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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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stierte noch eine Weile darauf, dann endlich atmete sie tief durch und nickte der Tür knapp zu.
    »Alles Gute, Captain«, sagte sie leise, straffte die Schultern und kehrte an ihren Schreibtisch und zur Pflicht zurück.
     
    Dreißig Minuten später hielt an Bord von GNS Jason Alvarez ein Lift an, und Thomas Greentree wappnete sich innerlich, bevor er ausstieg. Er bemühte sich, den Gang so normal entlangzugehen wie immer, dabei wußte er genau, daß sein Gesicht so reglos wirkte wie ein Felsblock. Was sollte er dagegen tun; er war sich nicht einmal sicher, ob er seinen Gesichtsausdruck überhaupt ändern wollte. Was er vorhatte, stellte im Grunde – auf sehr persönliche und schmerzliche Weise – die Generalprobe dessen dar, was ihn nach seiner Ankunft im Jelzin-System erwartete. Sein steinerner Gesichtsausdruck spiegelte nur den Zustand seines Herzens wider, das sich in seiner Brust zu einem eiskalten Klumpen zusammengeballt hatte, schwer wie Granit.
    Er bog um die Ecke. Dem Grünuniformierten, der vor Lady Harringtons Kajüte stand, konnte er nicht in die Augen sehen. Normalerweise hätte hier James Candless oder Robert Whitman gestanden, die dienstjüngeren ihrer dreiköpfigen ständigen Leibwache. War Lady Harrington jedoch abwesend, so mußte jemand anderer für die Unverletzlichkeit ihres Quartiers sorgen. Als Andrew LaFollets Stellvertreter war Simon Mattingly für diese Aufgabe eigentlich zu ranghoch, doch jemand mußte die Wachschichten einteilen, wenn LaFollet abwesend war, und dieser jemand war Corporal Mattingly. Er konnte jeden zu dieser Pflicht abstellen, und so stand er nun persönlich vor der Luke, kerzengerade, die Schultern gestrafft, Knöpfe und Abzeichen poliert, daß sie so hell wie kleine Sonnen funkelten. Er trug sogar die geknotete goldene Achselschnur, mit der sich die persönlichen Waffenträger eines Gutsherrn nur bei hochoffiziellen Anlässen kenntlich machten, und Greentree biß die Zähne zusammen.
    Er begriff durchaus die unausgesprochene Botschaft, die der Waffenträger schweigend verkündete. Die Anwesenheit des Corporals war alles andere als eine Formsache, sondern alltägliche Pflicht. Und die Gutsherrin war nicht von ihnen gegangen, sie war lediglich abwesend, und sobald sie wiederkehrte, würde sie ihren Waffenträger bei der Erfüllung seiner Pflicht vorfinden. So lang es bis dahin auch dauern mochte, Simon Mattingly würde für Lady Harrington wachen, und allein dadurch verhinderte er, daß sie von ihnen ging.
    Der Captain blieb stehen, und Mattingly nahm Haltung an.
    »Kann ich Ihnen helfen, Captain?« fragte er zackig.
    »Ja, Captain, das können Sie. Ich hätte gern Steward MacGuiness gesprochen.«
    »Einen Augenblick, Sir.«
    Mattingly drückte den Comknopf und wartete. Mehrere Sekunden verstrichen – erheblich mehr Zeit als gewöhnlich –, dann antwortete eine Stimme, die Greentree fast nicht wiedererkannt hätte.
    »Ja?« Schwerfällig und stumpf erklang die einsilbige Antwort; wie ein Stein fiel sie aus dem Intercom, und Mattingly blickte flüchtig zu dem Flaggkommandanten auf.
    »Captain Greentree wünscht Sie zu sprechen, Mac«, sagte er leise. Ein Augenblick verging in völliger Geräuschlosigkeit, dann fuhr die Luke beiseite.
    Mattingly sagte kein weiteres Wort. Er nahm lediglich wieder Haltung an, und Greentree schritt an ihm vorbei in Lady Harringtons Kajüte. MacGuiness stand gleich innerhalb der Luke, die in die Pantry führte. Seine Augen wirkten verdächtig geschwollen und gerötet, was Thomas Greentree geflissentlich übersah. Im Gegensatz zu Mattingly ließ MacGuiness die Schultern hängen, und zum ersten Mal, seit Greentree ihn kannte, zeigte sich das wahre physische Alter des Stewards. Seine Arme hingen ihm unbeholfen an den Seiten herab, als hätten die fähigen Hände an ihren Enden vergessen, wie nützlich sie waren; bislang vom Prolong gebannte Falten zeigten sich nun von Trauer und Sorge vertieft im Gesicht. Der Captain spürte geradezu die Energie, mit der MacGuiness sich Hoffnung machte, mit der er sich an den Glauben klammerte, es gebe etwas Neues – als könnte er durch seine inbrünstige Hoffnung seinen Wunsch geschehen machen.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte er rauh und mühte sich ein Begrüßungslächeln ab. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen? Ich bin …« Ihm brach die Stimme, und er räusperte sich. »Ich bin sicher, der Commodore hätte es gern …«
    Er ballte die Fäuste und verstummte. Greentree empfand tiefes, widersinniges

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