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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ihrem Innern … obwohl Honor sie keinen Augenblick lang vergessen konnte.
    Sie fraßen an ihr und würden sie vernichten. Honor wußte es genau; sie spürte, daß sie immer zerbrechlicher wurde, weil die Hilflosigkeit wie ein schleichendes Gift nach und nach immer mehr von ihr verzehrte. Sie haßte dieses Gefühl. Haßte es mit Inbrunst. Nicht nur für alles, was es ihr antat; noch mehr haßte sie es dafür, daß es sie daran hinderte, ihr Bestes für die Menschen zu geben, die sie mit sich in diese Lage hineingezogen hatte.
    Honor vermutete, daß nur McKeon und LaFollet – eventuell noch McGinley – bemerkten, wie sie von innen heraus verfaulte. Jedenfalls hoffte sie, daß es sonst niemandem aufgefallen war. Schlimm genug, wenn die Menschen, die ihr am nächsten standen, gezwungen waren, sich mit ihrem Versagen und ihren Sorgen zu befassen, wo sie doch eigene Ängste und Bedürfnisse hatten und ein Recht besaßen, daß Honor sie bei der Bewältigung ihrer Probleme unterstützte. Aber …
    Es läutete leise, und Honor blickte dankbar auf, weil das Geräusch sie aus der immer enger werdenden Spirale der Selbstverdammung riß. Die Kammerluke fuhr beiseite, und im Durchgang stand Shannon Foraker. Honor wollte sie mit einem Lächeln begrüßen, doch als sie Forakers Gesichtsausdruck bemerkte, gefror ihre Miene. McGinley und DuChene bewegten sich immer langsamer und hörten mit den Übungen auf.
    »Ja, bitte, Bürgerin Commander?« fragte Honor wie immer und war über die Festigkeit ihrer eigenen Stimme erstaunt. Eigentlich hätte sie sich doch so verkrampft und angespannt anhören müssen, wie sie sich fühlte – vibrierend wie eine überbeanspruchte Trosse.
    »Bürger Admiral Tourville hat mich geschickt, um Ihnen seine Empfehlungen auszusprechen und Sie zu informieren, daß wir neue Order empfangen haben, Commodore.« Wo Honor die eigene Stimme unnatürlich natürlich vorgekommen war, sprach Foraker nun mit gleichsam unnatürlicher Eintönigkeit. Sogar die einzelnen Wörter klangen gewissermaßen falsch , als wären sie Foraker von jemandem aufgeschrieben worden, und sie würde den vorbereiteten Text vom Blatt ablesen. Und genau so ist es gewesen , begriff Honor. Foraker war die Botin, die Nachricht aber stammte von Tourville. Die Bürgerin Commander räusperte sich, bevor sie weitersprach.
    »Das Kurierboot ist von Barnett zurück«, sagte sie und sah Honor dabei direkt in die Augen. »Bürger Admiral Tourvilles Depeschen waren an Bürger Admiral Theisman adressiert, den Systemkommandeur, und an seinen Kommissar, doch Bürgerin Ransom vom Komitee für Öffentliche Sicherheit ist gegenwärtig im System, und selbstverständlich wurde die Depesche ihr vorgelegt.«
    Honor hielt unwillkürlich den Atem an. Als der Name Theismans fiel, hatte sie vorübergehend aufkeimende Hoffnung verspürt, denn sie kannte den Bürger Admiral – zwar als Feind, doch zeichneten ihn Mut und moralische Integrität aus. Cordelia Ransoms Name hingegen hatte das zarte Pflänzchen von Honors Zuversicht bereits im Keim zertreten. Honor mußte darum kämpfen, daß sich ihr Entsetzen nicht auf ihrem Gesicht zeigte. Sie blickte Foraker an.
    »Ihre Mannschaften, Unteroffiziere und Subalternoffiziere werden zum überwiegenden Teil in ein Kriegsgefangenenlager der Volksflotte im Tarragon-System geschafft«, eröffnete Foraker ihr. »Sie hingegen begleiten uns mit Ihren ranghöheren Offizieren und einigen älteren Unteroffizieren an Bord der Count Tilly ins Barnett-System.«
    Die Bürgerin Commander zögerte erneut, als suchte sie nach einem – irgendeinem – Grund, die Botschaft nicht beenden zu müssen. Sie fand keinen und fuhr noch tonloser fort als zuvor.
    »Bürgerin Ransom hat Bürger Admiral Tourville angewiesen, Sie persönlich nach Barnett zu bringen, Commodore. Dem Wortlaut zufolge will Bürgerin Ransom Sie persönlich befragen, bevor sie entscheidet, wie in Ihrem Fall weiter verfahren werden soll.«
    »Ich verstehe«, antwortete Honor, ohne daß ihr Sopran auch nur zitterte. Es war, als stünde sie neben sich und sähe zu, wie ein Fremder ihren Körper und ihre Stimme steuerte. Honor war vom ONI über das Komitee für Öffentliche Sicherheit und seine Mitglieder informiert worden. Sie kannte Cordelia Ransoms Leumund und machte sich keine Illusionen, aus welchen Gründen Ransom sie ›befragen‹ wollte – oder wie die Havenitin mit ihr ›weiter verfahren‹ würde. In gewisser Weise war Honor sogar froh und erleichtert: Wenigstens

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