, jemanden hereinzulegen. Nachdem sie ihre diesbezüglichen Fähigkeiten beinahe siebzig Jahre lang an den Sphinxianern geschult hatte, konnte sie auf einem Puritaner spielen wie auf einer Stradivari und empfand dabei teuflisches Entzücken. Es bereitete ihr solchen Spaß, den Vorurteilen und Klischees dieser Menschen zu genügen und dabei so dicht an die Grenze zu gehen wie nur irgend möglich, ohne sie jemals wirklich zu überschreiten. Als Ärztin war sie dergleichen ihren Kritikern ohnehin schuldig. Gelegentliches Herzrasen erhöht den Puls und tut insgesamt dem Kreislauf gut.
    Freilich dachte Allison Harrington nicht einmal im Traum daran, Honor mit irgendeiner ihrer Eskapaden in Verlegenheit zu bringen – jedenfalls nicht ernsthaft. Ein wenig Verlegenheit konnte Honor andererseits nicht schaden. Erst nach Paul Tankersleys Tod und Honors Duell mit Pavel Young erfuhr Allison von der Episode in der Akademie, die Honors Selbstbild solch nachhaltigen Schaden zugefügt hatte. Nun begriff sie einiges, was ihr damals durch ihre eigene Prägung – und wegen Honors Verschlossenheit – nicht aufgefallen war. Dennoch hielt sie ihre Tochter nach wie vor für zu ernst und für emotional distanziert. Paul war nun schon über fünf T-Jahre tot, und so sehr sich Honor und er auch geliebt hatten, es war Zeit, daß Honor weiterschritt. Wenn sie es also nötig hatte, gelegentlich ein wenig erschüttert zu werden, so war dies eine Mutterpflicht, der Allison sehr gerne nachkam.
    Wenn man sie schon auf Sphinx schräg angesehen hatte, weil sie von Beowulf stammte, dann konnte sie sich gut vorstellen, wie Honors Graysons ihr begegnen würden! Zum Glück schien wenigstens Miranda sich in ihrer Nähe einigermaßen wohl zu fühlen; Allison hatte bereits erkannt, wie entscheidend Miranda, obwohl sie offiziell den Titel einer ›Zofe‹ führte, zum reibungslosen Ablauf der Vorgänge in Harrington House und wahrscheinlich auf dem ganzen Gut beitrug. Wenn jemand, der für Honor so wichtig war, sich in Allisons Nähe unbehaglich gefühlt hätte, dann hätte sie soviel Energie wie nötig investiert, um die betreffende Person zu beruhigen und auf ihre Seite zu ziehen. Sie rechnete fest damit, Miranda zu ihrer Verbündeten

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