Honor Harrington 7. In Feindes Hand
vor für einen gravierenden Fehler, aber letztendlich handelt es sich um eine politische Entscheidung. Wenn Sie und Bürger Committeeman Saint-Just beide der Meinung sind, es sei … nicht ratsam, Bürgerin Committeewoman Ransom zu überstimmen … Sie müssen die Lage beurteilen.«
»Danke, Bürgerin Admiral.« Pierre klang ehrlich dankbar, und McQueen fragte sich, wofür eigentlich. Er war der Vorsitzende des Komitees, und Saint-Just und er konnten alles tun, was immer ihnen einfiel, ob sie damit nun einverstanden war oder nicht, spielte keine Rolle – jedenfalls noch nicht. »Ich fürchte, Ihre Analyse der Reaktionen, die Harringtons Hinrichtung bei unseren Streitkräften auslösen wird, ist zutreffend«, fuhr er fort, »und wir werden jegliche Unterstützung brauchen, um dem Problem die Spitze abzubrechen. Aus diesem Grunde würde ich jeden Hinweis, den Sie Bürger Boardman geben können, sehr begrüßen.« McQueen blickte ihn fragend an, und Pierre lächelte verschmitzt. »Bürger Boardman verfaßt die offizielle Verlautbarung durch das Komitee und entwirft ein Kommunique an die Streitkräfte, aber ich bringe seinen Fähigkeiten … sagen wir, keinen lebhaften Respekt entgegen. Besonders hinsichtlich des Militärs wird er alle Hilfe brauchen, die er bekommen kann, damit es sich wenigstens gut anhört .«
»Bürger Vorsitzender«, gestand McQueen offen, »meiner Meinung nach ist es nicht zu bewerkstelligen, daß sich Harringtons Hinrichtung für das Militär gut anhört. Wir können allenfalls hoffen, daß es sich nicht ganz so schlecht anhört, aber selbstverständlich werde ich Bürger Boardman jede Hilfe zukommen lassen, die ich geben kann.«
»Danke«, sagte Pierre noch einmal, und McQueen entnahm seinem Ton, daß sie entlassen sei. Sie erhob sich und nickte den anderen mit genau der richtigen Mischung aus Ehrerbietung und Selbstwertgefühl zu, dann verließ sie das Büro und ging zu den Aufzügen. Sie mußte alle Willenskraft aufwenden, damit ihren Bewegungen nicht die Wut anzumerken war, die noch immer in ihr kochte.
Wenigstens habe ich die Entscheidung nicht getroffen. Ich habe sogar Einwände dagegen erhoben – und das nicht nur aus Zweckmäßigkeit. Schon komisch. Zum erstenmal seit Jahren kann ich sagen, daß ich meine Hände in Unschuld wasche … und ich habe damit nicht das geringste bißchen bewirkt. Per Knopfdruck rief sie eine Liftkabine und verschränkte die Arme, um zu warten.
Andererseits zeigt sich trotz allem vielleicht doch noch ein Silberstreif am Horizont , überlegte sie. Nicht kurzfristig, aber die verdammte Hinrichtung war Ransoms Idee, und Pierre und Saint-Just haben sich geweigert, die Entscheidung zu widerrufen, stimmt’s? Das Offizierskorps wird das so gut wissen wie ich. Was das angeht, die Manties auch. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, muß ich diesen Trumpf ausspielen. Schließlich kann ich dann in Anspruch nehmen, aus moralischer Entrüstung über die Exzesse des Komitees und der Systemsicherheit zu handeln, nicht wahr? Ja, das kann ich.
Die Aufzugtüren öffneten sich, und Esther McQueen verzog den Mund zu einem bitteren, zynischen Lächeln. Dann trat sie in die Liftkabine.
Miranda LaFollet saß im Schatten auf der Bank und beobachtete die Kinder beim Spielen. Neben ihr lag Farragut ausgestreckt auf dem Bauch. Sein Kinn ruhte bequem auf ihrem Oberschenkel. Sie lächelte ihn an, streckte die Hand aus und fuhr sein zauberhaft weiches Rückgrat entlang. Er schnurrte sanft und wölbte ganz leicht den Rücken, aber selbst diese fast unmerkliche Reaktion ließ Miranda das Wunder einmal mehr als etwas völlig Neues erleben. Sie hätte nicht sagen können, was sie geleistet hatte, um Farraguts Liebe oder den Zauber ihrer Bindung zu verdienen. Er war ihr Gefährte, ihr Ritter und engster Freund in einem, und selbst nach solch kurzer Zeit erschien ihr ein Leben ohne ihn völlig unvorstellbar. So etwas konnte einfach nicht geschehen, und sie war dafür so unglaublich dankbar, daß … Der Gedanke brach ab, und ihre grauen Augen verfinsterten sich. So kam es immer. Für eine Weile gelang es ihr, den Gedanken, den sie nicht denken wollte, beiseite zu drängen, indem sie sich auf ihre Aufgaben konzentrierte – die einfachen täglichen Pflichten, die soviel Zeit in Anspruch nehmen konnten. Doch immer wieder ereilte sie die Erinnerung, und abrupt kehrte mit brutaler Macht die Finsternis zurück.
Sie blickte auf die anderen ‘Katzen, und vertraute Sorge wand sich in
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