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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Schuldgefühl. Nur wegen der Miene, die Greentree machte, hatte MacGuiness nicht weitersprechen können. Der Flaggkommandant merkte das an der Art, wie der Steward das Gesicht verzog und die Schultern noch tiefer sacken ließ, als wolle er sich vor einem schrecklichen Hieb ducken. Doch Greentree hatte keine andere Wahl; er mußte diesen Hieb austeilen und holte tief Luft.
    »Admiral Sorbanne hat es offiziell bekanntgegeben«, erklärte Greentree; er wählte möglichst knappe Worte, um MacGuiness eine lange Vorrede zu ersparen. »Ab heute mittag dreizehn Uhr gilt HMS Prince Adrian als offiziell überfällig und verschollen.« MacGuiness’ Gesicht wurde schneeweiß und Greentree legte dem Steward eine Hand auf die Schulter. »Es tut mir so leid, MacGuiness«, sagte er in erheblich sanfterem Ton. »Im Augenblick wird Lady Harrington nur vermißt. Bevor wir keinen Bericht von den Havies oder den Inspektoren der Liga erhalten, wissen wir nicht mehr. Ich …« Er hielt inne und drückte MacGuiness die Schulter. »Ich wollte, daß Sie es von mir persönlich hören und nicht als Latrinenparole.«
    »Vielen Dank, Sir.« MacGuiness brachte nicht mehr als ein heiseres Flüstern hervor, ließ den Blick durch die leere Abteilung schweifen und kniff die Augen zu. »Es scheint gar nicht …« setzte er an, verkrampfte die Kiefer und drehte den Kopf weg. Er wollte nicht, daß der Flaggkommandant sein Gesicht sehen konnte. »Vielen Dank, daß Sie mir Bescheid gegeben haben, Sir«, sagte er schließlich sonderbar atemlos. »Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen, ich habe mich um dies und das zu kümmern …«
    Er löste sich aus dem Griff der Hand, die noch immer auf seiner Schulter lag, und verschwand eilig in Lady Harringtons Schlafzimmer. Hinter ihm schloß sich die Luke, und Greentree stierte sie für einige Sekunden an. Dann seufzte er tief und begab sich wieder zum Ausgang. Ganz bestimmt ahnte Mattingly den Grund für seinen Besuch, doch das entband Greentree nicht von der Pflicht, auch ihm persönlich Bescheid zu geben. Von der Pflicht, der Herold aller Neuigkeiten über Lady Harrington zu sein, die niemand hören wollte.
    Hinter ihm, in Honor Harringtons Schlafzimmer, saß James MacGuiness auf einem Stuhl und starrte auf die juwelenbesetzte Scheide des Schwertes von Harrington, das über der Kristallglasvitrine hing, in dem sich der Stern von Grayson und der Schlüssel von Harrington befanden. MacGuiness gab keinen Laut von sich, und sein ganzer Leib machte keine einzige Bewegung. Die Tränen, die sein Gesicht hinabrannen, fielen so leise wie Regentropfen.
     
    Honor seufzte auf und hob den Blick von dem Buch, in dem sie während der vergangenen Stunde vorgeblich gelesen hatte, und rieb sich müde die Augen. Einen Moment noch verharrte sie sitzend, dann legte sie den Band beiseite, schwang die langen Beine aus der schmalen Koje und begab sich in die Mitte der großen Kammer, die sie mit Marcia McGinley, Geraldine Metcalf und Sarah DuChene teilte. Dort angelangt, begann sie mit einer Reihe von Dehn- und Streckübungen.
    McGinley sah von dem Schachproblem auf, mit dem sie sich gerade beschäftigte. Eine Weile beobachtete sie Honor wortlos, schaute schließlich DuChene an und zog eine Braue hoch – die Astrogatorin beantwortete die unausgesprochene Frage mit einem Nicken, und beide standen sie auf und gesellten sich zu Honor, die ihnen ein wenig Platz machte. Schließlich umkreisten die drei weiblichen Offiziere einander in dem sonderbar anmutenden, graziösen Halbtanz, der ihnen bei ihren Übungen durch den begrenzten Raum auferlegt wurde. Metcalf blieb auf ihrer Koje sitzen und beobachtete die drei. Solange sich nicht eine von ihnen setzte, gab es nicht genug Platz, als daß Metcalf sich ihnen hätte anschließen können. Deshalb wartete sie geduldig; doch Nimitz war nicht bereit, einen guten Platz auf einem gegenwärtig stationären Schoß zu verschenken. Mit einem einzigen Sprung katapultierte er sich vom Fußende an Honors Koje auf Metcalfs Bettstatt, fläzte sich zu ihrem Vergnügen über ihre Beine und reckte ihr das Bauchfell entgegen, wo er gestreichelt werden wollte.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Honor die anderen während des Trainings und wünschte sich insgeheim ein wenig mehr Platz. Selbst wenn sie allein gewesen wäre, hätte sie nicht genügend Raum zur Verfügung gehabt, um alle ihre Kata ordnungsgemäß auszuführen. Da sich nun die anderen um sie drängten, hätte sie ihnen bei dem Versuch vermutlich

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