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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Harrington zu erfassen, war sie ebenso in ihre Aufgabe versunken und disziplinierte sich ohne Rücksicht; und dann interessierte sie sich überhaupt nicht für ihr Äußeres. Doch kaum ließ sie die Klinik hinter sich, erfreute sie sich geradezu wie ein Kind an schönen Kleidern, Schmuck und Kosmetik – Dingen, denen ihre Tochter anscheinend völlig gleichgültig gegenüberstand.
    Allisons Freude an Äußerlichkeiten ging einher mit einem gnadenlosen Vergnügen, jedem Wichtigtuer und Heuchler Nadelstiche zu versetzen. Allison Harrington vereinigte in sich Schönheit, den Status als beste Genetikerin auf Mirandas Welt, Sinn für Humor und beowulfianische Herkunft. Zusammengenommen machte sie dies auf Grayson zu einer tödlichen Waffe. Traditionalisten, die sich bereits über ›diese Fremdweltlerin‹ aufgeregt hatten, bildeten für die Mutter dieser Fremdweltlerin unbewegte Ziele. Dr. Harrington war selbstsicher und kühn; im Gegensatz zu ihrer Tochter liebte sie Partys, Bälle und Diners. Mit ungekünsteltem, geradezu überschwenglichem Entzücken vergnügte sie sich dort. Während sich die Gutsherrin in ›richtiger‹ Frauenkleidung zunächst fehl am Platze und lächerlich gefühlt hatte, ersann Allison mit Hilfe der Regentengattinnen und Katherine Mayhew unter Beachtung traditioneller Stilmerkmale die ausgefallensten Kreationen, die man auf Grayson je gesehen hatte. Nur wenige Frauen des Planeten hätten solche Kleidung je getragen, doch Allison Harrington schuf sich ihr eigenes Gesetz. Ihre mandeläugige Schönheit und ihr entwaffnender und zugleich überwältigender Charme gestatteten ihr alles Denkbare.
    Den Angehörigen der alten Garde mußte es sehr verführerisch erscheinen, Lady Harringtons Mutter kurzerhand als frivole dumme Gans abzutun, die einer leichtlebigen, lasterhaften Gesellschaft entstammte. Wer sich allerdings durch ihr jugendliches Aussehen dazu verleiten ließ, sie zu unterschätzen, beging einen fatalen und nicht wiedergutzumachenden Fehler. Ganz offensichtlich vermißte Allison Harrington ihren geliebten Ehemann sehr, doch andererseits erfreute sie sich seit etwas mehr als siebzig T-Jahren an ihrer Gabe, die männliche Hälfte der Spezies Mensch zu reizen und zu fesseln. Bislang, das mußte Miranda zugeben, hatte sie alles vermieden, was ihre Tochter auch nur im geringsten in Verlegenheit gebracht hätte; Miranda wurde jedoch den Verdacht nicht los, daß Allison sich nur deswegen Schranken auferlegte, weil sie Lady Harrington jede Peinlichkeit ersparen wollte . Auf keinen Fall verzichtete sie jedenfalls darauf, die gesellschaftlichen Geier in falsche Positionen zu locken, damit sie ihnen die Beine unter dem Leib wegtreten konnte. Miranda hatte Allison Harrington nur auf einer einzigen Party beobachten müssen, um zu erfahren, wie ihre Tochter zu ihren einzigartigen taktischen Instinkten gekommen war. Allison war nicht genügend Freizeit beschieden, um die graysonitische Gesellschaft flächendeckend mit Skandalen zu überziehen. Mit niederschmetternder Gewalt brach die Nachricht vom Verschwinden der Gutsherrin herein, und alle Feste wurden abgesagt. Eine Wolke legte sich über das Gut von Harrington; am schwärzesten war sie über Harrington House und den Menschen, die die Gutsherrin am besten kannten. Lord Clinkscales schickte augenblicklich die Tankersley nach Manticore, um Lady Harringtons Vater nach Grayson zu holen. Protector Benjamin und seine Familie boten sich an, Allison während der Wartezeit auf ihren Mann Trost zu spenden. Doch kam es anders als erwartet, denn nun zeigte sich, daß im Herzen Dr. Harringtons, hinter den Scherzen, Modephantasien und Posen, eine gewaltige Gemütsruhe und eine bodenlose Stärke schlummerten. Nach der Vermißtmeldung hatte sie den Quell innerer Kraft angezapft und schaffte es auf irgendeine Weise, auch Lady Harringtons Gefolgschaft mit dieser inneren Stärke zu unterstützen. MacGuiness, Miranda und Howard Clinkscales, die von der Gutsherrin scherzhaft als ihr innerer Kreis bezeichnet wurden, bedurften solcher Gemütsruhe besonders, und Allison teilte sie bereitwillig mit ihnen. Kaum zwei Monate befand sie sich nun auf Grayson, und doch konnte – und wollte – sich Miranda kaum noch das Harrington House ohne sie vorstellen.
    Nun blickte sie der näher kommenden Allison entgegen, und ihr selbstironisches Lächeln vertiefte sich. Als menschliche ›Großmutter‹ von Samanthas Kindern hielt sich Dr. Harrington über das Treiben der Kleinen auf dem

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