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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Deshalb wartete er darauf, daß sich ihm schwer und verächtlich eine Hand auf die Schulter legte und eine Stimme ihn wegen Umgangs mit Volksfeinden als verhaftet erklärte. Doch nichts dergleichen geschah, und niemand rührte sich, niemand sagte etwas, als ob keiner der Anwesenden glauben könnte, was vor sich ging – was immer es war.
    Dann zerriß diese Stille.
    »Harkness?«
    Venizelos stieß den Namen hervor, und zwar in solch grenzenlos ungläubigem Ton, daß Caslet trotz seines vorher gefaßten Vorsatzes herumfuhr. Ebenso fassungslos wie der Stabschef riß er die Augen auf, als er den Mann in der offenen Luke erkannte – den Mann, der vier schwere Schrapnellgewehre wie ein unhandliches Bündel Feuerholz unter dem linken Arm trug, während ihm vier Pulser in Halftern und die dazugehörigen Koppel von der rechten Hand baumelten.
    »Jawohl, Sir«, bestätigte Horace Harkness an Venizelos gewandt, dann nickte er McKeon zu. »Tut mir leid, daß ich so lange gebraucht habe, Captain.«
    »Mein Gott, Harkness.« McKeon klang noch ungläubiger als Venizelos. »Was zum Teufel glauben Sie eigentlich, was Sie da tun?«
    »Ich ziehe einen Ausbruch auf, Sir«, entgegnete Harkness nüchtern, als wäre es das Natürlichste schlechthin.
    »Aber wohin?« wollte McKeon wissen. Eine durchaus vernünftige Frage, kam es Caslet in den Sinn, denn sie waren 130 Lichtjahre vom nächsten Stützpunkt der Allianz entfernt.
    »Sir, ich hab’ einen Plan, glaube ich … aber wir haben nicht die Zeit, hier rumzustehen und darüber zu sprechen«, antwortete Harkness noch immer sachlich, aber mit drängendem Unterton. »Wenn es funktionieren soll, dann sind wir an einen richtig engen Zeitrahmen gebunden, und …« Er verstummte und starrte Caslet an, als hätte er den Haveniten gerade erst wahrgenommen. Seine Lippen zogen sich zusammen. »Ach du Scheiße , Commander! Wie lange sind Sie denn schon hier?«
    »Ich …« setzte Caslet an und verstummte wieder. Was hier vor sich ging, konnte er genausowenig sagen wie die alliierten Offiziere, nur eins wußte er mit Gewißheit: daß sich sein Status soeben geändert hatte. Von einem ihrer Wärter, wenngleich einem ehrenwerten und geachteten, war er zu einem einzelnen feindlichen Offizier in einer Kammer voller Verzweifelter geworden. Aber stimmte das wirklich? War er überhaupt noch ihr Feind? Und konnten sie verzweifelter sein als er im Laufe des letzten Monats geworden war?
    »Ich bin erst seit ein paar Minuten hier, Senior Chief«, antwortete er schließlich. »Höchstens fünf bis zehn Minuten.«
    »Gott sei Dank!« atmete Harkness auf. Dann wandte er sich wieder McKeon zu. »Captain, könnten Sie mir nicht einfach vertrauen und den anderen Beine machen, Sir? Wir müssen uns beeilen, wenn es uns nicht ganz heftig erwischen soll!«
    McKeon starrte ihn noch einen Augenblick an, dann hatte er die Fassung wiedergewonnen und nickte heftig.
    »Vermutlich sind Sie unheilbar wahnsinnig und führen uns in den Tod, Senior Chief«, sagte er und nahm eins der Koppel, »aber wenigstens wissen wir diesmal, mit wem wir es zu tun haben.« Grimmig bleckte er sein lückenhaftes Gebiß. Seine Augen glitzerten kalt.
    »Wenn es Ihnen gleich ist, Sir, dann würde ich hier lieber lebend herauskommen«, erwiderte Harkness. »Und vielleicht bin ich verrückt, aber ich glaube, wir haben eine Chance.«
    »Na schön, Senior Chief.« McKeon winkte die anderen vor, die wölfisch grinsten, als Harkness seine Waffenlast verteilte. Die meisten Waffen und Koppel waren mit Blutspritzern gesprenkelt, obwohl Harkness versucht hatte, sie sauberzuwischen. McKeon warf einen Blick in den Korridor und verzog den Mund, als er die gewaltige Blutlache rings um die verkrümmten Leichen der Wachmannschaft sah.
    »Gibt es irgendeinen Grund, weshalb Ihnen die SyS-Schläger noch nicht zu beiden Ohren rauskommen?« fragte er fast sanft.
    »Nun, jawohl, Sir, den gibt es tatsächlich.« Harkness reichte Andrew LaFollet das letzte Schrapnellgewehr, holte den Minicomputer hervor und schaltete das Display ein. »Ich bin in ihr Computersystem eingebrochen, könnte man sagen. Deshalb hat mir der Commander hier solch einen Schrecken eingejagt.« Er nickte Caslet zu. »Ich hab’ eine Schleife in die Bilderfassung der Überwachungskameras dieser Sektion programmiert.«
    »Eine Schleife?« fragte Venizelos.
    »Jawohl, Sir. Ich habe die Kameras angewiesen, fünf Minuten nach Beginn der gegenwärtigen Wache auf Aufnahme zu schalten und zwanzig Minuten so

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