Honor Harrington 7. In Feindes Hand
Software eingespeist hatten. Während diese Katastrophen ihren Lauf nahmen, erhielten die Computer, die für den Kraftstoffbedarf der Beiboote zuständig waren, eigene Anweisungen. Ventile öffneten sich, und der Techniker, der in Beiboothangar Eins zufällig gerade eine geringfügige Störung an Nabelschur Zwo reparierte, riß vor Entsetzen die Augen auf, als er sah, was geschah. Er sprang an die Handsteuerung und versuchte, den Vorgang abzubrechen, aber dazu hatte er nicht genügend Zeit. Doch selbst wenn es ihm gelungen wäre zu verhindern, daß sich der Nottreibstoff in Nabelschnur Zwo ergoß, hätte er nichts mehr dagegen unternehmen können, daß in Nabelschnur Vier genau das gleiche geschah.
Der binäre Nottreibstoff war hypergolisch, das heißt, er entzündete sich bei Mischung selbsttätig, ohne dazu Sauerstoff oder eine Zündquelle zu benötigen. Der Wartungstechniker rannte schreiend davon, obwohl er wußte, daß es zu spät war. Die Komponenten, die sich hinter ihm mischten, waren viel zu … unbändig, und die Tepes erbebte wie ein verletztes Pferd, als Beiboothangar Eins explodierte. Die Detonation zerfetzte sechsundzwanzig Besatzungsmitglieder und alle Raumfahrzeuge im Hangar. Alarmsirenen gellten auf, als die Druckwelle sich in den Rumpf fortpflanzte. Schotte barsten, und weitere einundvierzig Männer und Frauen fanden den Tod, als ihre Atemluft in Form eines beinahe perfekten Feuerrings aus der schrecklichen Wunde in den Weltraum entwich.
Sperrschotte knallten zu, noch mehr Warnsignale ertönten, und Offiziere und Unteroffiziere brüllten Befehle in die Comsysteme. Die Comsysteme aber funktionierten nicht mehr, und dann erbebte das Schiff erneut – Beiboothangar Zwo war ebenfalls explodiert.
Bei der ersten Explosion geriet der Sergeant, der Clinkscales angebrüllt hatte, ins Taumeln. Er breitete die Arme aus, um das Gleichgewicht zurückzuerlangen, und unter anderen Begleitumständen hätte der Tanz, mit dem er auf den Beinen zu bleiben versuchte, gewiß ein wenig lächerlich gewirkt. An den herrschenden Umständen jedoch war nichts Komisches, und als Clinkscales den linken Arm ausstreckte, um sich an der Schottwand abzustützen, bemerkte er, wie der Blick des Sergeants an ihm vorbei auf den Minicomputer fiel, der noch immer in dem Schlitz steckte. Einen logischen Grund gab es nicht, aber das spielte keine Rolle; der Sergeant ahnte weder, was getan worden war, noch zu welchem Zweck: Aber in diesem Augenblick intuitiver Einsicht wußte er, wer es verursacht hatte. Fast schien es, als wäre sein Bewußtsein auf unerfindliche Weise mit dem Verstand des Ensigns verknüpft worden, denn im gleichen Moment, in dem der Sergeant begriff, daß Clinkscales den Vorfall irgendwie verursacht hatte, erkannte Clinkscales die Gedanken des Mannes.
Der hochgewachsene junge Mann, der sich mit der linken Hand abrupt vom Schott abstieß, zeigte keine Spur mehr von dem unbeholfenen Jüngling, der mit Lady Harrington an Bord von GNS Jason Alvarez gegangen war. Der Stoß warf Clinkscales vor den Sergeant, der noch um sein Gleichgewicht kämpfte und nun den Mund öffnete, um eine Warnung zu rufen. Doch die brachte er nie heraus, denn als er gerade brüllen wollte, packte Clinkscales ihn mit der linken Hand an der Uniformbrust und zog ihn an sich. Beide Männer gingen zu Boden, Clinkscales lag unten. Der Sergeant spürte, wie ihm etwas Hartes an die Brust gedrückt wurde. Er blickte Clinkscales in die Augen, und Verwirrung wich Wut und Haß, aber er hatte noch immer nicht begriffen, was da gegen ihn drückte, als Clinkscales den Abzug durchzog und ein Feuerstoß aus dem Pulser das Herz des Sergeants zerriß.
Zuckend brach die Leiche auf Clinkscales zusammen und überschüttete ihn mit Blut, das dem Ensign brühendheiß vorkam. Er stieß den Toten beiseite und rollte sich auf ein Knie. In diesem Augenblick erbebte das Schiff unter der Explosion von Beiboothangar Drei, und Horace Harkness’ Stimme drang aus den Lautsprechern von Beiboothangar Vier.
»Kraftstoffleck!« rief die Stimme. »Mehrere Kraftstofflecks! Den Hangar sofort räumen! Wiederhole, sofort den Hangar räumen!«
Es handelte sich offensichtlich weder um eine computergenerierte Stimme noch um eine Bandansage, doch in der Panik, die sich über die Hangargalerie senkte, fragte sich ohnehin niemand, wer da eigentlich sprach. Eine Stimme kam aus den Intercomlautsprechern und gab einen Befehl. Mehr wollten die Leute gar nicht wissen. Rote und bernsteingelbe
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