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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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dennoch mußte es ausgesprochen werden. Wut – und Scham – belegten ihre Stimme.
    »Erklären Sie das.« Sorbanne klang, als habe sie das mentale Gleichgewicht bereits zurückerlangt; Dorcett hätte gern gewußt, wieviel davon ehrlich und wieviel auf Schauspielkunst zurückzuführen war.
    »Commodore Yeargin standen viel zuwenig Sensorplattformen zur Verfügung, um das System komplett abzusichern, Ma’am. Deshalb hat sie mit den vorhandenen die offensichtlichsten Anmarschvektoren abgedeckt und ihre Streitmacht im Orbit um Samovar konzentriert. Außer meiner Zerstörerdivision, mit der ich die Hauptraffinerie im Asteroidengürtel schützen sollte, waren keine weiteren Vorposten abgestellt.« Trotz ihrer eisernen Selbstbeherrschung zuckte Vizeadmiral Sorbanne zusammen, und Dorcett sprach unbarmherzig weiter: »Die Havies drangen oberhalb der Ekliptik ins System ein und umgingen dadurch die Plattformen des Commodore und den Ortungsbereich meiner Division komplett. Und sie kamen im freien Fall.«
    » Havies kamen im freien Fall?« wiederholte Sorbanne ungläubig.
    Dorcett nickte. »Jawohl, Ma’am. Etwas anderes ist nicht denkbar, es sei denn, ihr Fortschritt in puncto Stealth-Systeme übertrifft sämtliche Prognosen des ONI bei weitem. Selbst auf dem Kurs, den der Feind genommen hat, hätte er mindestens eine Sensorplattform dicht genug passieren müssen, daß wir jeden aktiven Impeller entdeckt hätten.«
    »Die Havies sollen sich auf ballistischem Kurs bis auf Angriffsentfernung herangeschlichen haben?« Offenbar bereitete diese Vorstellung der Admiralin nach wie vor Mühe, doch Dorcett nickte noch einmal bekräftigend.
    »Jawohl, Ma’am. Und ich fürchte, das ist noch nicht alles.« Sorbanne blickte sie forschend an und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, es ›auszuspucken‹. Dorcett seufzte. »Sie haben Raketengondeln benutzt, Admiral«, sagte sie leise.
    »Scheiße.« Fast wie ein Stoßgebet klang der leise geflüsterte Fluch; Sorbanne schlug die Augen nieder. Eine Weile saß sie reglos da, dann hob sie den Blick und schaute Dorcett ins Gesicht. »Wie stark sind die Havies im Adler-System nun?«
    »Ich bin mir nicht sicher, Ma’am. Wie gesagt, standen wir zu weit entfernt, um gute Erfassungen zu erhalten. Ich schätze ihre Stärke auf vier Schlachtkreuzer, sechs bis acht Schwere und ein gutes halbes Dutzend Leichte Kreuzer. Mein Taktischer Offizier und ich haben keine Zerstörer gesehen, aber ich kann nicht die Hand dafür ins Feuer legen, daß es wirklich keine gibt.«
    Sorbanne schauderte bei der Ungleichheit der Breitseiten, die Dorcetts Schätzung nahelegte; um so schlimmer, wenn die Havies auch noch Raketengondeln eingesetzt hatten.
    »Wie schwer sind Commodore Yeargins Verluste?« fragte sie dann.
    »Ma’am, ich …« Dorcett verstummte und schluckte heftig. »Es tut mir leid, Admiral. Ich muß mich … unklar ausgedrückt haben.« Sie atmete tief durch und sagte völlig tonlos: »Von meiner Division abgesehen waren die Verluste der Kampfgruppe total, Dame Madeleine. Ich bin … ich bin die ranghöchste Überlebende.«
    Sorbanne sprach kein einziges Wort. Endlose, peinerfüllte Sekunden saß sie einfach da und starrte Dorcett an, während ihre Gedanken sich überschlugen. Daß die Haveniten schließlich auch Raketenbehälter einsetzten, war zwar eine unwillkommene und beängstigende Neuigkeit, kam jedoch kaum überraschend. Jeder Offizier mit nur ein wenig Grips konnte sich ausrechnen, daß der Feind mit aller Energie daran arbeiten mußte, den gewaltigen Vorteil zunichte zu machen, den das Monopol auf die Gondeln der Allianz verschafft hatte. Doch daß die verachteten Havies diese lang erwartete Waffe gleich beim erstenmal mit solcher Effiziens führten – das kam unerwartet. Und die moralische Wirkung mochte unabsehbar sein.
    Madeleine Sorbanne lehnte sich langsam in ihren Sessel zurück. Noch immer starrte sie Dorcett an, nahm den Commander allerdings kaum wahr. Sie sah das Gesicht einer anderen Frau und dachte an Frances Yeargin und ihre Untergebenen. Yeargin war immer eine arrogante, überhebliche Ziege , dachte sie, als sie sich an den gefallenen Commodore und ihre regelmäßig bekundete Verachtung für die Volksflotte erinnerte. Verdammt noch mal, ihr mußte doch klar sein, daß sie zu wenig Plattformen hatte! Um Gottes willen, die Frau hätte doch zumindest ein paar Vorposten abkommandieren müssen! Was hat sie denn geglaubt, wofür sie da stationiert war?
    Doch was auch immer Yeargin sich

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