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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sie mit mir diskutiert hätte.«
    »Diskutiert?« wiederholte Allison und klang in diesem Augenblick sehr wie ihre Tochter. Beide stürzten sie sich gern auf den wichtigsten Teil eines Satzes wie ein Raubvogel auf die Beute. Miranda fragte sich, was sie sagen konnte – oder sagen sollte –, ohne das Vertrauen ihrer Gutsherrin zu hintergehen. Daß Lady Harrington in dieser Angelegenheit nie auch nur ein Wort verloren hatte, machte die Entscheidung nur noch schwerer, und während sie darüber nachdachte, beugte sie sich vor und drückte die Wange an Farraguts Kopf.
    »Mylady«, sagte sie schließlich in distanziertem Ton, »ich bin die persönliche Zofe Ihrer Tochter. Ebensosehr wie Lord Clinkscales oder mein Bruder Andrew unterliege ich der Verpflichtung, das in mich gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen und die Belange meiner Gutsherrin zu wahren – selbst gegenüber ihrer Mutter.«
    Angesichts des Ernstes, mit dem diese Antwort erteilt wurde, riß Allison die Augen auf. Damit war ihre von vornherein hohe Meinung über Mirandas Integrität bestätigt, aber auch ihre Vermutung, daß Honor in der Tat einen Grund für ihren übereilten Aufbruch gehabt haben mußte. Der Verdacht war Allison in dem Augenblick gekommen, als sie erfuhr, daß Honor sie nicht auf Grayson empfangen würde, denn Honor hatte sich sehr darauf gefreut, ihre Mutter willkommen zu heißen und persönlich durch die Klinik zu führen. Honor hatte ihr nichts von ihrem vorzeitigen Aufbruch mitgeteilt; folglich mußte, was immer vorgefallen war, überraschend geschehen sein. Ein Blick in Mirandas Gesicht genügte ihr jedoch, und sie wußte, daß sie von der Zofe ihrer Tochter nichts über die Natur dieses Zwischenfalls erfahren würde.
    »Na schön, Miranda«, lenkte sie nach einer Weile ein, »ich will Sie nicht bedrängen – und ich danke Ihnen für Ihre Loyalität gegenüber Honor.«
    Miranda nickte knapp, eine Geste, aus der mehr die Erleichterung sprach denn die Freude über das implizierte Kompliment Allisons.
    Allison erwiderte das Nicken und erhob sich lächelnd. »Wenn ich recht verstanden habe, werden wir heute abend von Lord Clinkscales und seinen Frauen zum Essen erwartet?«
    »Jawohl, M … Allison. Und ich hoffe, daß Sie nicht beleidigt sind, wenn ich Sie vor Lord Clinkscales nicht mit Vornamen anrede.« Miranda täuschte furchtsames Erschauern vor, und Allison mußte lachen.
    »Ach, machen Sie sich darüber nur keine Sorgen, meine Liebe! Ich habe übrigens noch etwas auf dem Herzen.«
    »Aha?« Miranda legte den Kopf schräg, denn der Ton ihres Gastes ließ in ihr alle Alarmglocken klingeln, und Allison verzog verschmitzt das Gesicht.
    »Ja. Sie müssen wissen, daß ich nicht einmal genügend Zeit hatte, ein graysonitisches Kleid anzuprobieren. Deswegen muß ich etwas aus meiner manticoranischen Garderobe auswählen, und dazu benötige ich Ihren Rat.« Eine Mischung aus Bestürzung und Wachsamkeit machte sich in Mirandas Miene bemerkbar, und Allison lächelte noch schelmischer. »Ich fürchte, die Mode daheim ist ein wenig – anders«, fuhr sie gekünstelt sorgenvoll fort, »aber zum Glück habe ich vor meiner Abreise noch daran gedacht, ein paar Abendkleider mitzunehmen. Was finden Sie, soll ich tragen: das rückenfreie mit dem V-Ausschnitt oder das mit der geschlitzten Hüfte?«
     

12
     
    »Ach, jetzt hören Sie schon mit dem Schmollen auf, Mac! Ich schicke Sie doch nicht fort in die Wüste oder so etwas.«
    »Selbstverständlich nicht, Mylady.« Senior Master Chief Steward’s Mate James MacGuiness sprach mit völlig ausdrucksloser Stimme, was für ihn höchst ungewöhnlich war, und die Förmlichkeit, mit der er seinen Commodore anredete, blieb nicht ohne Wirkung.
    Honor seufzte innerlich, begutachtete ihr Äußeres im Spiegel an der Schottwand und rückte das schwarze Barett zurecht. Auf ihrem Schreibtisch saß Nimitz und beobachtete ihre Vorbereitungen; sie spürte, wie er still lachte. Er und MacGuiness waren alte und enge Freunde, doch der freigesinnte Baumkater fand es immer wieder urkomisch, mit welcher Besessenheit der Steward auf die Einhaltung des Protokolls pochte. Weder Nimitz noch sein Adoptivmensch hätten je in Zweifel gezogen, wie sehr MacGuiness sich Honor verbunden fühlte, doch im Augenblick war den Emotionen des Stewards ein Unterton entrüsteter beruflicher Eifersucht zu entnehmen. Der wahre Grund für seine Förmlichkeit – jeder andere wäre in seiner Gemütslage in einen Schreikrampf verfallen – bestand

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