Honor Harrington 7. In Feindes Hand
oder wirtschaftspolitischer Hinsicht zu beraten, Ma’am, und käme mir anmaßend vor, wenn ich es versuchen würde.«
»Wie gut, ausnahmsweise jemanden zu treffen, der die Grenzen der eigenen Kenntnisse bemerkt«, erwiderte Ransom so sanft, daß der aalglatte Ton beinahe – beinahe – die scharfe Spitze im Kern der Aussage übertüncht hätte. Einen Moment lang empfand Theisman Furcht, doch dann lächelte Ransom und lehnte sich wieder zurück, und er entspannte sich erleichtert. »Trotzdem glaube ich, Ihnen zeigen zu können, wie Ihr Kommando hier im Barnett-System sich direkt auf soziale und wirtschaftliche Kriegsanstrengungen auswirkt, Bürger Admiral. Und natürlich unmittelbar auf die Kriegführung.«
»Ich bin ohne jede Einschränkung bereit mein möglichstes zu tun, um der Republik zu dienen, Ma’am.«
»Dessen bin ich mir ganz sicher, Bürger Admiral, glauben Sie mir.« Ransom fuhr sich mit der Hand durch das goldene Haar, und als sie weitersprach, hatte ihr Ton eine Ernsthaftigkeit angenommen, die Theisman bei ihr nie für möglich gehalten hätte.
»Im Grunde läuft es auf die Kampfmoral hinaus«, sagte sie. »Ich will nicht etwa behaupten, daß man mit Moral einen gravierenden Materialnachteil überwinden könnte. Aller Mut und alle Entschlossenheit im ganzen Universum würde einem mit Steinen bewaffneten Pöbelhaufen nicht helfen, wenn er ausgebildeter Infanterie in Panzeranzügen gegenüberstünde, und Sie würden mir auch nicht glauben, wenn ich das Gegenteil behauptete, nicht wahr?«
»Vermutlich nicht, Ma’am«, gab Theisman zu. Die Verschiebung des Schwerpunkts und die Intensität ihrer Worte hatte ihn verblüfft.
»Selbstverständlich würden Sie mir nicht glauben. Aber wenn Sie die Leute mit etwas Besserem als Steinen bewaffnen wollen, dann müssen Sie ihnen die Waffen entweder kaufen oder herstellen. Und wenn Sie wollen, daß der Pöbel die Waffen sinnvoll verwendet, dann müssen Sie ihn motivieren. Sie müssen die Zivilisten davon überzeugen, daß das Militär seine Waffen wirksam einsetzt, wenn Sie wollen, daß die Zivilisten sich ins Zeug legen und überhaupt erst dafür sorgen, daß es die Waffen gibt. Und ihren Soldaten müssen Sie glaubwürdig machen, daß sie gewinnen können , wann immer Sie von ihnen verlangen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Richtig?«
»Ich kann keinem Ihrer Punkte widersprechen, Bürgerin Minister.«
»Gut! Denn Sie, Bürger Admiral, sind einer der leider sehr seltenen Flaggoffiziere, die genau das getan haben, worum es uns geht: Schlachten zu gewinnen. Deshalb bin ich hier. Für die Öffentliche Information ist es von überragender Wichtigkeit, den Zivilisten folgende Botschaft zu vermitteln: Wir haben Admirale, die gewinnen können . An zweitwichtigster Stelle steht, sowohl den Zivilisten als auch dem Militär deutlich zu machen, daß wir Systeme wie Barnett halten müssen, um zu überleben. Darum werden meine Techniker in den nächsten Wochen hier sehr viel Bildmaterial aufnehmen. Gemeinsam mit Bürger Kommissar LePic übernehme ich die Verantwortung für die Zensur des Materials, die aus Gründen der operativen Sicherheit eventuell erforderlich sein wird. Bitte instruieren Sie Ihre Offiziere, mit uns zusammenzuarbeiten, indem man insbesondere alle Fragen so eingehend wie möglich und in Begriffen beantwortet, die für Laien verständlich sind.«
»Ich werde mit Vergnügen Anweisung geben, mit Ihnen in jeder Hinsicht zu kooperieren«, sagte Theisman. »Doch wenn das Bildmaterial für die öffentliche Wiedergabe bestimmt ist, so würde ich die Sicherheitsbedenken, die Sie bereits erwähnten, gern ausführlicher diskutieren. Ich bin sicher, daß die Manties unsere Medien genauso aufmerksam verfolgen wie wir die ihren, und ich möchte dem Feind einfach keine Hinweise auf unsere Schiffsverteilungen geben.«
»In dieser Hinsicht werden wir uns selbstverständlich mit Ihnen absprechen«, versicherte Ransom ihm. »Unser Hauptaugenmerk muß jedoch auf einer angemessenen Handhabung des Unternehmens liegen. Information ist soviel wert wie ein Waffensystem, Bürger Admiral, wenn sie richtig und dosiert eingesetzt wird, so daß sie maximale Wirkung erzielt. Nur darum hatte ich beschlossen, persönlich nach Barnett zu kommen. Sie können sich vorstellen, daß ich gegenüber dem Komitee und der Republik übergeordnete Verpflichtungen habe, die schwerer wiegen als das Ministerium für Öffentliche Information. Doch wenn ich ganz ehrlich bin, betrachte ich die
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