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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nächstgrößte Risiko eingehen und drückte eine Funktionstaste. Soweit jedermann an Bord von VFS Tepes sagen konnte, geschah überhaupt nichts. Nur Harkness und sein Minicomputer wußten es besser. Überall in den elektronischen Eingeweiden des Schlachtkreuzers wurden schlagartig ein halbes Dutzend Programme von Versionen ihrer selbst überschrieben, die Harkness sich schon vor Tagen oder Wochen in seinen Minicomputer geladen und verändert hatte – in den meisten Fällen handelte es sich um sehr subtile Variationen, in einigen wenigen nicht.
    Trotz der Größe einiger dieser Programme und Programmgruppen gelangten die Abwandlungen mit einer Geschwindigkeit an Ort und Stelle, die jemandem, der in der Zeit der gedruckten Schaltungen und Siliciumchips gelebt hatte, unfaßbar erschienen wäre. Als die Bestätigungen seiner Befehle auf dem Display aufblitzten, stieß Harkness geräuschvoll den Atem aus. Er hatte gar nicht bemerkt, daß er die Luft angehalten hatte. Harkness loggte sich aus, zog den Minicomputer aus dem Steckplatz und schob ihn sich in die Tasche. Er bückte sich, hängte sich den Wäschebeutel mit Johnsons Uniform über die Schulter und ging rasch ans Ende der Abteilung. Stämmig wie er war, paßte er kaum in den Ventilationsschacht, aber das war im Moment wirklich seine geringste Sorge.
     
    Warner Caslet straffte Schultern und Rückgrat, als der Lift anhielt und sich die Türen öffneten. Die letzten vier Wochen waren noch schlimmer gewesen als befürchtet. Nicht etwa, daß es konkrete Unannehmlichkeiten gegeben hätte; vielmehr war es die völlige Machtlosigkeit, die an seinem Nervenkostüm zerrte. Caslet wußte genau, was mit Honor Harrington und ihren Leuten geschehen würde, und er konnte daran ebensowenig ändern wie an Cordelia Ransoms Plänen mit ihm. Zunächst hatte ihn ein wenig überrascht, daß sie ihrem militärischen Verbindungsoffizier gestattete, längere Zeit mit den Gefangenen allein zu sein, doch bei näherem Nachdenken kam ihm der Gedanke, daß er ihre Intelligenz möglicherweise unterschätzt hatte. Je länger sie das Damoklesschwert über seinem Haupt schweben ließ, desto größer wäre der Schmerz, wenn sie es endlich fallen ließ und ihm zeigte, daß alle Hoffnung, die er sich gemacht hatte, nur eine Seifenblase gewesen war.
    Was auch geschehen mochte – die Tepes stand im Begriff, in den äußersten Ring von Wachsatelliten rings um den Planeten Hades einzudringen. Nur noch eine halbe Stunde, bis sie auf die Parkumlaufbahn eintrat; nicht einmal das hätte Caslet wissen dürfen. Welchen Sinn es haben sollte, ihm derart triviale Informationen vorzuenthalten, begriff er nicht, aber diese besessene Vorsicht war charakteristisch für die SyS: nach Möglichkeit alles für sich behalten. Sonderlich schwer war es allerdings nicht gewesen, die ETA herauszufinden, und da Caslet nun wußte, was geschehen würde, hatte er beschlossen, Alistair McKeon und Andreas Venizelos ein letztes Mal zu besuchen.
    Freilich hätte er besser davon abgesehen. Offiziell war er an Bord der Tepes , damit er die Verantwortung für den Zustand der Gefangenen übernahm. Unnötig Kontakt mit ihnen zu suchen, konnte seine ohnehin geringe Überlebenschance nur zusätzlich schmälern. Dennoch gedachte Caslet nicht, sich diese Anstandsgeste zu versagen.
    Seiner offiziellen Position zum Trotz hatte man ihm keinen Zutritt zu Lady Harrington gewährt – unter dem Vorwand, sie sei Sträfling, keine Kriegsgefangene. Seinem ersten und einzigen Versuch, Informationen über ihr Befinden zu erlangen, war eine derart heftige Reaktion gefolgt, daß er es nicht gewagt hatte, ein zweites Mal nachzufragen. Immerhin hatte er durchsetzen können, daß er die alliierten Soldaten, die man noch immer als Kriegsgefangene ansah, beinahe jederzeit besuchen konnte. Offiziell hatte er nie um Besuchserlaubnis gebeten, sondern das Gewicht seines Dienstgrades und seiner Pflichten als Verbindungsoffizier angewendet. Zu seiner Überraschung kam Caslet damit immer wieder durch, vermutlich, weil der für die Bewachung zuständige Lieutenant die Besuche seinen Vorgesetzten nicht meldete – oder besagte Vorgesetzte hatten beschlossen, Caslet genügend Leine zu lassen, um sich selbst einen Strick daraus zu drehen, und die Aufzeichnungen der Überwachungskameras als Beweise seines Abfalls zu verwenden. Welchen legitimen Grund sollte ein Offizier der VFH schließlich besitzen, sich auch nur eine Sekunde länger mit Volksfeinden abzugehen als

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