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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Warnlichter blitzten auf, und die Haveniten eilten wie eine durchgehende Viehherde zu den Liften. Als Beiboothangar Fünf explodierte, rüttelte es die Tepes erneut heftig durch, und die neuerliche Erschütterung ließ der Hangarbesatzung die Flucht besonders dringlich erscheinen. Die Leute drängten sich in die Lifte und waren zu sehr auf ihre Flucht bedacht, um den blutüberströmten Corporal zu bemerken, der neben einem toten Sergeant kniete. Während Carson Clinkscales ihnen nachblickte, sonnte er sich in der Gewißheit, zum ersten Mal in seinem ganzen Leben alles genau richtig gemacht zu haben.
     

29
     
    Bürger Lieutenant Hanson Timmons war schlechter Laune.
    In voller Paradeuniform stand er aufrecht wie ein Ladestock, die behandschuhten Hände auf den Rücken gelegt, das Offiziersstöckchen unter dem rechten Arm, und starrte finster auf die Lifttüren. Neben ihm stand ein doppelter Wachtrupp mit umgehängten Waffen. Jeder einzelne Mann und jede einzelne Frau der Abteilung war ebenso makellos aufgeputzt wie er selbst. Sie warteten auf die Kamerateams, die filmen sollten, wie der einzige Sträfling im ganzen Trakt abgeholt wurde. Timmons’ Leute hatten größten Wert auf ihr Äußeres gelegt, und das nicht nur wegen der drohenden Kameras. Schon seit Wochen war die wachsende Frustration ihres Vorgesetzten offensichtlich, und niemand wollte Timmons auch nur den geringsten Anlaß bieten, Dampf abzulassen. Timmons war das nicht entgangen. Doch da er wußte, daß seine Leute seinen Groll bemerkt hatten, wuchs sein Zorn nur um so mehr, denn wenn sie seine Laune mitbekamen, dann kannten sie auch die Ursache dafür.
    Erst wenige Wochen vor Cordelia Ransoms Aufbruch nach Barnett war Timmons zum Gefängnisoffizier der Tepes ernannt worden, und in Anbetracht seines relativ untergeordneten Dienstgrades stellte die Ernennung einen verheißungsvollen Schritt in seiner Karriere dar. Außerdem bewies sie, daß er in der Gunst seiner Vorgesetzten stand und diese Vertrauen in seine Fähigkeiten besaßen. Während seiner Karriere bei der Systemsicherheit hatte er sich auf die Behandlung politisch heikler Häftlinge spezialisiert und sie stets in der geforderten Verfassung abgeliefert. Normalerweise hieß das, daß die Leute vor ihm zu Kreuze krochen und sie allem zustimmten, was die SyS ihnen abverlangte. Timmons war davon überzeugt, jeden brechen zu können. Schließlich machte ein Mensch normalerweise die Arbeit am besten, die er am meisten liebte.
    Deswegen hatte man ihn wohl auch Ransoms persönlichem Schiff zugeteilt, denn die Ministerin für Öffentliche Information hatte geahnt, gelegentlich Verwendung für einen Spezialisten seines Metiers zu haben. Doch diesmal war der Bürger Lieutenant völlig unzufrieden mit sich selbst, denn Honor Harrington hatte selbst seinen intensivsten Bemühungen widerstanden. Freilich hatte ihn die Auflage behindert, daß Harrington in gesundem Zustand an den Henker übergeben werden mußte, damit sie alles begriff, was ihr widerfuhr, und angemessen darauf reagieren konnte. Schließlich sollten die Kameras ihren großen Moment für spätere Propagandasendungen aufzeichnen. Daß sie vor diese Kameras treten mußte, hatte es ihm unmöglich gemacht, sie körperlich zu züchtigen und ihre Kooperation zu erzwingen. Schließlich hätte es keinen Sinn, sie so schwer zu verletzen, daß die Zuschauer am Ende noch Sympathie für die Volksfeindin empfanden, und weil sie nach Ransoms Vorgabe angemessen auf ihre Hinrichtung reagieren sollte, stand auch der Einsatz von Drogen außer Frage.
    Objektiv betrachtet, erschienen Timmons die Restriktionen durchaus vernünftig: Immerhin versuchten sie Harrington keine Informationen zu entreißen, und weil sie ohnehin gehängt wurde, bestand auch kein zwingender Grund, sie zuvor zu brechen. Das alles linderte jedoch nicht im geringsten den brennenden Wunsch des Bürger Lieutenants, sie zu zerquetschen . Schließlich hatte auch er seinen Berufsstolz. Er genoß seine Arbeit und war davon überzeugt gewesen, Harrington ebenso brechen zu können, wie er bisher jeden und jede gebrochen hatte – und nun, da er darin versagt hatte, fühlte er sich um so schwerer in seinem Stolz getroffen.
    Eigentlich hätte Harrington kein Problem darstellen dürfen! Auch ohne die gröberen Mittel wie körperliche Mißhandlung und Drogen hätte die Demütigung ausreichen müssen. Den Stahl in Harringtons Kern hatte Timmons durchaus erkannt, doch vergrößerte dergleichen nur seine

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