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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die Kraft. Sie war zu sehr Realistin und sich selbst gegenüber zu ehrlich, um sich zu belügen. Mit genügend Zeit und Entschlossenheit vermochten die Kreaturen der Systemsicherheit jede und jeden zu vernichten, doch eigentlich ging es gerade darum. Sie konnten Honor vernichten. Mit Hilfe der richtigen Drogen und durch Anwendung von Druck und Gewalt konnten die SyS-Schergen sie zerstören oder sie sogar zu einer anderen Persönlichkeit umprogrammieren. Doch auch das war nichts anderes als eine Hinrichtung, und so lange Honor lebte – so lange eine Spur ihrer Persönlichkeit verblieb –, würde auch die Kraft existieren, die sie nun anfüllte. In diesem Sinne vermochte niemand ihr diese Kraft zu nehmen; sie konnte sie nur freiwillig übergeben.
    Commodore Lady Dame Honor Harrington saß mit auf den Rücken geketteten Händen auf dem Shuttlesitz, Gesicht und Leib schmerzten und waren von blauen Flecken übersät. Nimitz’ Qual durchlief sie in regelmäßigen Abständen wie ein Pulsschlag, doch ihre gelassene Miene war nun keine Maske zur Täuschung ihrer Feinde mehr.
     
    »Sie können jetzt hinein, Bürger Commander.«
    »Danke.« An sich hatte Warner Caslet gegenüber dem Schreiberbootsmann im Vorzimmer von Bürger Admiral Theisman gar nicht so kurz angebunden sein wollen. Er bedauerte es im nächsten Augenblick sogar, Bürger Chief Maynard fast angefaucht zu haben, und wußte auch, wie gefährlich solches Verhalten sein konnte. Trotzdem konnte er sich nicht zurückhalten. Im Moment war er zu wütend, um solche Aspekte zu berücksichtigen, bevor er handelte – und erst das machte die Schärfe seines Tonfalls gefährlich.
    Er betrat Theismans Büro und zögerte, als er Dennis LePic neben dem Schreibtisch des Bürger Admirals stehen sah. Das Zögern ging rasch vorüber, dann trugen ihn seine Füße wie von selbst über den Teppich vor seine Vorgesetzten. Der Anblick des Volkskommissars wirkte auf Caslet wie ein Guß Eiswasser, wie die Aufforderung, sämtliche Gründe zum Bezähmen seiner Wut noch einmal herunterzubeten – doch gleichzeitig verstärkte die Anwesenheit LePics seinen Zorn. Nicht, weil er LePic persönlich die Schuld für das Geschehene gab, sondern weil sich der Volkskommissar trotz aller Versuche, ein anständiger Mensch zu sein, mit den Mächten eingelassen hatte, die nach Caslets Auffassung die Verantwortung trugen.
    Du selbst aber auch, mein lieber Warner, oder etwa nicht? fragte ihn höhnisch eine innere Stimme. Du hättest dich dem neuen Regime doch heldenhaft widersetzen und dich weigern können, dir die Hände schmutzig zu machen und von deinen Prinzipien und deiner Ehrauffassung abzurücken, nicht wahr? Dafür hätte man dich zwar erschossen, aber die Wahl hast du trotzdem gehabt, stimmt’s? Und du, du hast es seingelassen. Also spiel dich gegenüber einem Mann wie LePic bloß nicht als Pharisäer auf!
    »Sie haben mich rufen lassen, Bürger Admiral?« fragte Caslet. Den verärgerten Unterton versuchte er dabei in Forschheit zu ersticken. Theisman nickte.
    Etwas am Gesicht des Bürger Admirals war anders. Obwohl keine neuen Falten zu sehen waren, wirkte Theisman, als wäre er innerhalb von Stunden um Jahre gealtert. Kaum hatte Caslet diese Veränderung bemerkt, als ihm klarwurde, daß die Gefangenen um einiges übler behandelt worden sein mußten, als aus dem Bericht hervorging, den er als Operationsoffizier erhalten hatte. Oder aber es war doch nicht schlimmer zugegangen, als dem Bericht zu entnehmen war, und Theisman hatte die Geschehnisse aus zu großer Nähe beobachten müssen und ihre Bedeutung allzu klar erkannt.
    »Das ist richtig, Warner«, antwortete Theisman nach einem Augenblick. »Sicherlich haben Sie bereits von den – skandalösen Ereignissen heute morgen gehört.«
    Obgleich der Bürger Admiral die Frage an Caslet gerichtet hatte, blickte er LePic an, während er sprach. Der Volkskommissar sagte kein Wort, nur seine Augen blitzten auf. Er preßte die Lippen zusammen, seine Nasenflügel bebten, und dann nickte er knapp und unwillig, als wolle er dem von Theisman gewählten Adjektiv beipflichten. Zwar handelte es sich nur um eine kleine Geste, doch ihre Bedeutung war für Caslet so offenbar, als hätte jemand sie herausgeschrien: Der Volkskommissar stellte sich – zumindest für den Augenblick – auf die Seite der Offiziere, die er eigentlich ausspionieren sollte.
    »Jawohl, Bürger Admiral, ich hörte davon.« Caslet sprach völlig tonlos, und das nicht nur, weil er

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