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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Theismans Wahl des Adjektivs voll und ganz zustimmte. Als der Bürger Admiral ihn auf die Inspektionstour schickte, von der er gerade erst zurückgekehrt war, hatte es keine Diskussion über seine Motive gegeben. Trotzdem glaubte Caslet sie zu kennen. Er fühlte sich hin und her gerissen zwischen Dankbarkeit und dem vagen Gefühl, er wäre seiner Pflicht ausgewichen, Zeuge zu sein, wie Honor Harrington vor Cordelia Ransom geschafft wurde.
    »Nun, ich fürchte, diese Geschehnisse werden einige Nachwirkungen zeigen«, erklärte Theisman und sah erneut LePic an, als überlege er, wie offen er sprechen durfte. Das konnte Caslet sehr gut verstehen. Ob der Bürger Kommissar nun vorübergehend ihr Bündnisgenosse war oder nicht, für die Freimütigkeit, die Theisman vor LePic an den Tag legen durfte, gab es deutliche Grenzen. Caslet sah am Gesicht seines Kommandeurs, daß er die gleichen Überlegungen anstellte, dann zuckte der Bürger Admiral mit dem Kopf wie ein Pferd, das eine Bremse verjagt – oder wie ein Stier kurz vor dem Angriff.
    »Insbesondere«, sagte Theisman, »ist die Bürgerin Committeewoman zu dem Schluß gelangt, unser Militär habe die Realitäten des totalen Kriegs gegen den Klassenfeind nur unzureichend verinnerlicht. Sie findet, zu viele Offiziere klammerten sich an überkommene, elitäre Konzepte wie die sogenannte ›Ehre‹. Während ihr solche Altlasten auf abstrakter Ebene durchaus verständlich erscheinen, vertritt die Bürgerin Committeewoman die Ansicht, es sei allmählich an der Zeit, Denkgewohnheiten zu überwinden, die ein gefährliches Sympathiegefühl für die Feinde des Volkes erzeugen könnten, denn diese bemühen sich immerfort, unseren Kampfwillen zu unterminieren, was ein wesentlicher Bestandteil ihrer Anstrengungen ist, die Volksrepublik zu besiegen und zu vernichten.«
    Seiner Wut zum Trotz riß Caslet bei dem unverhohlenen Gift in Theismans Satzungeheuer die Augen auf und schaute kurz LePic an. Niemand hätte dem Bürger Admiral seine Worte verübeln können, doch der Ton, in dem er sie ausgesprochen hatte, zeugte von einer Abscheu, die mindestens so groß war wie bei Caslet. Der Volkskommissar scharrte voll Unbehagen mit den Füßen, sagte jedoch kein Wort. Offenbar war er über Theismans Ton längst nicht so unglücklich wie über den Umstand, daß er als Volkskommissar den Tonfall für gerechtfertigt hielt.
    »Im Lichte ihrer Schlußfolgerungen«, fuhr der Bürger Admiral mit unveränderter Stimme fort, die Caslet an tiefgekühlte Säure denken ließ, »hält es die Bürgerin Committeewoman als Angehörige des Komitees für Öffentliche Sicherheit für ihre Pflicht, sich mit den Fehlleistungen des Offizierskorps zu befassen. Sie hat daher folgendes beschlossen: Obwohl die Häftlinge nun in den Gewahrsam des Amts für Systemsicherheit übergegangen sind, soll eine Delegation von Flottenoffizieren vorübergehend der SyS zugeteilt werden, um zu beobachten, wie man Volksfeinde angemessen behandelt. Zu diesem Zweck hat sie mich angewiesen, die Count Tilly zu detachieren. Das Schiff wird die Tepes nach Cerberus eskortieren, so daß Bürger Konteradmiral Tourville und sein Stab den Kern der Delegation bilden. Darüber hinaus« – Theisman verengte die Augen und blickte Caslet bohrend wie der Beschuß aus einem Zwillingslaser an – »hat die Bürgerin Committeewoman ausdrücklich Sie angefordert.«
    »Mich, Bürger Admiral?« fragte Caslet in höchstem und aufrichtigem Erstaunen. Als Theisman daraufhin bestätigend nickte, blinzelte der Bürger Commander verwirrt. »Hat die Bürgerin Committeewoman denn erklärt, weshalb Sie meine Begleitung wünscht?«
    »Nein«, entgegnete Theisman, wenngleich seine ungerührte Stimme verriet, daß er einen Verdacht hegte. Und nach einigen Sekunden begriff auch Caslet die Beweggründe Ransoms.
    Natürlich. Nach allem, was ihm bereits zu Ohren gekommen war, hatte Shannons Unvorsichtigkeit sie schließlich doch noch in die Katastrophe gestürzt, vor der Caslet die Taktikhexe immer bewahren wollte. Jemand wie Ransom hätte sich gewiß mit Shannons Dienstakte befaßt. Wie konnte Foraker anders in ihren gegenwärtigen Rang aufgestiegen sein, ohne daß ihre politische Unzuverlässigkeit der Systemsicherheit auffiel, wenn ihre militärischen Vorgesetzten sie nicht gedeckt hatten? Bei dieser Überprüfung mußte Ransom festgestellt haben, daß Caslet nicht nur Shannons Kommandant gewesen war, sondern sie auch zweimal zur Beförderung vorgeschlagen hatte.

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