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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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dabei war immer wieder das Gerücht aufgetaucht, sie seien in Camp Charon gewesen. Ihre bruchstückhaften Beschreibungen fügten sich sehr gut zum Bild eines Straflagerplaneten zusammen, der offiziell Hades hieß und von jedem Menschen, der jemals dorthin gesandt worden war, nur ›Hell‹, Hölle genannt wurde. Niemand außerhalb der volksrepublikanischen Sicherheitsdienste kannte die Koordinaten dieser Welt, und alle Berichte stimmten darin überein, daß eine Flucht von dort völlig ausgeschlossen sei. Immer wieder machten Geschichten die Runde, daß die aufsässigsten unter den militärischen wie politischen Häftlingen, die von der Volksrepublik im Laufe der letzten siebzig T-Jahre festgenommen worden waren, auf diesem Planeten festgesetzt worden seien.
    Und nun beabsichtigte Ransom, die Existenz der Höllenwelt durch Honors Hinrichtung preiszugeben. Einen Augenblick lang weckte ein Gedanke Honors schwache Hoffnung: Ransom könnte sich so bedroht fühlen – die Autorität des Komitees für Öffentliche Sicherheit für so geschwächt halten –, daß sie allen ihren Feinden die Existenz der eisernen Faust beweisen wollte; daß sie sich gezwungen sah, alle Gerüchte über die Unterdrückungsmaschinerie der Machthaber zu bestätigen. Für Honor schien es, als gebe es eine Schwachstelle in der feindlichen Panzerung.
    Doch dieses Hochgefühl erstarb schneller als es aufgekommen war. Was diese eventuelle Schwäche der havenitischen Führung für den Ausgang des Krieges und das Schicksal der Volksrepublik auch bedeuten mochte, Honor Harrington würde es nicht mehr miterleben. Während sie blicklos geradeaus auf die Schottwand starrte, brach die Trostlosigkeit erneut und mit unverminderter Wucht über ihr zusammen. Daß man es darauf anlegte, ihr alle Hoffnung zu rauben, war ihr durchaus bewußt – und klar war ihr auch, daß diese Schlägerin hinter ihr alles daran gesetzt hatte, um die Ausweglosigkeit von Honors Lage zu betonen und nur den ersten Schlag von vielen geführt hatte, unter denen ihr Geist gebrochen werden sollte. Doch sich dessen bewußt zu werden und fähig zu sein, dagegen anzukämpfen, das waren zwei Paar Stiefel. In Honors Ohren klangen noch immer die Worte, mit denen Cordelia Ransom ihr Todesurteil gesprochen hatte; immer und immer wieder hörte Honor den Wortlaut wie eine defekte Tonaufzeichnung; als wollte sie sich deutlich machen, daß es für sie und Nimitz keine Zukunft mehr gab. Der Gedanke war so dumm, und dennoch gelang es ihr nicht, ihn abzuschütteln, ja, sie war sich nicht einmal sicher, ob sie das überhaupt wollte. Da sie ihr drohendes Schicksal anerkannte, waren ihre Sinne geschärft und kristallklar. Vielleicht liegt es an der Gewißheit , überlegte sie. Mit eigenen Ohren zu hören, wie man zum Tode verurteilt wird, beseitigt jede Ungewißheit. Und löscht die letzte quälende Hoffnung, die sowieso nur von Dickköpfigkeit am Leben erhalten wird …
    Auf ganz eigene Weise lag eine Gnade darin. Wenn keine Hoffnung mehr bestand, dann gab es auch keinen Grund mehr, sich so zu verhalten, als wäre noch nicht alles verloren. Plötzlich empfand Honor die Apathie gar als tröstlich, die sich über sie senken wollte. Sie durfte nun von ihrer Würde, vom äußeren Anschein absehen. Sie konnte die Fassade von Stolz und Mut aufgeben, denn indem sie dieses Bild weiter aufrechterhielt, verlockte sie ihre Wärter nur dazu, es zu zerschmetterten, und was bedeuteten einer Toten noch Stolz und Ehre? Warum sollte Honor weiter die Maske tragen und ihre alte Rolle weiterspielen: den Offizier der Königin, der allen Widrigkeiten durch innere Stärke trotzt?
    Laß dich gehen , drängte eine innere Stimme. Sie geben ihr Bestes, um dich zu brechen. Das weißt du doch bereits. Warum sperrst du dich dagegen? Weißt du, was es dich kostet, wenn du dich wehrst? Willst du dir das wirklich antun lassen? Mach doch lieber einfach mit und spiele die Rolle, die sie dir zugedacht haben. Das hat überhaupt nichts zu bedeuten! Bedeuten würde es nur dann etwas, wenn du eine Wahl hättest, wenn eine Möglichkeit bestünde, damit noch etwas zu erreichen – und die gibt es nicht mehr.
    Hinterhältig war sie, diese Stimme, und voller Versuchung. Ein kühler, rationaler Kern in Honor mußte der Stimme sogar recht geben. Sie besaß keinen vernünftigen Grund, sich der Marter auszusetzen, mit der ihre Wärter versuchen würden, ihren Trotz zu brechen – nicht, wenn sie am Ende sterben mußte. Dennoch bestanden Gründe,

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