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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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begreifen, was das rauhe Keuchen zu bedeuten hatte, das seinen Schlaf störte. Er befand sich noch im Halbschlaf, als zwei schwielige Hände seinen Kopf packten und grob herumrissen. Einen Augenblick lang betäubte das übelkeitserregende Krachen der Nackenwirbel Johnsons hoffnungslose Versuche, Luft zu bekommen, dann erstarben alle Laute, und Horace Harkness trat in die Dunkelheit zurück, schloß die Augen und erschauerte angeekelt.
    Er tötete nicht zum erstenmal, doch bisher hatte er weder jemanden umgebracht, den er kannte, noch hatte er die Tat mit bloßen Händen verübt anstatt mit Raketen oder einem Energiegeschütz, und das war etwas ganz anderes. Harkness fühlte sich unrein, denn weder Johnson noch Candleman hatte auch nur im leisesten damit gerechnet, daß er sie angriff. Doch genau darum war es ja gegangen: Harkness hatte ihnen nicht gestatten können, mit einem Angriff zu rechnen. Deshalb war er ihr Partner geworden, ihr guter Freund und Kumpel, der durchtriebene Ex-Manty: um sie im Schlaf zu ermorden.
    Er ließ die Arme an den Seiten herabhängen und ballte die Fäuste. Von dem leichten Beben abgesehen, das er nicht unterdrücken konnte, stand er völlig regungslos da. Dann zuckten seine Nasenflügel, und er schlug wieder die Augen auf. Das alles hatte er durchdacht, als er den Plan faßte, und damals hatte er recht gehabt. Ihm blieb keine andere Wahl, soviel stand fest. Ganz gleich, wie nett es gewesen sein mochte, mit Johnson und Candleman ein paar Bier zu kippen, während man den nächsten Coup plante, beide waren SyS-Schergen gewesen. Gott allein wußte, wie viele andere Menschen sie gefoltert oder getötet hatten – oder in wie vielen Fällen sie zumindest Beihilfe geleistet hatten. Selbst wenn dieser Gedanke nur dazu diente, sein Gewissen zu beruhigen, blieb es doch wahr. Er kehrte den Toten den Rücken zu, um sich mit ihren Spinden zu befassen.
    Beide Spinde waren abgeschlossen, doch Horace Harkness hatte im Laufe seines bewegten Lebens schon viele Schlösser geöffnet, deren Schlüssel jemand anderes besaß. Außerdem genoß er den unschätzbaren Vorteil, die Besitzer der Spinde schon zu Dutzenden von Gelegenheiten beim Öffnen beobachtet zu haben. Rasch gab er die Kombinationen ein und verzog den Mund zu einem grimmigem Lächeln, als die Innenbeleuchtung der Spinde auf den Waffen seiner toten Wachhunde schimmerte.
    Er legte sich Johnsons Koppel um, zog den Pulser und überprüfte ihn. Magazin und Kondensator zeigten volle Ladung. Rasch überzeugte sich Harkness, daß die Koppeltaschen mit Ersatzmagazinen und Energiepacks gefüllt waren, steckte eine der Uniformjacken des Corporals und eine Hose in einen Wäschebeutel und wandte sich Candlemans Spind zu. Die Handfeuerwaffe des Privates überprüfte er ebenfalls, hängte sich das zweite Koppel wie einen Patronengurt diagonal vor die Brust und schloß die Spinde. Dann nahm er den Minicomputer an sich, mit dem er die Spielprogramme manipuliert hatte, und schob ihn in den Zugangsschlitz am Schott.
    Er loggte sich mit Johnsons Paßwort ein. Hätten Computer sich Gedanken über dergleichen machen können, so hätte der Bordcomputer der Tepes sich wahrscheinlich über den unglaublichen Fortschritt gewundert, den die Programmierkenntnisse von Bürger Corporal Heinrich Johnson, Dienstnummer SYS-1002-56722-0531-HV, binnen kurzem gemacht hatten. Doch Computern war dergleichen egal, und Harkness bewegte sich geschwind auf den Datenwegen, die er angelegt hatte, während Johnson und Candleman glaubten, er würde lediglich Computerspiele zu ihren Gunsten manipulieren.
    Harkness hatte nicht gewagt, ein Hauptsystem grundlegend zu verändern, denn zu leicht hätte ein Offizier oder Unteroffizier, der kein Computer-Analphabet war, über sein Werk stolpern können. Deshalb hatte er alle Modifikationen auf dem Minicomputer programmiert und abgespeichert. Es war nicht leicht gewesen, dafür zu sorgen, daß alle seine kleinen Pakete zur richtigen Zeit und in der richtigen Reihenfolge aktiviert werden würden, doch Harkness hoffte, die Schwierigkeiten hinreichend berücksichtigt zu haben. Nur bei einem Teilprogramm war er gezwungen gewesen, es im voraus auszulösen. Nun überprüfte er es und grunzte zufrieden: Es hatte sich wie geplant vor achtzehn Minuten und einundzwanzig Sekunden aktiviert. Harkness grinste. Noch immer konnten tausend Dinge schiefgehen, aber diese kleine und doch entscheidende Einzelheit hatte ihm die größten Sorgen bereitet. Nun mußte er das

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